Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
er sie nicht mehr verabscheut«, murmelte sie.
»Er ist ein Spaßvogel und zieht mich gern damit auf, dass ich Engländer bin.«
Ihr Ehemann sah in dem breitkrempigen Hut, dem cremefarbenen Anzug und der elfenbeinfarbenen Krawatte wirklich sehr englisch aus. Abgesehen von einem winzigen Detail: Graham hatte sich heute Morgen nicht rasiert, und schon jetzt lag ein dunkler Bartschatten auf seinen Wangen.
Es war, als begänne er, sich vor ihren Augen zu verändern.
Sie legten bei einem kleinen Dorf an, wo Graham den Dorfbewohnern vier Kamele abkaufte. Zwei davon belud er mit ihren Reisetruhen und den Vorräten, die er in Kairo besorgt hatte. Das Khamsin-Lager lag ein gutes Stück weiter in der östlichen Wüste, wie er Jillian sagte.
Die Ufer des Nils waren von grünen Vegetationsstreifen, riesigen Dattelbäumen und Feldern gesäumt. Dahinter jedoch war bald nichts mehr außer offener Wüste. Schweiß lief Jillians Nacken hinunter. Graham, der sein Kamel direkt neben ihrem führte, schien die sengende Mittagssonne nichts auszumachen. Von unter dem Hutschatten blickte er immer wieder zu ihr.
Sie machten unterwegs mehrere Pausen. Muskeln, die Jillian noch niemals benutzt hatte, schmerzten vom Ritt auf dem harten Kamelsattel, und von dem ungewaschenen Tier und dem Wüstensand stieg ein beißender Geruch auf. Jillian verlagerte ihr Gewicht und blinzelte müde. Es fühlte sich an, als ritten sie schon Stunden durch die riesigen Schluchten, die Graham Wadis nannte, unterwegs zum höher gelegenen Wüstenabschnitt. Die karge, verlassene Landschaft wirkte deprimierend auf Jillian. Auf diesem öden Land mit den hohen Bergen aus Sandstein und Granit konnte unmöglich Leben existieren. Der wolkenlose Himmel über ihnen schien ebenso hart wie der Felsenuntergrund unter den Kamelhufen. Wie konnte irgendjemand mitten in der Wüste leben?
Sie kniff mehrmals die Augen zu, als sie glaubte, in der Ferne hohe Dattelpalmen und grüne und gelbe Vegetation zu sehen. Schwarze Zelte ragten vor dem Horizont auf. Gewiss war das eine dieser Sinnestäuschungen, die von der unbarmherzigen Hitze hervorgerufen wurden. Aber dann sah sie winzige Gestalten, die sich bewegten. Konnte es das Khamsin-Lager sein?
Graham brachte sein Kamel zum Stehen und forderte Jillian auf, dasselbe zu tun. Seine Augen blitzten vor Aufregung, als er die Hände vor dem Mund zu einem Trichter formte und einen durchdringenden melodischen Laut ausstieß.
Erschrocken starrte Jillian ihn an. Ihr Ehemann, in seiner durch und durch englischen Aufmachung, kam ihr plötzlich so ägyptisch vor wie die Wüste um sie herum.
In der Ferne hielten die Gestalten kurz inne. Dann erklangen ähnliche Laute wie der, den Graham erzeugt hatte. Gleich darauf sah Jillian, wie mehrere Leute sich Pferde griffen und zu ihnen geritten kamen. Eine Staubwolke stob hinter ihnen auf.
Jillian schluckte ängstlich, doch Graham lächelte sie ermutigend an. »Hab keine Angst! Das ist die traditionelle Khamsin-Begrüßung für einen Wüstensohn.«
Trotz seiner Versicherung fand sie die wilden Kriegsschreie furchteinflößend. Wie versteinert saß sie da, als eine kleine Gruppe dunkelblau gewandeter Krieger auf sie zugaloppiert kam. Die Krieger auf ihren Arabern johlten und brachten ihre Pferde nicht einmal einen halben Meter vor ihnen zum Stehen. Aus der Nähe konnte Jillian erkennen, dass sie etwa knielange dunkelblaue Mäntel trugen, darunter dunkelblaue Pluderhosen, die in Lederstiefeln steckten, und dunkelblaue Turbane auf den Köpfen. Alle hatten kurzgeschnittene Vollbärte. Ein großer, besonders imposanter Mann sprang von seinem Pferd und ging auf Jillians lächelnden Ehemann zu. Die beiden umarmten sich, während die anderen Krieger wortlos Jillian anstarrten.
Graham löste sich aus der Umarmung und blickte zärtlich zu Jillian. »Jabari, das ist meine Frau Jillian. Jilly, das ist Jabari bin Tarik Hassid, Scheich der Khamsin-Krieger des Windes.«
Sie wusste nicht, wie sie einen Scheich richtig begrüßte, zumal der lange Krummsäbel an seinem Gürtel sie nervös machte. Aber der gutaussehende Scheich befreite sie aus ihrer Verlegenheit, indem er ihr die Hand schüttelte. »Eine westliche Sitte, auf die meine Frau Wert legt. Sie findet, Männer und Frauen sollten gleich behandelt werden.« Er sprach fließend Englisch, wenngleich mit einem Akzent. Und sein Lächeln war ausgesprochen warmherzig. »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, Jillian!«
Sie lächelte und bedankte sich. Ein
Weitere Kostenlose Bücher