Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
Vom Netzwerk:
sie beobachten, wie sie John umsorgte.
    „Was glotzt du?“, herrschte Mary ihn an und Anne zuckte zusammen. weniger ob des rüden Tons, als vielmehr ob der Erkenntnis, dass – kaum dass John zurückgekehrt war – wieder jener Umgangston Einzug hielt, den sie in den zurückliegenden Tagen so wenig vermisst hatte.
    „Geh und tu deine Arbeit, nichtsnutziger Kerl!“, keifte sie ihm nach, als er sich schon vom Türrahmen abgestoßen hatte und nach draußen gegangen war.
    „Lass ihn doch. Er hat dir ja nichts getan“, flüsterte Anne beschwichtigend.
    „So?“, gab Mary spitz zurück. „Hat er nicht?“
    Anne wusste nicht, wie viel Mary gesehen hatte, wie viel sie wusste, oder ahnte. Aber auf jeden Fall war klar, dass sie es missbilligte. Wie so vieles in diesem Haus. Da sie aber nicht gegen John direkt, oder auch Anne, ankam, ließ sie ihren Zorn an Declan aus.
    Declan, dessen Position auf dem Hof so weit unten war, dass nach ihm nur noch die Schweine kamen.
    „Wir sollten überlegen, die Polizei zu informieren.“
    Anne schüttelte entschlossen den Kopf.
    „Ich will nicht, dass Johns Verhalten überall in der Grafschaft diskutiert wird.“
    „Wie du meinst …“
    Ihre Missbilligung war nur allzu unmissverständlich und doch gab sie nach.
    Als John schnarchend eingeschlafen war, setzte Anne sich so neben den Kamin, dass sie ihn im Auge behalten konnte.
    Sie verweigerte jede Mahlzeit und ignorierte sogar Declan, der eingetreten war, um sich sein Essen in einer irdenen Schüssel zu holen.
    Als er ging, flog die Tür krachend ins Schloss, doch John rührte sich nicht.
    Die Nacht brach herein und noch immer kauerte Anne am Kamin, den sie ab und an schürte, oder neues Holz nachlegte, um ihn am Brennen zu halten.
    Sie hatte die Knie gegen die Brust gezogen und ihr Tuch um sich gewickelt.
    Mary verabschiedete sich mit einem knappen Nicken zur Nacht, während Anne keinen Blick von John ließ.
    Es war eine unbestimmte Angst, die sie so ausharren ließ. Die tiefsitzende Furcht vor dem, was sich ereignen mochte, sobald er alleine erwachte.
    Die grauenhaftesten Bilder erhoben sich gleich Schatten aus dem Totenreich in ihrem Kopf.
    Sie sah ihn, wie er – halbtot – in Richtung der Scheune stolperte, eine Axt in Händen. Aus irgendeinem Grund wusste er um das, was sich zwischen Declan und ihr abspielte. Und nun würde er Rache nehmen.
    Von Grauen erfasst sah sie seinen zerschlagenen Körper, die Axt hoch erhoben, wie er au sholte und dann ohne Unterlass auf den Schlafenden einschlug. Sie sah Declans Blut, das herumspritzte und mit dem sich das Stroh vollsaugte.
    Wie irrwitzig diese Fantasien auch sein mochten – solange es nur die geringste Möglichkeit gab, dass sie Wirklichkeit wurden, würde sie hier ausharren und John bewachen.
    Die so verbrachten Stunden fraßen sich mit eisigen Zähnen in Annes Fleisch. Der Boden erschien ihr härter als je zuvor und die Nacht schien kein Ende nehmen zu wollen.
    Wieder und wieder blickte sie nach draußen. Dorthin, wo jetzt Declan auf seinem Lager lag und nicht wusste, dass sie ihn nur beschützte.
    So oft starrte sie durch das Fenster, dass sie bald fürchtete, den anbrechenden Morgen nicht einmal dann zu erkennen, wenn er sich statt mit Schnee mit Sonnenschein ankündigen würde.
    Ihre Sehnsucht aber wanderte zu ihrem Geliebten, zum einzigen Mann, der ihr Blut in Wa llung brachte.
    Und dann, gerade als sie das Warten und Harren überstanden glaubte, kam ihr jener Geda nke, der in solch verführerischer Süße erschien, dass es sie beinahe überwältigte.
    Warum töte ich ihn nicht einfach? Niemand würde etwas bemerken. Er wäre einfach seinen Verletzungen erlegen. Niemand würde Fragen stellen, niemanden würde es interessieren …
    Alle Qualen lägen für immer hinter ihnen. Und nach allem, was er ihr angetan hatte, würden selbst Gott und die Erzengel ihr Tun richtig und gut heißen.
    Sie erhob sich mühsam auf die eingeschlafenen Beine und musste sich dabei am Kaminvo rsprung festhalten. Mit einem leisen Ächzen rieb sie ihre brennenden Glieder und trat dann vor den noch immer tief schlafenden John, ihren Dämon.
    Nachdem sie einige Momente so auf ihn niedergeblickt hatte, ging sie hinüber in die Küche. Auf dem Arbeitstisch lag noch Marys Messer vom Vortag, mit dem sie den Kohl kleingeschni tten hatte, bevor sie ihn sauer eingelegt hatte.
    Es war ein nicht allzu langes, dafür aber ebenso spitzes wie scharfes Messer.
    Den Schaft fest umfasst, ging sie ruhig zu dem

Weitere Kostenlose Bücher