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Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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stür.
    „Was sind das für Männer?“, wisperte Anne und Mary zuckte mit den Schultern.
    „Ich weiß es nicht. Aber sie haben dem Bauern eine Todesangst eingejagt.“
    „Ob es Schuldeneintreiber sind?“, raunte Anne.
    Sie hatte schon von solchen Männern gehört, die jenen Bauern im Nacken saßen, die sich bei irgendwelchen dubiosen Geldgebern verschuldet hatten, und deren Methoden, an ihr Geld zu kommen, wenig zimperlich waren.
    So brauchte es auch keine größere Fantasie, um die beiden Männer mit jenem Ereignis in Verbindung zu bringen, das sogar die Wirtin Charlotte alarmiert hatte.
    Da nun John der Einzige war, der die Sache hätte aufklären können, er aber auch genau derjenige war, von dem man dies am allerwenigsten erwarten konnte, zogen sich die beiden Frauen wieder in ihr tiefes Schweigen zurück und gingen stumm und scheinbar regungslos ihrem Tagwerk nach.
    Ja, es mochte fast erscheinen, als habe alle Bewohner des Hofes eine ansteckende Krankheit erfasst, die sie einander meiden ließ.
    Anne, die sich mit jeder Faser nach Declan sehnte, die stets aus den Augenwinkeln ihre Umgebung nach ihm absuchte, fürchtete tatsächlich nichts so sehr, wie ihn zu sehen und damit Johns Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken.
    Sie betete förmlich, der Bauer möge den Knecht vergessen haben, um ihn nicht zum Anlass zu nehmen, jenen Druck, der auf ihm lastete, in einer grausamen Gewaltorgie an dem ju ngen Mann auszulassen.

 
     
    Skylla und Charybdis
     
    Selbst die gewaltigsten Lawinen, so zeigt uns das Leben, werden oftmals durch einen winz igen Steinschlag ausgelöst.
    Kaum mehr als ein Kiesel, der sich von seinem Platze löst, Raum freigibt, wo zuvor keiner war, und der damit einen Erdrutsch hervorruft, der zur allesvernichtenden Kraft wird.
    Lord Aldertons Kutsche kam einen Tag nach dem Besuch der beiden Fremden über die gewundene, inzwischen nur noch schwer befahrbare Straße auf den Hof gerumpelt.
    In dem grauschwarzen Einerlei des düsteren Spätherbsttages wirkte sie wie eine bunt schillernde Fatamorgana, die die Bewohner von ihrer Arbeit abzog, um zu sehen, was sich da abspielte.
    Während der Kutscher auf seinem Bock sitzen blieb, sprang ein Diener, der seine Livree durch einen langen, dicken Umhang schützte, herab und steuerte sofort die wartende Anne an.
    Vor ihr angekommen, machte er eine tiefe Verbeugung und sagte dann:
    „Gnädige Frau, seine Lordschaft hat mich geschickt, damit ich Sie zum Tee abhole.“
    Annes Augen weiteten sich vor Schreck.
    Nicht nur, dass sie die Einladung vollkommen vergessen hatte (sie hatte keinerlei Gewicht im Vergleich zu jenen Schrecken, die sich über ihrer al ler Köpfe zusammenbrauten), sie wollte der Einladung ja gar nicht folgen.
    „Ich bin untröstlich …“, hob sie mit gespielt verzweifeltem Gesichtsausdruck an. „ … aber ich bin nicht gerichtet und hatte auch …“
    Doch weiter kam sie mit ihrer Ausrede nicht.
    Johns Gesicht hatte sich mit einem Schlag aufgehellt und er trat einen hastigen Schritt nach vorne.
    „Natürlich kommt sie. Wir bedanken uns für die außerordentliche Ehre, sie seine Lordschaft uns zuteilwerden lässt. Mistress Hall macht sich nur schnell fertig. In der Küche wird man Ihnen derweil eine schöne Tasse Tee geben …“
    Damit schob er den Diener ins Haus und wedelte gleichzeitig mit der freien Han in Marys Richtung, damit diese sich sputen solle, den livrierten Gast zu bewirten.
    „Ich will nicht!“, zischte Anne und es war das Erste, was sie seit Tagen zu John gesagt hatte.
    „Natürlich gehst du!“
    „Ich habe nichts anzuziehen …“, widersprach sie ebenso schnell wie folgenlos.
    „Es findet sich was. Du gehst mit und Punktum. Oder ich schnappe mir dein Schoßhündchen und züchtige es mit der Gerte …“
    Bei diesen Worten grinste er Anne breit an. Dass er ihre Achillesferse damit getroffen hatte, wusste er nur zu gut.
    Und so eilte sie in ihr Zimmer und suchte aus ihrer Truhe jenes Kleid, welches sie nur zu Kirchgängen trug.
    Es war im Schnitt veraltet und stammte vom Grunde her noch von ihrer Mutter. Diese hatte es lediglich vor ihrem Tod ein wenig dahingehend abgeändert, dass sie Rock mittels g eschickt eingesetzter Stoffbahnen erweitert hatte.
    Da ihre Mutter zwar eine geschickte Näherin gewesen war, von Schnitten aber keine Ahnung gehabt hatte, sah man dem Kleid einfach an, dass es ursprünglich aus einer anderen Zeit, aus einem anderen Geschmack stammte.
    Aber welche Wahl hatte Anne auch?
    Im Gegenteil,

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