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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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wartete. »Ich ... ich freue mich, nach Hause zurückzukehren, Tante Anne«, brachte sie schließlich über die Lippen. »Es ist nur so, daß . . .« Sie verstummte.
    Freute sie sich wirklich, nach England zurückzufahren? Nein, das Gegenteil war der Fall! Sie fürchtete sich davor, die Chance zu vertun, die ihr da gegeben wurde. Es war eine Sache, sich in Paris von unzähligen Männern den Hof machen zu lassen, aber eine ganz andere, nach Hause zurückzukehren und Paul dazu zu bringen, sie mit den Augen ihrer französischen Verehrer zu sehen. Und dann mußte sie sich dort auch noch gegen ihren Vater, Margaret Merryton und alle jene behaupten, die sie stets mehr als verächtlich behandelt hatten. Hier in Paris gab es Tante Anne und Onkel Edward, die sie liebten, die mit ihr lachten, und die ihr das Leben so angenehm wie möglich machten.
    Ihre Tante blickte aus dem Fenster, aber Whitney entging nicht, daß ihr eine Träne über die Wange rollte. Sie biß sich auf die Lippe. Wenn Tante Anne Vorbehalte gegen ihre Rückkehr nach England hatte, dann war es mit Sicherheit dafür noch zu früh. Sie war noch nicht bereit, nicht >fertig<, sich dem zu stellen, was sie jenseits des Kanals erwartete. Sie sah in den Spiegel, um sich dort Zuversicht zu holen. In Paris betonten die jungen Messieurs immer wieder, wie schön sie sei. Würde Paul das auch denken? Der Spiegel gab ihr die Antwort, vor der sie sich gefürchtet hatte: Sie fand sich zu unscheinbar, zu linkisch, zu groß - selbst ihre Hände schienen nicht recht zu wissen, was sie tun sollten . . . Und da, auf ihrer Nase, konnte sie tatsächlich Andeutungen der Sommersprossen entdecken, die sie so verabscheute! Was soll’s, dachte Whitney gereizt und empfand Zorn auf sich selbst. Gegen Sommersprossen kann man etwas unternehmen, Hände können diszipliniert werden, und sie würde gar nicht erst damit anfangen, sich ihre Mängel und Nachteile so zu Herzen zu nehmen, wie sie das früher immer wieder getan hatte.
    Langsam ließ die Übelkeit in ihrem Magen nach, statt dessen keimte Hoffnung in ihr auf. Ich fahre nach Hause, dachte sie, und ein leises Lächeln trat auf ihre Lippen. Ich fahre nach Hause zu Paul - und ich werde allen zeigen und beweisen, wie sehr ich mich verändert habe. Ich fahre tatsächlich heim!
    Aber die Rückkehr nach England bedeutete auch, ihre geliebte Tante und ihren Onkel verlassen zu müssen.
    Sie wandte sich vom Spiegel ab und sah, daß die Schultern ihrer Tante hilflos zuckten. »Ich komme mir vor, als würde mir etwas Lebenswichtiges entrissen«, flüsterte Anne mit halberstickter Stimme.
    »Ich habe Sie sehr lieb, Tante Anne«, hauchte Whitney verzweifelt, während ihr die Tränen in die Augen traten. »Ich habe Sie sehr, sehr lieb.« Tante Anne breitete die Arme aus, und Whitney flüchtete sich hinein, um sich beruhigen und trösten zu lassen.
    Vor Whitneys Tür blieb Lord Gilbert einen Moment lang stehen, straffte die Schultern und zwang ein Lächeln auf seine Züge. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, kam er in den Raum geschlendert. »Na, laßt ihr es euch gutgehen, Ladies?« erkundigte er sich mit aufgesetzter Munterkeit und blickte von einer weinenden Frau zur anderen.
    Zwei tränenüberströmte Gesichter starrten ihn ungläubig an. »Ob wir es uns gutgehen lassen?« wiederholte Anne fassungslos. Sie sah Whitney an, Whitney sah sie an. Plötzlich begannen sie zu lächeln, zu kichern und schließlich lauthals zu lachen.
    »Nun ja, äh . . . das freut mich«, murmelte Edward, verstört über das unverständliche Benehmen der beiden. Dann räusperte er sich. »Du wirst uns fehlen, Kind. Du hast uns in den vergangenen Jahren nur Freude gemacht. ..«
    Whitneys Heiterkeit schwand, neue Tränen brannten in ihnen Augen. »Oh, Onkel Edward«, flüsterte sie verzweifelt, »niemals werde ich einen Mann so lieben wie Sie.«
    Zu seinem höchsten Mißbehagen stellte Lord Gilbert fest, daß auch seine Augen peinlich feucht wurden. »Nun ja«, knurrte er schließlich, »immerhin ist England nicht das Ende der Welt, oder?«
    »Es liegt aber auch nicht gerade um die nächste Straßenecke«, entgegnete Whitney und trocknete sich die Tränen.
    »Du hast dort drüben Freunde«, erinnerte sie Edward. »Und dann ist da natürlich auch dieser junge Mann, den du so bewundert hast. . . Dieser blonde Bursche, der nicht den Verstand besaß, das Juwel vor seinen eigenen Augen zu erkennen. Wie hieß er doch gleich?«
    »Paul«, erwiderte Whitney leise.
    »Dieser

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