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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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voraus und drei weitere bildeten die Nachhut, so daß sich eine beträchtliche Karawane durch die sanfte englische Landschaft bewegte, und Whitney wünschte, daß Paul ihre Heimkehr sehen könnte.
    Schaukelnd bog die Kutsche auf den Weg ein, der zu ihrem Haus führte, und mit bebenden Fingern streifte sich Whitney die lilafarbenen Handschuhe über.
    »Nervös?« fragte Anne lächelnd.
    »Ja. Wie sehe ich aus?«
    Lady Anne musterte sie anerkennend von den dichten Mahagonihaaren, die von einer Filigran-Spange zusammengehalten wurden, über ihr leuchtendes Gesicht bis zu dem modischen fliederfarbenen Reisekostüm. »Perfekt«, erklärte sie.
    Auch Lady Anne zog sich die Handschuhe an und fühlte sich fast so nervös wie Whitney, während sie die Möglichkeit erwog, daß Martin Stone gar nicht erfreut darüber sein könnte, daß sie Whitney nach Hause begleitete. Edward hatte es für besser gehalten, ihrem Schwager davon nichts zu schreiben, so daß ihm keine andere Wahl blieb, als sie willkommen zu heißen.
    Die Kutschen hielten vor der breiten Freitreppe des Hauses. Der Kutscher sprang vom Bock, öffnete den Schlag und zog die kleine Treppe aus. Whitney raffte die Röcke, lächelte Anne an und begann auszusteigen.
    Aus der Kutsche heraus beobachtete Anne, wie Martin Stone der hinreißenden, eleganten jungen Frau entgegenging, die ihn strahlend anlächelte. »Kind«, sagte er steif zu der Tochter, die er vier Jahre lang nicht gesehen hatte, »du bist ja noch größer geworden.«
    »Entweder das«, erwiderte Whitney ernsthaft, »oder du bist geschrumpft.«
    Lady Annes unterdrücktes Lachen gab ihre Anwesenheit in der Kutsche preis, und sehr zögernd stieg sie aus. Sie hatte zwar nicht erwartet, daß er sie mit offenen Armen empfing -Martin Stone war noch nie besonders herzlich oder gar überschwenglich gewesen. Allerdings hatte sie auch nicht damit gerechnet, daß er sie sekundenlang anstarrte, während seine Miene von Verblüffung zu offensichtlicher Verärgerung wechselte. »Wie liebenswürdig, daß Sie Whitney nach Hause begleitet haben«, brachte er schließlich über die Lippen. »Wann werden Sie uns wieder verlassen?«
    »Tante Anne wird ein bis zwei Monate bleiben, bis ich mich hier wieder eingewöhnt habe«, mischte sich Whitney hastig ein. »Ist das nicht sehr lieb von ihr?«
    »Ja wirklich«, erwiderte er und wirkte ausgesprochen gereizt. »Warum ruht ihr euch nicht vor dem Abendessen ein wenig aus oder beaufsichtigt das Auspacken eures Gepäcks? Ich habe noch einen Brief zu schreiben. Wir sehen uns dann später«, fügte er hinzu und drehte sich um, um ins Haus zu gehen.
    Whitney fühlte sich hin und her gerissen zwischen tiefer Verlegenheit darüber, wie ihr Vater ihre Tante behandelte, und einer wehmütigen Freude, wieder zu Hause zu sein. Während sie die Treppe hinaufschritten, wanderte ihr Blick über die vertraute Eichenholztäfelung des alten Hauses, über die Stiche englischer Landschaften und die Portraits ihrer Vorfahren. Ihr Lieblingsgemälde, eine Jagdszene im Morgennebel, hing an seinem Ehrenplatz auf der Galerie zwischen zwei Kerzenleuchtern. Alles war wie früher und doch irgendwie anders. Es schien dreimal so viele Diener zu geben wie zuvor, das ganze Haus schimmerte vor Sauberkeit und sorgfältiger Pflege. Die Kerzenhalter in der Halle glänzten, und der Teppich unter ihren Füßen war neu.
    Auf der Schwelle zu ihrem Zimmer blieb Whitney plötzlich wie angewurzelt stehen. Der Raum war in ihrer Abwesenheit völlig renoviert und neu eingerichtet worden. Vergnügt betrachtete sie ihr Bett mit dem Baldachin und der Bettdecke aus elfenbeinfarbenem Satin und goldener Stickerei. Vor den Fenstern hingen dazu passende Vorhänge. »Sieht das nicht einfach wundervoll aus, Clarissa?« rief sie begeistert und drehte sich zu ihrer Zofe um. Aber die grauhaarige Frau war damit beschäftigt, die Diener zu beaufsichtigen, die Whitneys Truhen ins Zimmer schafften. Da Whitney viel zu aufgeregt war, um sich hinlegen zu können, half sie Clarissa und einem neuen Zimmermädchen beim Auspacken.
    Ihr Vater wartete im Speisezimmer bereits auf sie, und Whitney nahm vage wahr, daß die Stühle neu gepolstert worden waren - mit rosafarbenem Samt, der zu den neuen Portieren paßte. Zwei Diener in tadelloser Livree standen neben dem Buffet und ein weiterer schob gerade einen mit Speisen beladenen Servierwagen aus der Küche herein.
    »Es scheinen sehr viel mehr Diener als früher im Haus zu sein«, merkte Whitney an,

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