Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
sinken. Nein, sie würde sich dem Mann stellen und ihre Schuld eingestehen - Leugnen hätte ohnehin keinen Sinn!
    Als Clayton neben ihr war, erkannte Whitney in seinem Gesicht eine so namenlose Wut, daß sie unwillkürlich erschauerte. Mit schnellem Griff packte Clayton Khans Zügel und brachte beide Pferde abrupt zum Stehen.
    »Sie können meinen Zügel loslassen«, sagte Whitney leise. »Ich werde nicht flüchten.«
    »Halten Sie den Mund!« Da er Khans Zügel weiter in der Hand behielt, blieb Whitney keine andere Wahl, als stumm neben ihm dahinzureiten. Das Schweigen belastete sie so, daß sie krampfhaft darüber nachdachte, wie sie es brechen konnte. Aber das einzige, was ihr einfiel, waren anerkennende Bemerkungen über die hervorragende Art, in der er mit Dangerous Crossing fertig geworden war. Und die waren in Anbetracht der momentanen Situation kaum angemessen.
    An den Überresten einer alten Steinmauer neben einem Bach brachte Clayton die Pferde zum Stehen und stieg ab. Er band den Hengst mit schnellen, behenden Bewegungen fest, kam dann zu Whitney, riß ihr Khans linken Zügel aus der Hand und befestigt ihn an der anderen Seite der Steinmauer, dem Hengst gegenüber. Dann drehte er sich um. »Steigen Sie ab!« knurrte er Whitney an und lief dann auf einen mächtigen Ahorn zu.
    Whitney spürte, daß sich ihre Magengrube zusammenkrampfte. »Ich würde lieber hier bleiben«, rief sie ihm unsicher nach.
    Als hätte er sie nicht gehört, streifte er sich die Reithandschuhe von den Fingern, warf sie ins Gras und riß sich die Jacke von den Schultern. Er lehnte sich gegen den Stamm und zog ein Bein an. Als er den Mund öffnete, klang seine Stimme wie ein Peitschenhieb. »Ich habe Sie aufgefordert, von diesem Pferd da herunterzukommen.«
    Höchst widerstrebend glitt Whitney von Khans Rücken und blieb dann neben ihrem Pferd stehen. Sie machte sich bewußt, daß er um Beherrschung rang, und hoffte inständig, daß es ihm auch gelang. Seine Augen musterten sie kühl von Kopf bis Fuß und blieben an ihrer rechten Hand hängen. Als sie seinem Blick folgte, sah Whitney, daß sie noch immer die Peitsche hielt. Schnell ließ sie sie fallen.
    »Ich glaube, es gibt etliche Dinge, die Ihnen ebensoviel Spaß machen wie das Reiten«, meinte er mit beißender Ironie.
    »Ich hasse Sie«, brach es verzweifelt aus ihr heraus.
    »Ich weiß, daß Sie das tun«, sagte er gelassen, und Whitney entging nicht, daß sein Gesichtsausdruck weder Triumph noch Befriedigung zeigte. Sie wandte den Blick ab.
    »Sehen Sie mich an«, forderte er sanft.
    »Nein!« rief sie hilflos. »Denn wenn ich das tue, kratze ich Ihnen die Augen aus!«
    »Sie sind auf mich nicht annähernd so wütend wie auf sich selbst.«
    »Wieviel ist Ihnen eine Wette darüber wert?« fauchte Whitney, spürte aber, wie ihre Wut verrauchte, als sie auf Dangerous Crossing blickte, dessen pechschwarzes Fell riesige Schweißflecke zeigte. Es war ein Wunder, daß sich das Tier nicht verletzt hatte, daß der Reiter erfahren genug war, um sich im Sattel zu halten, sowie klug genug, es auslaufen zu lassen, bevor er es zum Stall zurückbrachte.
    Und er hatte recht: Das, was sie getan hatte, erfüllte sie mit bitterem Zorn auf sich selbst, auch wenn ihre Scham mehr dem Pferd als dem Reiter galt. Sie erkannte gleichfalls, daß er auf eine Entschuldigung von ihr wartete, und da sie sich nichts mehr wünschte, als seiner Nähe zu entkommen, sagte sie tonlos: »Auf keinen Fall wollte ich das Pferd schlagen. Ich wollte Sie treffen. Aber wie auch immer: Es war ein unverantwortliches, gefährliches Verhalten, das eigentlich Strafe verdient hätte.«
    »Vielen Dank für Ihre Entschuldigung«, entgegnete er fast liebevoll.
    Verdutzt sah Whitney ihn an und glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu dürfen. Doch auch sein Gesicht zeigte nichts als freundliches Verständnis, seine grauen Augen lächelten sie an.
    Plötzlich kam es ihr so vor, als seien sie die besten, engsten Freunde, als verbinde sie nun irgendein geheimnisvolles Band. Diese erstaunliche Empfindung hielt an, nahm sogar noch zu. »Es tut mir entsetzlich leid«, stammelte sie.
    »Genug«, unterbrach er sie leise. »Es ist bereits vergessen.«
    Als er den Kopf senkte, wußte Whitney, daß er sie gleich küssen würde. Doch anstatt sich abzuwenden, hob sie ihm fast unbewußt das Gesicht entgegen, suchte nach Bestätigung für sein Verzeihen. Und schon senkte sich sein Mund auf ihre Lippen, um sie sehr sanft, sehr zärtlich zu

Weitere Kostenlose Bücher