Sturm der Leidenschaft
alles stimmt?«
»Meine Situation hat sich verbessert«, knurrte er.
»Wann?«
»Im Juli.«
Jetzt war es mit Whitneys Gelassenheit vorbei. »Deine Situation hat sich also bereits im Juli gebessert, aber dennoch hast du es nicht für nötig befunden, meine Erbschaft und meine Aussteuer zu ersetzen?«
Seine Faust donnerte auf die Schreibtischplatte. »Ich werde diese Farce nicht länger dulden!« schrie er, daß der ganze Raum widerhallte. »Du bist mit Clayton Westmoreland verlobt. Die Vereinbarung ist längst und unwiderruflich getroffen!«
In ihrer Erregung entging Whitney der winzige Namensunterschied. »Aber wie . .. warum .. . wann hast du das getan?«
»Im Juli!« zischte er. »Und es ist endgültig, hast du verstanden?!«
Whitney starrte ihn ungläubig entsetzt an. »Willst du mir etwa sagen, du hättest mit diesem Mann eine Vereinbarung getroffen, ohne mich jemals zu fragen? Ohne meine Gefühle in Betracht zu ziehen?«
»Verdammt noch mal!« preßte ihr Vater zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Er hat mir diese Vereinbarung aufgenötigt!«
»Du mußt im Juli sehr glücklich gewesen sein«, flüsterte Whitney mit kaum verständlicher Stimme. »Endlich war es dir gelungen, mich für immer loszuwerden, und dieser >Gentleman< hat sogar noch für mich bezahlt. Und . . . O Gott!« schrie sie auf, als ihr blitzartig alles klar wurde, jedes einzelne, erbärmliche, entwürdigende Detail.
Haltsuchend stützte sie sich auf den Schreibtisch und schloß die Augen. Als sie sie wieder öffnete, konnte sie ihren Vater durch ihren Tränenschleier kaum erkennen. »Er hat für alles bezahlt, nicht wahr? Für die Pferde, die Diener, die neuen Möbel, die Reparaturen am Haus . . . sogar meine Kleider«, fügte sie tonlos hinzu.
»Ja, verdammt noch mal! Ich hatte alles verloren. Ich hatte bereits alles verkauft, was ich besaß.«
Kalte, namenlose Wut stieg in Whitney auf. »Und als nichts anderes mehr da war, hast du deine Tochter verkauft! Du hast mich an einen absolut Fremden verkauft!« Whitney hielt inne und holte tief und zitternd Atem. »Bist du auch ganz sicher, einen guten Preis für mich erzielt zu haben, Vater? Ich hoffe, du hast das erste Angebot nicht sofort angenommen. Bestimmt hast du ein wenig geschachert. . .«
»Wie kannst du es wagen!« schrie er und schlug sie so heftig ins Gesicht, daß sie beinahe das Gleichgewicht verlor. Wieder hob er die Hand, aber Claytons schneidende Stimme ließ ihn innehalten. »Wenn Sie sie noch einmal anrühren, Stone, sorge ich dafür, daß Sie das Ihr Leben lang bereuen!«
Das Gesicht ihres Vaters erstarrte, ergeben sank er in seinen Sessel zurück. Bebend vor Wut fuhr Whitney zu ihrem »Retter« herum. »Sie miese, niederträchtige Schlange! Was für ein Mann sind Sie eigentlich, daß Sie sich eine Frau kaufen müssen? Eine Frau, die Sie noch nicht einmal gesehen haben? Wieviel habe ich Sie denn gekostet?«
»Sie werden verstehen, daß ich darauf nicht antworte.«
Whitneys Gedanken überschlugen sich, suchten verzweifelt nach einem Ansatzpunkt, seinen Panzer unerschütterlicher Gelassenheit zu durchbrechen. »Viel können Sie nicht bezahlt haben«, höhnte sie. »Das Haus, in dem Sie leben, ist recht bescheiden. Haben Sie etwa Ihr gesamtes kümmerliches Vermögen für mich hingegeben? Hat mein Vater unerbittlich verhandelt, oder . ..«
»Das reicht«, unterbrach Clayton ruhig und stand auf.
»Er kann dir alles bieten . .. einfach alles«, rief ihr Vater heiser hinter ihr. »Er ist ein Herzog, Whitney. Bei ihm wirst du alles haben, was . ..«
»Ein Herzog!« spottete Whitney verächtlich. »Wie ist es Ihnen denn gelungen, ihn davon zu überzeugen, Sie erbärmlicher .. .« Die Stimme versagte ihr den Dienst, und Clayton griff ihr liebevoll unter das Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
»Ich bin ein Herzog, Kleine. Das habe ich Ihnen schon vor Monaten gesagt, damals, in Paris . . .«
»Sie ... Sie widerlicher menschlicher Abschaum! Sie würde ich nicht heiraten, selbst wenn Sie der König von England wären!« fauchte sie wütend und entzog sich seinem Griff. »Nie bin ich Ihnen in Frankreich begegnet.. .« Sie brach ab. Satan! schoß es ihr durch den Kopf. In den letzten Wochen und über ihrem Glück mit Paul hatte sie das ganz vergessen! Also gut, dachte sie fast resigniert, ich bin ihm bei dem Maskenball begegnet, aber deshalb ist er doch noch lange nicht der Duke of Claymore!
»Tante Anne .. .«, flüsterte sie hilflos und brach erneut
Weitere Kostenlose Bücher