Sturm der Leidenschaft
empfand, verschlug ihr ebenso die Sprache wie die Endgültigkeit, mit der er ihren Wunsch, Paul zu heiraten, als bedauernswerte Laune abtat. Und um alles noch schlimmer zu machen, nahm er sie nun auch noch in die Arme. »Macht es Ihnen denn gar nichts aus, daß ich Sie nicht liebe?« erkundigte sie sich.
»Natürlich lieben Sie mich nicht«, neckte Clayton. »Sie hassen mich. Das haben Sie mir mehr als einmal gesagt. Übrigens auch hier, genau an dieser Stelle .. .«
»Hören Sie auf, mich an diesen Tag zu erinnern. Ich will ihn so schnell wie möglich vergessen.«
Er zog sie noch enger an sich und betrachtete sie mit verhaltener Zärtlichkeit. »Ich würde Ihnen alles geben, was in meiner Macht steht, Kleine. Aber nie werde ich Sie vergessen lassen, wie Sie an diesem Tag waren. Niemals. Bitten Sie mich um alles andere - und es gehört Ihnen.«
»Alles andere?« höhnte sie und stemmte verzweifelt die Hände gegen seine Brust. »Also gut. Ich möchte Sie nicht heiraten. Entlassen Sie mich aus dem widerwärtigen Handel, den Sie mit meinem Vater abgeschlossen haben?«
»Nein. Ich fürchte, das kann ich nicht.«
»Dann beleidigen Sie meine Intelligenz nicht damit, daß Sie so tun, als würden Sie meine Wünsche respektieren«, entfuhr es Whitney verbittert. »Ich will mit Ihnen nicht verlobt sein, und doch wollen Sie mich nicht freigeben. Ich will Sie nicht heiraten, aber Sie sind fest entschlossen, mich vor den Altar zu zerren. Ich . . .«
Er ließ sie so abrupt los, daß Whitney um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte. »Hätte ich die Absicht gehabt, Sie >vor den Altar zu zerren<«, erklärte er kurz und bündig, »hätte man Sie aus Frankreich nach Hause zitiert, damit Ihnen Ihr Hochzeitskleid angepaßt wird. Es ist und bleibt jedoch eine schlichte Tatsache, daß ich mir keine kalte, abweisende Frau in meinem Bett wünsche.«
Whitney war so überglücklich und erleichtert, daß sie ihm seine anzügliche Bemerkung auf sein Bett auf der Stelle verzieh. »Herr im Himmel, warum haben Sie das denn nicht schon früher gesagt? Wenn das Ihre Überzeugung ist, brauchen Sie sich doch nicht mehr mit mir herumzuplagen.«
»Das heißt?«
»Das heißt, daß ich die denkbar kälteste und abweisendste Ehefrau wäre!«
Eine dunkle Augenbraue schoß in die Höhe. »Drohen Sie mir?«
Hastig schüttelte Whitney den Kopf. »Selbstverständlich nicht«, widersprach sie lächelnd. »Ich will Ihnen nur deutlich machen, daß sich an meinen Gefühlen Ihnen gegenüber nichts ändern wird.«
»Sind Sie sich da ganz sicher?«
»Absolut«, strahlte Whitney.
»Wenn das so ist, macht es doch kaum Sinn, die Hochzeit noch weiter hinauszuzögern, oder?«
»Was?« ächzte Whitney. »Aber Sie sagten doch gerade eben noch, Sie würden mich nicht heiraten, wenn ich kalt und abweisend bin.«
»Ich sagte, daß ich mir keine kalte Frau im Bett wünsche«, stellte er gelassen klar. »Ich sagte nicht, daß ich sie nicht heiraten würde, wenn es nun einmal nicht anders geht.« Damit wandte er sich ab und ging auf die Pferde zu. In Whitneys Kopf überschlugen sich die schlimmsten Befürchtungen. Er hatte doch nicht etwa vor, unverzüglich zum Haus zurückzukehren und den Hochzeitstermin festzusetzen? Vermutlich hatte er bereits für eine Sondergenehmigung gesorgt! Sie zermarterte sich das Hirn nach einer Lösung, sich zu retten. Wenn sie floh, würde er sie einholen. Wenn sie ihm drohte, würde er sie ignorieren. Wenn sie sich weigerte, würde er sie zwingen.
In ihrer Not ergriff sie die einzige Möglichkeit, die ihr offenstand - so demütigend es auch war, ihn anzuflehen. Sie streckte die Hand nach ihm aus. »Sie sagten doch, Sie würden mir alles geben, was in Ihrer Macht steht. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten ...«
»Innerhalb meiner Möglichkeiten«, schränkte er kühl ein. »Und innerhalb logischer Vernunft.«
»Würden Sie mir etwas Zeit lassen? Ich brauche Zeit, um das schreckliche Gefühl zu überwinden, zwischen meinem Vater und Ihnen wie eine Schachfigur hin und her geschoben zu werden. Ich brauche Zeit, um mich an die Vorstellung einer Ehe mit Ihnen zu gewöhnen.«
»Ich werde Ihnen Zeit geben«, stimmte er ruhig zu. »Vorausgesetzt, Sie verhalten sich diskret.«
»Das werde ich«, log Whitney ohne mit der Wimper zu zucken. »Oh, und da wäre noch etwas. Ich hätte gern, daß Ihre Identität und unsere Verlobung noch eine Zeitlang ein Geheimnis zwischen uns beiden bleibt.«
Seine Miene wurde wachsam.
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