Sturm der Leidenschaft
in heiterem Gesprächston fort, »daß Sie für eine vernünftige junge Frau extrem töricht bei der Wahl der Männer waren, denen Sie gestatteten, Ihnen den Hof zu machen.«
Um jede Diskussion über Paul abzuwenden, konzentrierte sich Whitney auf Claytons Bemerkung über Nicki. »Falls Sie Nicolas DuVille meinen, so möchte ich darauf hinweisen, daß er einer der ältesten und höchstangesehenen Familien Frankreichs angehört.«
»Ich meine Sevarin, und das wissen Sie sehr wohl«, erwiderte er in dem kühl autoritären Ton, den Whitney ganz besonders verabscheute. »Von allen Männern, die ich erwähnte, ist Sevarin der am wenigsten passende für Sie. Und doch wäre er Ihre Wahl, wenn es nach Ihnen ginge. Sevarin entspricht weder Ihrer Intelligenz noch Ihrem Temperament. Noch«, fügte er bedeutungsvoll hinzu, »ist er Manns genug, aus Ihnen eine Frau zu machen.«
»Was meinen Sie eigentlich mit dieser Bemerkung?« erkundigte sich Whitney spitz.
»Ich glaube, Sie wissen ganz genau, was ich meine«, erwiderte er und beobachtete ausgesprochen genüßlich, wie leichte Röte ihre Wangen überzog.
Whitney wußte nur, daß sie dieses Thema auf keinen Fall weiterverfolgen wollte und wandte sich schnell einem weniger verfänglichen zu. »Und warum haben Sie nicht den schicklichen Weg eingeschlagen und sich an meinen Onkel gewandt, wenn Sie in Frankreich von mir so >beeindruckt< waren?«
»Damit er mich mit irgendwelchem Unsinn abspeisen konnte, daß Sie noch viel zu jung zum Heiraten wären und Ihr Vater sich noch nicht von Ihnen trennen wolle?« entgegnete er ironisch amüsiert. »Schwerlich!«
»Ach«, fauchte Whitney verächtlich. »Sie fühlten sich aufgrund Ihrer gesellschaftlichen Stellung doch nur zu erhaben, um sich mir vorstellen zu lassen und .. .«
»Wir wurden einander vorgestellt«, unterbrach Clayton.
»Am selben Abend und von Madame DuPre. Sie haben kaum auf meinen Namen gehört. Sie bedachten mich mit einem knappen Nicken und einem Schulterzucken, bevor Sie sich wieder der dringlicheren Aufgabe zuwandten, so viele Bewunderer um sich zu versammeln, wie rund um Ihre Röcke Platz hatten.«
Wie sehr muß ihn meine kühle Reaktion vor den Kopf gestoßen haben, dachte Whitney mit geheimem Vergnügen. »Haben Sie mich um einen Tanz gebeten?« erkundigte sich sich zuckersüß.
»Nein«, entgegnete er trocken. »Meine Tanzkarte war bereits voll.«
Unter anderen Umständen hätte Whitney über den Scherz lachen können, sie wußte nur zu gut, daß er als Hinweis darauf gedacht war, daß auch er sich beim anderen Geschlecht großer Beliebtheit erfreute. Als müsse sie daran besonders erinnert werden! Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Wenn auch Männer Tanzkarten hätten, wäre Ihre mit Sicherheit stets überfüllt! Aber da fällt mir etwas ein. Was macht ein Mann eigentlich mit seiner Geliebten, wenn er auch einmal mit einer anderen Frau tanzen möchte?«
»Ich kann mich nicht erinnern, daß das ein unüberwindliches Hindernis gewesen wäre, als wir auf dem Maskenball der Armands miteinander tanzten.«
Die Handschuhe, die Whitney in der Hand gehalten hatte, fielen ins Gras. »Wie können Sie es wagen, so etwas ...«
»Auch nur zu erwähnen?« unterbrach er sie glatt. »Heißt es denn nicht >Auge um Auge, Zahn um Zahn«
»Ich glaube meinen Ohren nicht trauen zu dürfen!« zischte Whitney wütend. »Der personifizierte Teufel zitiert die Heilige Schrift!«
»Touché!« Er grinste.
Seine Heiterkeit erboste Whitney nur noch mehr. »Sie mögen Ihr skandalöses Verhalten vielleicht mit einem Lachen abtun, aber mir ist das leider nicht möglich! Sie haben mir bei den Armands anzügliche Angebote gemacht, mich bei Lady Eubank beleidigt und genau hier vor einiger Zeit buchstäblich überfallen.« Whitney bückte sich und hob ihre Handschuhe auf. »Gott mag wissen, was Sie als nächstes Vorhaben!«
Der verräterische Glanz in seinen Augen riet Whitney zu einem weisen und schnellen Rückzug. Sie begann auf die Pferde zuzulaufen, aber er fing ihr Handgelenk ein und zog sie zu sich herum. »Mit Ausnahme des Balls bei den Armands habe ich Sie stets so behandelt, wie Sie es verdienen. Und so wird es zwischen uns auch immer bleiben. Ich werde es nicht zulassen, daß Sie mir gegenüber Ihren Kopf durchsetzen. Denn wenn ich das täte, hätten Sie vor mir schon bald ebensowenig Respekt wie Sie vor Sevarin haben würden, wenn Sie ihn heiraten dürften.«
Seine Anmaßung, genau wissen zu wollen, was sie
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