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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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zerknirscht. Sie war so konzentriert darauf gewesen, Clayton Westmoreland auszumanövrieren, daß sie keine einzige Sekunde an den Mann gedacht hatte, den sie liebte.

Kapitel neun
    »Findest du wirklich, daß das klug ist, Liebes?« erkundigte sich Anne Gilbert mit gerunzelter Stirn, als sie am nächsten Morgen Whitneys zweiten Brief las. »Ich weiß nicht, wozu er imstande sein könnte, wenn du ihn unnötig reizt.«
    »Es gibt nichts, was er tun könnte, Tante Anne«, versicherte Whitney, versiegelte das Schreiben und reichte es Clarissa. »Du hast doch bereits an Onkel Edward geschrieben und ihn gebeten, sobald wie möglich herzukommen. Und wenn er da ist, wird er mir bestimmt helfen, aus dieser fatalen Situation herauszukommen. Doch bis es soweit ist, werde ich diese Scharade solange wie möglich weiterführen. Wenn ich es nicht mehr kann, lasse ich mir etwas anderes einfallen. Vielleicht kann ich Seiner Gnaden so lästig werden, daß er mich in Ruhe läßt«, meinte Whitney und lachte.
    Bei ihrer Rückkehr berichtete Clarissa, der Herzog hätte das Schreiben überflogen und sie dann ganz eigentümlich angesehen.
    »Kannst du dich nicht ein wenig deutlicher ausdrücken, Clarissa?« rief Whitney ungeduldig. »Was meinst du mit >eigentümlich    »Nun, er hat gelesen«, erinnerte sich Clarissa. »Und dann sah er ganz so aus, als wolle er lächeln. Aber er hat nicht direkt gelächelt, sondern einen anderen seiner bornierten Diener gebeten, mich zur Tür zu begleiten.«
    Verblüfft über diese erstaunliche Reaktion biß sich Whitney auf die Lippe, tat die ganze Sache dann aber mit einem Schulterzucken ab. »Wir sollten aufhören, uns über jeden seiner Atemzüge Gedanken zu machen. Schließlich«, fügte sie an und warf sich lachend auf ein Sofa, »was soll er schon groß machen - selbst wenn er davon überzeugt ist, daß ich lüge?«
    Die Antwort auf diese Frage erschien kurz nach dem Lunch in einer schwarzen, von vier Pferden gezogenen Reise-Chaise. Ihr entstieg ein dunkelgekleideter, stämmiger Gentleman und begab sich zügig auf die Haustür zu. In einer Hand trug er eine schwarze Ledertasche und in der anderen eine Karte, die er Sewell überreichte. »Ich bin Doktor Whitticomb«, sagte er zu dem Butler. »Man hat mich aus London geholt und gebeten, nach Lady Gilbert zu fragen.«
    Als Anne zu ihm in den Salon trat, lächelte ihr Dr. Whitticomb höflich in die erstaunten Augen und erklärte: »Seine Gnaden, der Herzog von Claymore, schickt mich, um Miss Stones Knöchel zu untersuchen.«
    Lady Gilbert wurde so weiß, daß Dr. Whitticomb schon befürchtete, sie könnte leidend sein, aber nachdem sie ihn um einige Minuten Geduld gebeten hatte, verließ sie den Raum, raffte ihre Röcke und eilte die Treppen mit einer Behendigkeit hinauf, die man einer Frau in ihren Jahren kaum zugetraut hätte.
    »Er hat was getan?« schrie Whitney entsetzt auf und sprang so schnell auf, daß der Band Stolz und Vorurteil, in dem sie gerade gelesen hatte, quer über die Bodendielen rutschte. »Dieser niederträchtige, gemeine .. .«
    »Schimpfworte müssen warten, bis wir das alles hier überlebt haben«, japste Tante Anne, nestelte mit fliegenden Fingern an Whitneys Kleid und zog es ihr ohne viel Umstände über den Kopf. Clarissa riß die Bettdecke zurück und nahm einen Morgenrock vom Haken.
    »Hättest du ihm nicht sagen können, daß ich schlafe? Oder ihn unter irgendeinem anderen Vorwand nach London zurückschicken können?« beschwerte sich Whitney, als sie ins Bett sprang und die Decke bis ans Kinn zog.
    »Dieser Doktor Whitticomb«, verkündete Lady Anne und rang nach Atem, »ist kein Dummkopf, das kannst du mir glauben. Er wurde geschickt, um deinen Knöchel zu untersuchen, und genau das wird er tun.« Sie warf einen kritischen Blick auf Whitney und sagte dann: »Clarissa, besorgen Sie zwei zusätzliche Kissen und legen Sie sie unter Whitneys Fuß. Dann holen Sie das Hirschhornsalz aus meinem Zimmer und stellen Sie es auf den Nachttisch. Das macht bestimmt einen guten Eindruck.« Sie marschierte zur Tür. »Ich halte diesen Doktor auf, so gut ich kann, aber mehr als ein paar Minuten kann ich nicht garantieren.«
    Mit glasigen Augen stand Clarissa wie angewurzelt da und griff fahrig nach einer Stuhllehne. »Clarissa!« rief Lady Anne scharf, »wagen Sie es nicht, an eine Ohnmacht auch nur zu denken!«
    Als Dr. Whitticomb das Zimmer der Patientin betrat, musterten ihn zwei jadegrüne Augen mißmutig, wanderten über seinen

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