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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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»Warum?«
    Weil Sie außer sich geraten werden, wenn ich in der nächsten Woche mit Paul auf und davon gehe, erwiderte sie unhörbar. Und wenn die ganze Umgebung von unserer Verlobung weiß, gebe ich Sie dem allgemeinen Gespött preis, und dann mag Gott wissen, zu welcher Rache .. .
    »Weil«, sagte sie laut, »ich mich noch mehr unter Druck gesetzt fühlen würde, wenn alle Welt davon weiß.«
    »Also gut, wir behalten es noch eine Weile für uns«, sagte er und hob sie mühelos auf ihr Pferd. »Falls ich jedoch je Grund zu der Annahme haben sollte, daß Sie die Zeit, um die Sie mich gebeten haben, zu anderen Zwecken als dazu nutzen, sich an den Gedanken einer Ehe mit mir zu gewöhnen, werden Ihnen die Konsequenzen nicht besonders gefallen.«
    Als Clarissa Whitney am nächsten Morgen wecken wollte, saß diese bereits an ihrem Schreibtisch. Nach längerem Überlegen griff sie zur Feder und erklärte Clayton in höflichen Formulierungen, sie hätte sich bedauerlicherweise den Knöchel verstaucht, müsse heute leider das Bett hüten, freue sich aber darauf, ihn morgen zu sehen - falls sich ihr Leiden bessere. Sie Unterzeichnete mit »Whitney« und lehnte sich dann tiefbefriedigt zurück.
    Die Idee mit dem Knöchel war ein hervorragender Einfall, denn eine derartige Verletzung war nicht nur schmerzhaft, sondern dauerte auch unvorhersehbar lange. Morgen würde sie ihm ein weiteres bedauerndes Schreiben schicken . . . Und mit ein wenig Glück konnte sie es so vermeiden, ihn vor Pauls Rückkehr wiederzusehen!
    »Was würden Sie zum Besuch des Herzogs gern anziehen?« fragte Clarissa.
    Ein strahlendes Lächeln überzog Whitneys Gesicht. »Ich werde ihn heute gar nicht sehen, Clarissa. Morgen auch nicht und übermorgen ebensowenig. Hör dir das an.« Und damit las sie ihrer Zofe schnell ihren Brief vor.
    »Nun, was hältst du davon?« erkundigte sie sich und griff zu Siegellack und Petschaft.
    »Was ich davon halte?« fragte Clarissa beunruhigt zurück. »Ich glaube, er merkt sofort, was Sie Vorhaben. Und er wird uns die Hölle heiß machen. Sie sollten Lady Anne fragen, bevor Sie diesen Brief abschicken.«
    »Ich kann nicht darauf warten, daß meine Tante aufsteht«, erläuterte Whitney geduldig. »Und du mußt auch gleich los. Du mußt ihm dieses Schreiben bringen.«
    Clarissa erblaßte. »Ich? Und warum muß ich das tun?«
    »Weil ich wissen muß, wie er darauf reagiert. Und auf jemand anderen kann ich mich nicht verlassen. Nur auf dich«, schmeichelte sie.
    »Ich bekomme Herzanfälle, wenn ich nur daran denke, wie er reagieren könnte«, beschwerte sich Clarissa, nahm ihr aber den Brief ab. »Was ist, wenn er mich nach der Verletzung fragt?«
    »Denk dir einfach etwas aus«, meinte Whitney übermütig. »Aber merke dir, was du ihm sagst, damit wir einander nicht widersprechen.«
    Als Clarissa gegangen war, kam sich Whitney vor, als wäre ihr eine unendliche Last von der Seele genommen. Vor sich hin summend suchte sie sich ein Kleid aus.
    Eine halbe Stunde später war Clarissa wieder da. »Was hat er gesagt?« fragte sie neugierig. »Was für ein Gesicht hat er gemacht? Du mußt mir alles ganz genau erzählen.«
    »Nun, Seine Gnaden saß gerade beim Frühstück«, erwiderte Clarissa und befingerte nervös den gestärkten Kragen ihres Kleides. »Aber der Butler hat mich sofort zu ihm geführt, als ich ihm sagte, wer ich bin. Ich habe ihm den Brief gegeben, und er hat ihn gelesen.«
    »Er war doch nicht verärgert, oder?« erkundigte sich Whitney, als Clarissa schwieg.
    »Davon konnte ich nichts bemerken, aber ich denke nicht, daß er besonders erfreut war.«
    »Großer Gott, Clarissa! Was hat er gesagt?«
    »Er dankte mir, daß ich ihm den Brief überbracht habe, nickte einem seiner hochnäsigen Diener zu und ließ mich wieder hinausführen.«
    Whitney war sich nicht ganz sicher, ob sie über diese Reaktion erleichtert oder beunruhigt sein sollte. Und im Laufe des Tages stellte sie fest, daß der Zeitaufschub, den sie sich ertrotzt hatte, nicht ganz so erfreulich war, wie sie es sich vorgestellt hatte.
    Am Nachmittag zuckte sie jedesmal zusammen, wenn sie Schritte in der Halle hörte. Es sähe diesem Mann ähnlich, sich Zutritt zu ihrem Schlafzimmer verschaffen zu wollen, obwohl das ein eklatanter Verstoß gegen alle Anstandsregeln wäre!
    Das Abendessen wurde ihr auf einem Tablett gebracht. Whitney aß es in trostloser Einsamkeit. Zum ersten Mal an diesem Tag flogen ihre Gedanken zu Paul. Armer Paul, dachte sie

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