Sturm der Leidenschaft
entgegnete Whitney verunsichert. »Habe ich den Hut gekauft?«
»Nein. Sie entgegneten, falls die Messieurs Ihnen dann tatsächlich zu Füßen sänken, dann nur, um sich vor den unzähligen Bienen in Sicherheit zu bringen, die diese Obstschale umschwärmen würden.«
»Das klingt tatsächlich nach mir«, räumte Whitney ein und spielte verlegen mit ihren Reithandschuhen. Sie vermochte kaum zu glauben, daß es tatsächlich Zärtlichkeit war, die sie seiner Stimme zu entnehmen glaubte. »Und da, aus diesem Anlaß, haben Sie sich entschlossen, mich ... äh, besser kennenzulernen?«
»Bestimmt nicht«, neckte er sie. »Ich war höchst zufrieden, daß die Hutmacherin und nicht ich Ihren verächtlichen grünen Augen ausgesetzt war.«
»Und was haben Sie im Salon einer Hutmacherin gemacht?« Kaum war die Frage heraus, hätte sich Whitney am liebsten die Zunge abgebissen. Was hätte er wohl tun sollen, als auf seine Geliebte zu warten?
»Ihrem Gesichtsausdruck entnehme ich, daß Sie die Antwort bereits wissen«, meinte er gelassen.
»Sind wir uns danach noch begegnet? Ich meine, vor dem Maskenball?« fragte Whitney und unterdrückte ihre absurde Verärgerung darüber, daß er die Hutmacherin mit einer anderen Frau aufgesucht hatte«
»Ich traf Sie häufiger in diesem Frühjahr, meistens bei Kutschfahrten durch den Park. Und dann sah ich Sie ein Jahr später auf dem Ball bei den DuPres. Da waren Sie schon recht erwachsen.«
»Waren Sie allein?« Die Frage sprudelte ihr gegen ihren Willen heraus, und Whitney ballte die Fäuste.
»Nein«, gestand er offen ein. »Sie jedoch auch nicht. Sie wurden von Verehrern umschwärmt. Eine ziemlich einfältige Bande, wenn ich mich recht erinnere.« Er lachte über Whitneys empörten Blick. »Es besteht keinerlei Anlaß, mich so böse anzufunkeln, Mylady. Diese Ansicht haben Sie selbst vertreten. Einige Zeit später hörte ich, wie Sie einem von ihnen, der sich hingerissen über den Duft Ihrer Handschuhe äußerte, erklärten, wenn ihn der Geruch nach Seife so aus der Fassung bringe, müsse er entweder von Sinnen oder sehr schmutzig sein.«
»Nie wäre mir eine so beleidigende Bemerkung über die Lippen . ..«, protestierte Whitney, hielt dann aber inne, als versuche sie sich zu erinnern. »Hatte er einen absurd gezierten Gang?«
»Da ich an Ihrem Gesicht weit mehr interessiert war als an seinen Füßen, kann ich das nicht sagen«, entgegnete er trocken. »Warum?«
»Weil mir inzwischen eingefallen ist, daß ich das tatsächlich gesagt habe«, sagte sie langsam. »Und ich weiß, daß ich ihm nachsah und darüber nachdachte, wie unangenehm er mir doch war. Dann drehte ich mich um und entdeckte einen großen dunkelhaarigen Mann an der Tür, der lächelte, als hätte ihn die Szene ungemein amüsiert. Das waren Sie!« fauchte Whitney. »Sie haben mich dort von der Tür aus ausspioniert!«
»Nicht ausspioniert«, berichtigte er. »Ich stand lediglich bereit, dem armen vernarrten Teufel für den Fall zur Hilfe zu eilen, daß ihm Ihre scharfe Zunge Wunden schlägt.«
»Ihre Besorgnis war völlig überflüssig, denn er hatte meine Bemerkung mehr als verdient. Ich kann mich zwar nicht an seinen Namen erinnern, weiß aber noch sehr gut, daß er am Abend zuvor den Versuch unternahm, mich zu küssen, und daß er seine Hände partout nicht bei sich behalten konnte.«
»Wie bedauerlich«, schnarrte Clayton kühl, »daß Sie sich nicht an seinen Namen erinnern können.«
Durch niedergeschlagene Wimpern warf Whitney einen verstohlenen Blick auf sein Gesicht und bemerkte mit tiefer Befriedigung, daß er jetzt derjenige war, der Eifersucht empfand. Wenn sie den Anschein erweckte, ein wenig flatterhaft zu sein, könnte sie ihn unter Umständen dazu bringen, sich seinen Heiratswunsch noch einmal zu überlegen. »Ich denke, ich sollte Ihnen sagen, daß er keineswegs der einzige Monsieur war, der in dem Bemühen, meine Aufmerksamkeit zu erringen, ein wenig - nun ja, übereifrig wurde. Ich hatte Dutzende von Verehrern in Paris. Ich kann mich einfach nicht an ihrer aller Namen erinnern.«
»Dann gestatten Sie mir, Ihrem Gedächtnis ein wenig nachzuhelfen«, bot Clayton seelenruhig an und ratterte dann die Namen jedes einzelnen Mannes herunter, der ihr je einen Antrag gemacht hatte. »DuVille habe ich ausgelassen«, setzte er hinzu, »weil er den geeigneten Zeitpunkt noch abwartet. Aber ich denke, ich sollte Sevarin erwähnen, da er versucht, um Ihre Hand anzuhalten. Es will mir scheinen«, fuhr er
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