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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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denken.« Clayton lachte und legte einen Arm um ihre Schulter.
    Als sich die Kutsche am nächsten Vormittag von Emilys Haus entfernte, sah sie Clayton an wie ein waidwundes Reh. »Wissen Sie eigentlich«, vertraute sie ihm mit nahezu gebrochener Stimme an, »daß ich Champagner noch nie leiden konnte?«
    »Das erstaunt mich zutiefst«, neckte er sie und zog sie an sich, damit sie ihren fast zerspringenden Kopf an seine Schulter betten konnte.
    Seufzend schloß Whitney die Augen und schlief ein. Sie wachte erst wieder auf, als sie fast zu Hause waren. »Ich war keine sehr gute Reisegesellschaft«, räumte sie bekümmert ein. »Wenn Sie zum Abendessen kommen möchten, würde ich . ..«
    »Ich muß noch heute abend nach London zurück«, unterbrach er sie.
    »Heute abend?« Whitney fuhr kerzengerade in die Höhe. »Wie lange werden Sie fortbleiben?«
    »Eine Woche.«
    Ein kaum glaubhaftes Glücksgefühl begann Whitney zu durchpulsen, und sie wandte schnell das Gesicht ab. Wenn Clayton in London war, könnten Paul und sie nach Schottland entkommen, ohne daß er schnell genug von ihrer Flucht erfuhr, um sie verfolgen zu können. Die Tatsache, daß er nach London fuhr, war ein Glücksfall, von dem sie nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Es war ein Segen!
    Es war eine Katastrophe!
    Ihr Glücksgefühl schwand so schnell wie es gekommen war. Großer Gott, Clayton fuhr nach London zurück. Selbstverständlich würde er dort seine Abende in den Clubs verbringen und dabei auf Gentlemen treffen, die gleichfalls auf dem Ball der Rutherfords waren und die Gerüchte über seine Verlobung gehört hatten. In der kameradschaftlichen Atmosphäre dieser Clubs würden ihn seine Freunde natürlich bedrängen, dieses Gerücht zu bestätigen oder zu dementieren. Und Whitney konnte sich schon jetzt ausmalen, wie er ihnen schmunzelnd versicherte, es sei kein Gerücht sondern die Wahrheit. Aber wenn er das tat, würde er wie ein hoffnungsloser Tor dastehen, wenn sie mit Paul auf und davon ging.
    Claytons Hand umfaßte ihr Kinn, und Whitney zuckte nervös zusammen. »Wenn Sevarin zurückkehrt«, begann er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, »möchte ich, daß Sie ihn unverzüglich davon unterrichten, daß Sie ihn nicht heiraten werden. Ich werde nicht zulassen, daß die Leute glauben, meine künftige Frau sei mit einem anderen Mann verlobt. Erfinden Sie irgendeinen Grund, aus dem Sie Sevarins Antrag ablehnen, aber sprechen Sie sofort mit ihm. Habe ich mich unmißverständlich ausgedrückt?«
    »Ja«, hauchte Whitney.
    Clayton sah sie lange und durchdringend an. »Ich möchte, daß Sie mir Ihr Wort darauf geben.«
    »Ich . ..« Daß er ihr zugestand, ein ebenso ausgeprägtes Ehrgefühl wie er zu besitzen, rührte sie so, daß es ihr die Sprache verschlug. »Ich gebe Ihnen mein Wort«, brachte sie endlich mühsam über die Lippen und kam sich mehr als schäbig vor, daß sie sein Vertrauen schon bald mißbrauchen würde.
    Er sah sie nahezu unerträglich zärtlich an. »Ich weiß, wie schwer es Ihnen fällt, ihm das sagen zu müssen, Kleine. Aber ich verspreche, es irgendwann gutzumachen.« Tränen brannten hinter ihren Lidern, und ihre Kehle zog sich schmerzhaft zusammen, als er liebevoll mit der Fingerspitze die Kurve ihrer Wange nachzeichnete. »Vergeben Sie mir?«
    Ihm vergeben? Ihre widerstrebende Empfindungen setzten Whitney so heftig zu, daß sie sich einen Moment lang ernsthaft versucht fühlte, sich in seine Arme zu werfen und ihr ganzes Elend herauszuschluchzen. Doch statt dessen nickte sie und versuchte, sich jede Einzelheit seines Gesichtes so einzuprägen, wie es jetzt aussah - wenn sie ihn jemals wiedersah, würde seine Miene eiskalte Verachtung zeigen.
    Sie befanden sich bereits auf der Zufahrt zu ihrem Haus, und Whitney streifte sich benommen die Handschuhe über die Finger.
    Sobald sie in ihrem Zimmer war, schrieb Whitney einen Brief an Paul mit dem Auftrag, ihm das Schreiben sofort nach seiner Rückkehr zu übergeben. Darin bat sie ihn, sie kurz von seiner Heimkehr in Kenntnis zu setzen und sich dann sofort zum alten Wildhüter-Cottage zu begeben, wo sie sich mit ihm treffen würde. Dort wären sie zumindest so ungestört, daß sie ihm ihre Zwangslage erklären konnte. Ihre Zwangslage erklären! Wie um alles in der Welt soll ich dafür nur jemals die richtigen Worte finden? fragte sie sich mutlos.
    Pauls Nachricht traf am nächsten Vormittag gegen elf Uhr ein. Bald darauf sprengte Whitney auf Khan dem verlassenen

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