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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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Gewehres schaute.
    »Aus dem Weg!«, bellte er und stieß den Mann so hart zur Seite, dass ihm das Gewehr klappernd aus der Hand fiel. Richard riss es an sich, presste seine Wange gegen den kalten Stahl und spähte durch die Zieloptik. Er konnte zwei Gestalten erkennen, die sich unten auf dem Eis durch das Schneechaos mühten. Sie kamen direkt auf die Insel zu. Einen der beiden erkannte er als den AlbinoJungen, der ihm während der Versammlung auf dem Strand offen widersprochen hatte – auch wenn es sich mittlerweile anfühlte, als wäre das in einem anderen Leben gewesen. Er bräuchte nur den Abzug zu ziehen, um es diesem Freak heimzuzahlen, aber damit würde er wohl den Kerl neben ihm verjagen, der ein Bündel Decken vor der Brust trug. Aber das war weit mehr als nur ein Bündel Decken, wie Richard nur zu gut wusste. Darin eingewickelt lag der Schlüssel zu seiner Macht, der Katalysator, der ihn in den Augen seiner Anhänger zu etwas weit Größerem machen würde als nur ihrem Anführer. Unter diesen Decken verbarg sich der Zauberstab, mit dessen Hilfe er sich zu einem Gott erheben würde.
    »Das ist nahe genug!«, brüllte er hinunter. Die beiden Gestalten blieben stehen, wo sie waren. Sie warteten.
    Richard hörte, wie hinter ihm die anderen Männer, die gerade noch die Motorschlitten betankt hatten, heraufgerannt kamen. Sie waren völlig außer Atem in ihrer Eile, auch etwas zu sehen zu bekommen. Richard zielte auf den Mann mit dem Bündel. Es war derselbe, mit dem er zuvor gesprochen hatte, derjenige, den die anderen anscheinend zu ihrem Anführer gemacht hatten. Wie hieß er noch mal? Adam?
    »Der Albino wartet unten!«, rief Richard. »Wenn er auch nur den kleinen Finger bewegt, machen wir ein Sieb aus ihm, kapiert?«
    Beide nickten.
    »Und jetzt zeig mir das Kind!« Richard fuhr sich nervös mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen, während Adam die Decken zurückschlug. Er sah ein weißes Gesicht mit einer Mütze, die so tief heruntergezogen war, dass sie fast bis über die Augen reichte. Dampfender Atem stieg zwischen den Lippen des Kleinen auf, dann deckte Adam ihn schnell wieder zu.
    »Und Sie versprechen, dass Sie uns in Ruhe lassen?«, rief Adam zurück.
    Richard drückte dem Mann neben ihm das Gewehr in die Hand. »Lassen Sie die beiden nicht aus den Augen.« Dann, zu den anderen gewandt: »Ich will, dass noch einer von euch sie ins Visier nimmt, und zwar so, dass sie nichts davon mitbekommen. Mäht sie nieder, wenn sie versuchen sollten, uns hereinzulegen. Und ich brauche zwei Männer, die mit ihren Motorschlitten den Jungen holen!«
    »Ich sagte, versprechen Sie uns, dass Sie …?«, rief Adam abermals.
    »Natürlich!«, gab Richard zurück, während er seine Männer antrieb, sich endlich in Bewegung zu setzen. »Ich schicke zwei von meinen Leuten runter. Du gibst ihnen den Jungen, und wir sehen uns nie wieder. Aber wenn ihr auch nur mit dem Gedanken spielt, uns irgendwie reinzulegen, seid ihr tot! Habt ihr verstanden? Tot!«
    »Wir haben verstanden«, rief Adam zurück.
    Ein Jaulen zerriss die Luft, dann noch eines, bis sich das Röhren der Motoren in ein dumpfes Brummen verwandelte. Richard wartete mit angehaltenem Atem darauf, dass die Schneemobile endlich in Sicht kamen. Dann sah er sie, wie sie mit eingeschalteten Scheinwerfern durch das Schneetreiben auf die beiden Gestalten unten auf dem Eis zujagten. In etwa zwanzig Metern Entfernung blieben sie stehen, als versuchten sie, nicht in die Schusslinie zu geraten.
    Schließlich ging Adam auf sie zu. Er schien einige Mühe mit dem Gewicht des Bündels auf seinen Armen zu haben.
    »Ziel auf seine Stirn«, sagte Richard.
    Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis Adam endlich bei den Motorschlitten war. Richards Blut kochte beinahe über vor Wut, und am liebsten hätte er seine Männer angebrüllt, sie sollten ihn endlich erschießen.
    Fünf Schritte von dem ersten der beiden Motorschlitten entfernt blieb Adam stehen. »Sie müssen mir Ihr Wort geben, dass Sie dem Jungen nichts tun!«, rief er zu Richard hinauf.
    »Dem Kind wird nichts passieren, aber dir, wenn du den Kleinen jetzt nicht sofort herausrückst!«, bellte Richard in den Sturm.
    Adam zögerte und starrte Richard noch ein paar Sekunden lang an. Dann setzte er den Jungen endlich auf die Sitzbank des Motorschlittens, während der Fahrer sein Gewehr die ganze Zeit über auf Adams Kopf gerichtet hielt.
    Schneefontänen schossen in die Luft, und die beiden Speeder jagten mit

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