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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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vor ihm und begann die Fassade hinaufzuklettern.
    Immer noch aus vollem Hals brüllend rannte Oscar auf die Tür hinter ihm zu und sah aus dem Augenwinkel, wie die anderen ihm in Panik folgten.
    Krieg kam über die Brüstung, mittlerweile stand sein ganzer Kopf in Flammen, und überall um ihn herum strömte der Schwarm über die Zinnen der Brüstung wie Wasser aus einer überlaufenden Badewanne.
    Oscar riss die Tür zum Treppenhaus auf, und eine Wand aus schmerzerfüllten Schreien schlug ihm entgegen. Blut schwappte über den Boden des Treppenabsatzes unter ihm, und eines der Echsenwesen starrte ihn mit zitterndem Kehlsack aus gelb-schwarz marmorierten Augen an.
    Er konnte die Türe gerade noch zuschlagen, und als er sich mit seinem ganzen Gewicht dagegenstemmte, spürte er, wie von der anderen Seite ein sehniger, mit Muskeln bepackter Körper dagegenkrachte. Die anderen Männer waren fast schon bei ihm, da wurden sie von hinten gepackt und in Stücke gerissen. Blut spritzte in sein Gesicht, aber Oscar war unfähig, seine Augen zu schließen. Gliedmaßen wurden aus ihren Gelenken gerissen und in Sekundenschnelle von gierigen Mäulern bis auf die Knochen abgenagt.
    Die Kreatur hinter der Stahltür schlug so wild gegen das Metall, dass Oscar vornüber auf die Knie fiel.
    Unterdessen kamen seine Artgenossen knurrend auf ihn zu und blähten ihre Kehlsäcke so heftig, dass der Schnee unter ihnen aufwirbelte.
    Und dann hielten sie mitten in der Bewegung inne.
    Oscar konnte sie förmlich spüren, fühlte, wie sich das Dach unter ihrem Gewicht durchbog. Wie tollwütige Hunde schnappten sie in seine Richtung, während sein Blick von einem schwarz-gelben Augenpaar zum nächsten sprang, und aus jedem schlug ihm ein Hass entgegen, der fast noch stärker zu sein schien als ihr Hunger.
    Der Boden unter seinen Füßen wackelte, und Oscar hörte das Geräusch von durchbrechenden Deckenträgern.
    »Und obschon ich wandere im finsteren Tal …«, sagte Oscar murmelnd. Der schwarze Ring um ihn herum teilte sich, und Krieg kam auf ihn zu. Mit jedem Schritt des Monsters schien das Dach einstürzen zu wollen, und als es schließlich in voller Größe vor ihm stand, starrte es auf ihn hinunter aus Augen, die heller brannten als die Sonne.
    »Mach schon, bring es endlich hinter dich!«, brüllte Oscar.
    Kriegs Hände schossen auf ihn zu wie giftige Vipern, Klauen gruben sich in das Fleisch an seinen Schultern, und mit hilflos in der Luft strampelnden Beinen spürte Oscar, wie er mehrere Meter hoch in die Luft gehoben wurde. Blut strömte aus seinen Wunden, floss über seine Arme und tropfte hinunter in den Schnee, wo der Schwarm es begierig aufleckte, um sich blitzschnell wieder zurückzuziehen wie Kettenhunde, die Angst vor dem Rohrstock ihres Besitzers haben.
    »Worauf wartest du noch?!«, schrie Oscar, während sein Kopf vor Schmerz hin und her zuckte.
    »Dass Gott wegsieht«, antwortete Krieg mit einer Stimme wie ein Erdbeben.
    Mit einem Knurren riss er schließlich seine Hände auseinander. Oscar schrie, dann folgte ein nasses Klatschen und das Geräusch zuschnappender Kiefer.

XLVIII
     
    MORMON TEARS
     
    »Es ist noch nicht zu spät«, sagte Adam und versuchte vergebens, das Gewicht auf seinen Armen besser zu verteilen. Sein Rücken schmerzte so stark, dass er seine Augen kaum offen halten konnte, und jedes Wort, das über seine Lippen kam, schien seinen Entschluss aufs Neue in Frage zu stellen. »Wir können immer noch umkehren.«
    »Wird schon gut gehen«, erwiderte eine Stimme unter den Decken.
    »Du weißt … du weißt, was sie mit dir machen werden, oder?«
    Schweigen.
    Adam nickte, wenn auch nur zu sich selbst, und schaute auf den höchsten Punkt der Felseninsel vor ihnen, wo er zwei verschwommene Umrisse erkennen konnte.
    Jetzt kamen zwei Scheinwerferpunkte hinter der Insel hervor, begleitet vom Heulen ihrer Zweitaktmotoren. Schneeflocken drifteten durch die Lichtkegel und warfen Schatten wie Wolken vor der Sonne. In einiger Entfernung blieben die Motorschlitten stehen. Sofort packte der Wind den Schnee, den sie hinter sich aufgewirbelt hatten, und jagte ihn höhnisch über die Köpfe der Fahrer hinweg. Es war nur einer pro Fahrzeug, kaum zu erkennen hinter dem grellen Halogenlicht der direkt auf sie gerichteten Scheinwerfer. Aber da war noch etwas, das in dem Licht schimmerte: zwei Gewehre, die direkt auf Adam gerichtet waren.
    »Gott steh uns bei«, flüsterte Adam.
    Die Muskulatur in seinen Armen fühlte sich an, als

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