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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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ging. Aber Adam wusste nur zu gut, was es war, und – wichtiger noch – er wusste, was es bedeutete.
    Sie hatten das Holzgerüst in Brand gesteckt.
    Die Schlacht hatte begonnen.

LIV
     
    AUF DEM GROSSEN SALZSEE
     
    Drei Männer waren bei Richard geblieben, aber sie gaben sich alle Mühe, auf Abstand zu bleiben. Richard saß auf einem Stein vor dem Feuer und hielt die Klinge seines Messers in die Flammen. Der Handschuh brannte, und die Haut darunter begann bereits Blasen zu werfen, aber er spürte die Hitze nicht, nur die entsetzlichen Schmerzen in seinem Bauchraum und das Adrenalin, das durch seinen Körper flutete. Ohne diese grenzenlose Wut wäre er vor Schmerzen ohnmächtig geworden. Er hielt die Wunde mit seinem blutverschmierten Handschuh zu, so gut es ging, und spürte, wie seine Eingeweide von innen gegen die Handfläche drückten wie gärendes Obst. Seine Kleidung war bis auf die Haut mit Blut durchtränkt, von der Brust hinunter bis zu den Schienbeinen.
    Er würde sie alle töten für das, was sie ihm angetan hatten. Er würde jedem Einzelnen von ihnen ins Knie oder den Bauch schießen und dabei zusehen, wie sie einen langsamen, qualvollen Tod starben, wie nach und nach alle Farbe aus ihren Gesichtern wich, während ihre Augen immer tiefer in den Schädel sanken und der Schnee sich von ihrem Blut purpurrot färbte. Er wollte ihre verzweifelten Schreie hören. Aber am meisten von allem wollte er hören, wie sie ihn anflehten. Nicht um ihr Leben, sondern darum, dass er sie endlich von ihren Qualen erlösen möge.
    Richard schob seinen Anorak hoch und zog das Messer aus den Flammen. Dann presste er mit seiner freien Hand die klaffenden Ränder der Stichwunde in seinem Bauch aufeinander und hielt die orange glühende Klinge darüber. Er richtete das Messer noch einmal aus, sodass die Klinge die ganze Länge der Wunde abdeckte, dann presste er die flache Seite des glühenden Metalls auf seinen Bauch.
    Richard stieß einen Schrei aus, der seinen Männern das Blut in den Adern stocken ließ. Er kreischte und brüllte, als würde jeden Moment sein Kehlkopf zerspringen, Rauch stieg von der Wunde auf und mit ihm der Duft von Grillfleisch. Richards Oberkörper zuckte vor und zurück, und er zwang sich, die Klinge in seiner zitternden Hand so lange auf die Wunde gepresst zu halten, bis sie sich weit genug eingebrannt hatte, dass sie festklebte und er sie regelrecht wegreißen musste. Die gekräuselte Wunde, die darunter zum Vorschein kam, leuchtete hellrot – die Klinge hatte die Wundränder zu einem Klumpen rohen, knotigen Fleisches zusammengebacken.
    Er schrie und schrie, bis er endlich das Messer wegwarf und eine Hand voll Schnee auf die Wunde presste. Er konnte kaum die Augen offen halten, so sehr wütete der brennende Schmerz in seiner Wunde. Blut tropfte aus seinen Mundwinkeln, und mit jedem Atemzug wurde die Qual nur noch größer.
    »Kommt her!«, bellte er durch zusammengebissene Zähne. »Jetzt!«
    Richard öffnete seine blutunterlaufenen Augen und wartete darauf, dass im Schein der langsam erlöschenden Flammen endlich einer seiner Männer auftauchen würde.
    »Ich sagte, ihr sollt herkommen!«, brüllte er wutentbrannt.
    Nach ein paar weiteren Sekunden des Wartens, in denen seine Wut sich fast bis zur Raserei steigerte, tauchte schließlich ein Gesicht hinter der Felskante vor ihm auf. Der Mann trug eine mit Pelz gefütterte Kapuze und darunter eine Schneemaske. Richard konnte nur seine weit aufgerissenen Augen sehen, mit denen er ihn für den Bruchteil einer Sekunde anstarrte und dann sofort wieder wegsah.
    Richard versuchte ein Lächeln, aber er schaffte es nur, seine blutigen Zähne zu fletschen.
    »Es ist Zeit, in den Krieg zu ziehen«, sagte er.
    »Wissen Sie, Richard«, sagte der Mann, während er weiter auf Richard zuging, vorsichtig darauf bedacht, dass das Feuer noch als Barriere zwischen ihnen blieb, »ich und die anderen … ich meine, eigentlich die anderen … sie haben gesagt, dass wir vielleicht einfach zurück nach Salt Lake City fahren sollten.«
    »Zurück ins Hotel, tatsächlich?« Richard beugte sich ein Stück nach vorn, hob das Gewehr auf und legte es auf seinen Schoß.
    »Ja«, antwortete der Mann und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Diese ganze Angelegenheit … sie hat sich völlig anders entwickelt, als wir gedacht hatten. Wir … ich meine sie … sie sagen, dass wir wahrscheinlich am besten dran sind, wenn wir versuchen, unsere Verluste möglichst zu

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