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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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hatten die Echsenwesen den Wall schon fast erreicht. Er sah nichts als schwarze Leiber, die durch den Sturm auf sie zufegten. Wie gebannt von dem Anblick hielt er den Atem an und presste seine Hände noch etwas fester gegen das Brett vor ihm. Hoffentlich würde es funktionieren. Er hätte mehr üben sollen. Was, wenn er die Spitzen auf der anderen Seite herausdrückte und sein Ziel verfehlte? Oder wenn die Speere unter der Wucht des Aufpralls einfach abbrachen? Es war sogar möglich, dass sie mittlerweile zwischen Sand und Schnee festgefroren waren und sich kein bisschen mehr bewegen ließen. Was dann?
    Doch jetzt war es zu spät. Er konnte nur auf ihr aller Schicksal vertrauen, das sie hunderte von Meilen von Oregon bis hierher an die Ufer des Großen Salzsees geführt und ihnen Prüfungen auferlegt hatte, die eigentlich hätten genügen müssen, um sie vor dem zu bewahren, was ihnen jetzt bevorstand. Doch jetzt … irgendetwas hatte sich verändert, war nicht mehr so wie noch kurz zuvor.
    Die schwarze Flutwelle brandete gegen den Deich. Darren spürte, wie der Wall unter dem Aufprall erzitterte, Eis und Schnee spritzten in sein Gesicht, und beinahe wäre das Brett dem Griff seiner Hände entglitten. Er blinzelte wie wild, um den Sand wieder aus seinen Augen zu bekommen, doch mit jedem Lidschlag brannten sie nur noch mehr.
    Brüllend warf Darren sich gegen das Brett, und die Speere durchbohrten die ersten Angreifer auf der anderen Seite des Walls. Eine warme Flüssigkeit spritzte von oben auf ihn herab, aber durch seine tränenden Augen konnte er nicht erkennen, was es war. Er versuchte, das Brett wieder herauszuziehen, um noch einmal zuzustoßen, aber es bewegte sich keinen Millimeter. Die durchbohrten Körper, die daran festhingen, zuckten, schlugen und traten um sich, und die ganze Vorrichtung drohte jeden Moment auseinanderzubrechen.
    Darren fuhr sich mit dem Ärmel seines Mantels über die Augen und spürte, wie die Sandkörner die Hornhaut über seinem Augapfel anritzten, doch er ignorierte den Schmerz. Wenigstens konnte er jetzt wieder genug sehen, um sich zurechtzufinden, auch wenn die Welt um ihn herum aussah, als betrachte er sie durch ein Kaleidoskop. Tränen brachen das Licht, das auf seine Netzhaut fiel, und er konnte seine Augen kaum offen halten, nur eine kleine Fläche in der Mitte seines Gesichtsfelds war einigermaßen scharf – genug, um die Klauen zu sehen, die nach ihm schlugen, und die Kiefer, die nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt zuschnappten wie Bärenfallen.
    Wieder und wieder und wieder.
    Darren wirbelte herum, um endlich die Flucht zu ergreifen, doch als sein Blick auf April fiel, blieb er abrupt stehen. Das Brett vor ihr hatte immer noch einige Zentimeter Abstand von der Wand. Sie stemmte sich mit aller Kraft dagegen, aber sie schaffte es einfach nicht, die Speere ganz hindurchzudrücken. Die Spitzen ragten zwar auf der anderen Seite heraus, aber nicht weit genug – die verletzten Angreifer rissen sich bereits wieder los und begannen den Wall zu erklettern.
    »Lauf!«
    Doch April starrte ihn nur an. Sie war wie gelähmt vor Panik. Tränen strömten aus ihren weit aufgerissenen Augen, und ein angsterfüllter Schrei brach aus ihrer Kehle.
    Links von ihm rannten die anderen bereits durch den Eingang der Höhle, um sich hinter die nächste Verteidigungslinie zurückzuziehen.
    Darren biss sich auf die Lippe, und mit dem Geschmack seines eigenen Blutes im Mund eilte er April zu Hilfe. Ein schwarzer Arm griff von der Deichkrone herunter nach ihr, scharfe Krallen schnitten durch Aprils Kapuze und bekamen ein Büschel Haare zu fassen. April packte die schuppige Hand am Gelenk und versuchte sie irgendwie loszubekommen. Dünne Rinnsale von Blut liefen ihr übers Gesicht und versetzten sie nur noch mehr in Panik. April schrie und strampelte und widersetzte sich nach Leibeskräften der Gewalt, mit der der schwarze Arm sie immer näher an die lechzenden Kiefer der Kreatur zog.
    Darren packte den schuppigen Arm und versuchte ihn gegen die Gelenkrichtung zu verdrehen in der Hoffnung, er könne dem Monster die Knochen brechen, doch schienen sie sich unter dem Druck nur ein wenig zu verbiegen, ansonsten blieben seine Versuche vollkommen wirkungslos. Er hatte auch keine Waffe zur Hand, mit der er die Bestie hätte traktieren können, also schlug er einfach mit beiden Fäusten auf den schuppigen Arm ein, bis April schließlich nach hinten in den Sand fiel und das Echsenwesen mit sich zog. Kaum war

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