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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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konnte das halb verdaute Fleisch in seinen Eingeweiden riechen, aber er konnte sich nicht abwenden. Er sah den Zweifel in den Augen seines Gegenübers. Irgendwo, tief in seinem Innersten, drangen Phoenix’ Worte durch.
    »Du hast dich in den Dienst einer höheren Macht gestellt, doch du kannst Abbitte leisten für deine Verfehlung. Schließlich warst auch du nur ein Mensch.«
    Etwas schien sich zu verändern in diesen gefleckten Augen. Die schwarzen Schlieren verschwanden, doch was nun golden darin erstrahlte, war nichts als Raserei.
    Ohne ihren Blick abzuwenden, hob die Kreatur ihre vorderen Gliedmaßen, um sie jeden Moment auf ihn niederfahren zu lassen. Phoenix spürte, wie sehr sie sich danach verzehrte, ihm das Fleisch von den Knochen zu reißen, und dennoch zögerte sie. Vielleicht hatte er tatsächlich das letzte bisschen Menschlichkeit in ihrem schleimigen, weißlichen Blut wiedererweckt. Vielleicht …
    Die Kreatur stieß ein gequältes Zischen aus, unfähig, mit den in ihr widerstreitenden Regungen fertigzuwerden. Dann wirbelte sie herum und schlug nach dem nächsten sich bietenden Ziel.
    Missy schrie, und ihr Blut spritzte Phoenix ins Gesicht.
    Etwas in Phoenix zerbrach. Keine Vernunft mehr, kein gutes Zureden. Eine Woge der Rachlust stieg brodelnd in ihm auf.
    Wie in Zeitlupe sah er, wie Missy zu Boden fiel, während ihr Blut aus den tiefen Schnitten quer über ihrer Brust quoll. Mit ihren Augen suchte sie noch seinen Blick, dann schlug sie auf den Boden, ihr Gesicht zu einer Maske von Schmerzen verzerrt.
    Phoenix drehte sein Gesicht wieder dem Mannwesen zu und blickte fest in seine geckoartigen Augen. Die Raserei darin war verschwunden, als habe sie sich mit dem einen Klauenhieb in nichts aufgelöst, doch sah Phoenix, von seiner eigenen Raserei geblendet, nichts davon.
    Ein blendendes Licht explodierte in seinen Augen, weiß glühende Strahlen schossen aus ihnen hervor. Er packte die Kreatur an den Schultern, und das Licht umhüllte sie beide wie ein leuchtender Stern. Phoenix schrie, und der Stern explodierte. Im Zentrum dieser Explosion spürte Phoenix etwas, das er in dieser Intensität bisher nicht gekannt hatte – Hass. Und es veränderte ihn für immer.
    Die sengende weiße Aura breitete sich durch die ganze Höhle aus, und für einen Moment waren sie alle wie geblendet von dem Licht. Adam und Mare rannten sich auf der Treppe beinahe über den Haufen und konnten sich gerade noch festhalten, als Jill von hinten gegen sie prallte. Evelyn konnte gerade noch vor der untersten Stufe stehen bleiben, presste Jake mit dem einen Arm an ihre Brust und stützte sich mit der anderen Hand an der Felswand ab.
    Ray spürte die Hitze und drehte sich weg, um sein Gesicht zu schützen.
    Phoenix’ Schrei wurde zu einem Stöhnen, und die Lichtkuppel um ihn herum kollabierte, als würde sie von einem Vakuum zurück in seine Augen gesaugt. Als er wieder etwas erkennen konnte, starrte er in die qualmenden Überreste leerer, schwarzer Augen. Die Kreatur war von Kopf bis Fuß zu Kohle verbrannt, die zwischen seinen Händen augenblicklich zu einem Häufchen Asche zerfiel.
    Phoenix sank auf die Knie und begann zu weinen. Seine Kraft war beinahe verbraucht, und nie hätte er für möglich gehalten, zu was er fähig war. Es machte ihm Angst. Er hatte die ihm innewohnende Kraft missbraucht, um kaltblütig zu töten. Der Mann hatte sich im letzten Moment in Bußfertigkeit an ihn gewandt, und Phoenix hatte ihn zu Asche verbrannt.
    Und was noch schlimmer war: Er bereute es nicht einmal. Er hatte gelernt, aus tiefstem Herzen zu hassen, und nichts würde jemals wieder so sein wie zuvor.
    Sich auf Hände und Füße stützend kroch er zu Missy hinüber und presste seine Hände auf die klaffenden Wunden auf ihrer Brust. Er hörte, wie sie spuckte und an ihrem eigenen Blut würgte, dann ließ er sein Leben durch seine Hände in ihren Körper strömen. Er gab ihr alles, was er hatte, alles, was er war, bis sein Bewusstsein sich verflüchtigte und die Dunkelheit ihn in ihre schwarze Umarmung zog.
    Jetzt, da er auch seine dunkle Seite kennengelernt hatte, fürchtete er, dass er ihrem Griff nie wieder entrinnen würde.

LXXII
     
    MORMON TEARS
     
    Adam entfernte den letzten Felsbrocken hinter den Rädern des Rammbocks. Schon seit langem war kein Geräusch mehr von der anderen Seite zu hören gewesen, nicht seitdem Phoenix das eine Echsenwesen getötet hatte, das durch den Felsspalt gekommen war. Keiner von ihnen verlor ein Wort über

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