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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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langen Schwanzfedern weit nach hinten ausgestreckt. Er legte den Kopf auf die eine Seite, dann auf die andere, danach öffnete er seinen Schnabel und ließ ein weiteres Krächzen hören.
    »Hallo«, sagte Phoenix und machte zögernd einen kleinen Schritt auf das Tier zu. »Was veranlasst dich, zu mir zu kommen?«
    Der große weiße Vogel wog erneut seinen Kopf hin und her, als erwäge er die Wahl seiner Worte. Ganz langsam richtete sich ein Federkamm auf seinem Schädel auf wie eine Krone aus Messerklingen. Mit langen Schritten hüpfte der Vogel auf ihn zu, bis Phoenix ihn fast berühren konnte, und sah ihn an.
    »Hast du Hunger?«, fragte Phoenix und blickte auf seinen Teller, den er neben sich in den Sand gestellt hatte. Auf dem verklebten Teller waren nur noch ein paar Bohnen übrig, aber Phoenix hätte sie bereitwillig geteilt. Er wollte ihn gerade holen gehen, als der Vogel einen weiteren, markerschütternden Schrei ausstieß und seine Flügel ausbreitete wie ein Schwan, der seine Jungen verteidigt.
    Phoenix riss die Arme schützend vor sein Gesicht. Er wollte sich in den Sand werfen und kniff die Augen zusammen.
    Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen linken Unterarm. Phoenix riss die Augen wieder auf, dann brach ein Schrei aus seiner Kehle.
    Der riesige Vogel saß jetzt auf seinem Unterarm, die langen Krallen reichten fast ganz um seinen Arm herum und schnitten in sein Fleisch, aus dem in kleinen Rinnsalen das Blut quoll. Das Tier war so schwer, dass er sein Gewicht kaum halten konnte, aber schon bei der kleinsten Bewegung hatte er das Gefühl, als würden diese teuflisch scharfen Klauen bis auf den Knochen durchschneiden. Phoenix hob seinen Blick und sah dem Vogel direkt in die Augen. Und wurde in sie hineingezogen. Weißer Dunst wirbelte auf, als ginge er durch eine Nebelbank. Dann lichtete sich der Nebel etwas, um sich schließlich in einen Blizzard zu verwandeln, der ihn von allen Seiten mit Schnee peitschte. Weit unter ihm legten die Kiefern ihr weißes Wintergewand an, die Landschaft war schneegesprenkelt. Das fruchtbare Vorgebirge verblasste, wurde verdrängt von den Ebenen vor den östlichen Ausläufern der Rocky Mountains, in denen sich geräumige Wohnhäuser immer näher aneinanderdrängten. Der Schnee hatte auch den letzten der wütenden Brände erstickt, nur noch die verkohlten, schwelenden Gerippe der Vorstädte waren zu sehen. Rauchschwaden waren das Einzige, das sich zwischen den Trümmerhaufen bewegte, und die langsam ersterbende Hitze der Brände verwandelte die herabfallenden Schneeflocken in Regen, der den Boden durchweichte und in eine schwarze, teerartige Paste verwandelte.
    Ein Schrei dröhnte in seinen Ohren, und Phoenix’ Blick beschrieb eine Kurve nach Norden, folgte dem gezackten Krater, der einmal die Innenstadt gewesen war. Tümpel, schwarz wie Teergruben, hatten sich gebildet, wo einst Geschäftsgebäude gestanden hatten. Die Hitze der darunter begrabenen Erde ließ Dampf aus ihnen aufsteigen, jeder Quadratzentimeter Erde war verbrannt, nur hier und da glänzte das in den Boden gebrannte, geschmolzene Glas. Über dieses Bild der Verwüstung wanderte sein Blick weiter nach Osten, über das Zentrum der Stadt, von dem nichts als schwarze Asche übrig war, bis auch diese hinter ihm lag und sich nur noch dichtes Dornengestrüpp vor ihm erstreckte. Ein kleiner Feuerschein hielt seinen Blick gefangen, und er begann darauf zuzufliegen. Allmählich konnte er erste Details ausmachen: Das Feuer loderte in einem auf den Kopf gestellten Totenschädel, der auf einem Pfahl aufgespießt war, die Flammen züngelten durch das kleine Loch auf der Unterseite, wo der Schädel einmal auf der Wirbelsäule gesessen hatte. Rundherum war der schlammige Boden von so vielen Fußspuren zerfurcht, dass er von oben beinahe aussah wie eine aufgewühlte See. In seiner Vision machte Phoenix einen kurzen Sturzflug, bis seine Schwingen fast den Boden berührten, dann schoss er geradewegs auf einen schiefen Turm zu, der sich vor dem Hintergrund der schneebedeckten Berge wie ein aus den Trümmern ragender Schatten abhob. Wellen von Schmerz und Leid gingen von ihm aus und schlugen Phoenix ins Gesicht. Er konnte die Erschütterung förmlich spüren. Tränen rannen aus seinen Augenwinkeln.
    Weitere Schädellaternen jagten an ihm vorbei, in regelmäßigen Abständen hintereinander aufgereiht wiesen sie den Weg wie die Landebahnbeleuchtung eines Flughafens. Der schwarze Turm vor ihm wurde immer größer, hob sich in

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