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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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wieder. Mit angelegten Kehlsäcken verschmolzen sie derart perfekt mit den Schatten, dass er sie durchaus hätte übersehen können, hätte er ihre Anwesenheit nicht gespürt.
    Tod blickte von links nach rechts und wusste, dass fast jeder einzelne Baum in seinem Gesichtsfeld von seinen Soldaten besetzt war. Er schloss die Augen und überließ es Krieg, der Sonne dabei zuzusehen, wie sie über den wolkenverhangenen Himmel kroch, dann war er wieder auf seinem schwarzen Wolkenkratzer. Der Wind peitschte von allen Seiten auf ihn ein, und Tod wandte sich ab, ging zurück in seinen Turm, um den Fortschritt seiner eigenen Vorbereitungen zu überwachen … nur für den Fall, dass die Nachgiebigkeit, die er in seinem Herrn spürte, diese vorübergehende sentimentale Anwandlung gegenüber seinen missratenen Kindern, sich als Seine Achillesferse herausstellen sollte.
    Tod wusste, dass dies seine eine, einzige Aufgabe war, und ob es nun dem endgültigen Ratschluss seines Herrn entsprach oder nicht, er würde sie erfüllen und auch die letzte Spur von Homo sapiens vom Angesicht dieser Welt tilgen. Und vielleicht könnte er diesmal sogar das, was übrig blieb, für sich beanspruchen.

BUCH VIER
     

XXV
     
    SALT LAKE CITY
     
    Gray stand auf der Laderampe des Home-Depot-Baumarkts und versuchte, durch den Sturm hindurch das Hotel zu erkennen. Die Spuren, die er auf seinem Weg hierher hinterlassen hatte, waren schon fast wieder zugeschneit und deuteten kaum noch darauf hin, dass überhaupt jemand hier gewesen war. Zu gerne hätte er mit Carrie gesprochen und sich versichert, dass es ihr gut ging. Ihn schauderte. Bei all dem Gerede über Träume und Visionen war er nicht einmal mehr sicher, ob sie nicht wussten, was er da gerade machte, ob sie nicht vielleicht sogar seine Gedanken lesen konnten. Was er jedoch mit Sicherheit wusste, war, dass man sich mit jemandem wie Richard besser nicht anlegte. Was dieser Mann alles tun würde, nur um ihn, Gray, aufzuhalten, wollte er sich lieber gar nicht erst vorstellen.
    Bei Gott, wenn er mit dem, was er da gerade tat, nur Carrie nicht in Gefahr brachte …
    Er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass er auch die Frau mit ihrem kleinen Sohn würde herausschmuggeln müssen, trotzdem hatte er höllische Angst vor den möglichen Konsequenzen. Carrie war seine Frau, die Liebe seines Lebens, und er hatte sich geschworen, wenn nötig sein eigenes Leben für sie zu opfern. Für die Frau mit dem Kind galt das nicht. Er könnte sich Carrie einfach schnappen und mit ihr verschwinden, ohne einen weiteren Gedanken an die beiden anderen. Carrie einfach in den Campinganhänger schaffen und sich mit ihr auf Nimmerwiedersehen durch das Schneetreiben davonmachen. Niemand würde sie je aufspüren. Sie könnten irgendwohin gehen, sich an jedem beliebigen Ort auf der Welt niederlassen. Vielleicht weit im Süden, auf Aruba, wo es warm war und nie schneite, wo keine Gefahr bestand, dass jemand sie angreifen würde …
    Ist schon in Ordnung , wiederholte die Stimme des kleinen Jungen in seinem Kopf.
    Aber das war es nicht. Wenn er die beiden dort zurückließ, dann wusste nur Gott allein, was Richard alles unternehmen würde, um sie nur für sich zu behalten und sein Geheimnis zu schützen. Der Mann war ein Machtjunkie. Falls er diesen Jungen tatsächlich dazu benutzte, den Rest der Gruppe auf ihn als ihren Anführer einzuschwören, dann wäre das Verschwinden des Jungen eine geradezu tödliche Bedrohung für seine gerade im Entstehen begriffene Herrschaft. Und falls er und Carrie es verbocken sollten, würde Richard an ihnen zweifellos ein Exempel statuieren, um damit seinen Alleinherrschaftsanspruch zu unterstreichen. Die Leute folgten ihm wegen der Träume, die er angeblich hatte, aber Furcht war noch ein weitaus mächtigeres Herrschaftsinstrument. Wenn er über beides verfügen könnte, würden sie ihm blind folgen, nichts und niemand würde seine Macht je in Frage stellen. Und das war schließlich der Ausgangspunkt der ganzen Katastrophe gewesen. Die Wurzel allen Übels, die schließlich bis zur Entwicklung von Massenvernichtungswaffen geführt und sie Menschen wie Richard in die Hand gegeben hatte, die es gar nicht erwarten konnten, sie einzusetzen.
    »Der Laster ist bis oben hin voll«, sagte eine Stimme hinter ihm, und Gray erschrak dermaßen, dass er beinahe in die Luft gesprungen wäre.
    Er drehte sich um und nickte nur kurz – sein Herz schlug so schnell, dass er nicht sprechen konnte. Grays erster

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