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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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standhalten würde«, entgegnete Adam und beobachtete, wie Phoenix mit Norman nach draußen auf den Strand zuging.
    »Wir könnten fliehen«, meinte Darren.
    »Die haben Motorschlitten«, erwiderte Lindsay. »Wir würden nicht sehr weit kommen.«
    »Außerdem wird der Schwarm uns bald angreifen«, warf Jill ein. »Vergesst das nicht.«
    »Was sagen denn deine Visionen?«, fragte Ray, der die ganze Zeit über ruhig an der Wand gelehnt hatte. »Du warst es, die uns etwas von brennendem Fleisch erzählt hat. Ich weiß ja nicht, wie ihr darüber denkt, aber ich glaube, das ist es, was hier seit kurzem so lecker riecht.«
    »Reiß dich zusammen, Ray«, sagte Mare und stellte sich vor Jill. »Mach du doch mal einen Vorschlag.«
    »Gehöre ich etwa zu denen, die hier die Zukunft voraussagen können?«
    »Jungs!«, fuhr Evelyn beiden über den Mund. »Wir verschwenden nur unsere Zeit, wenn wir hier herumstreiten. Wenn ihr nichts Produktives beizutragen habt, dann haltet einfach die Klappe.«
    Beide schrumpften regelrecht in sich zusammen. Mare nahm Jills Hand, und Ray lehnte sich wieder gegen die Höhlenwand. Dann zuckte er erneut zusammen, als er etwas Spitzes an seinem Bauch spürte. Er tastete nach der Stelle und fühlte den Griff des Dolches in seiner Bauchtasche.
    »Ich bin der Kleinste«, murmelte er stirnrunzelnd. Endlich ergaben Tinas kryptische Worte einen Sinn. Wie berauscht von dieser Erkenntnis taumelte er ein paar Schritte nach vorn, damit alle ihn hören konnten, und wiederholte: »Ich bin der Kleinste.«
    Alle starrten ihn an, als hätte er den Verstand verloren, doch Ray ging nur hinüber zu Jake und stellte sich neben ihn.
    »Kapiert ihr denn nicht?«, fragte er und zog Jake vor sich. Über den Kopf des Jungen hinweg schaute Ray ihnen in die Augen. »Ich bin der Kleinste.«

XLIV
     
    MORMON TEARS
     
    Alles, woran Norman während Phoenix’ Ansprache denken konnte, war die Zeichnung von ihm in der Höhle. Phoenix war auf die Ladefläche des Pick-up geklettert und hatte sich durch mehr als einen Meter Schnee bis zu einem Werkzeugkasten durchgegraben, der darunter verborgen lag. Er klappte den Deckel auf und wühlte weiter durch unzählige Schichten von Gabelschlüsseln, Hämmern und anderen Gerätschaften, bis er endlich fand, wonach er gesucht hatte. Dann hielt er den Gegenstand hoch, sodass Norman ihn deutlich sehen konnte. Es war ein altes, schartiges Beil. Zwischen Hunderten von Nägeln, die schon lange am Boden der metallenen Werkzeugkiste festgerostet waren, hatte es dort drinnen gelegen, der hölzerne Stiel so alt und abgegriffen, dass er aussah wie ein halb verrottetes Seil. Das Blatt war von der letzten Benutzung noch völlig verdreckt und die Schneide so dick von mehreren Schichten abblätternden Rostes überzogen, dass man meinen konnte, sie würde beim ersten Hieb zu Staub zerbröseln.
    »Was soll ich damit?«, fragte Norman.
    »Du hast gar nicht zugehört, oder?«, erwiderte Phoenix. Er warf das Beil hinunter auf den Strand, dann sprang er selbst hinterher und versank bis zur Hüfte im Schnee.
    »Es … es ist nur … Ich meine, in dieser Höhle da gibt es eine Zeichnung von mir mit diesem Ding in der Hand. Sie ist offensichtlich vor Hunderten von Jahren gemacht worden, und du kletterst einfach auf diesen Pick-up und kramst unter Tonnen von Schnee und verrostetem Werkzeug dieses Beil raus, als wäre überhaupt nichts dabei. Als hättest du die ganze Zeit über schon gewusst, dass es da ist, und nur auf den richtigen Moment gewartet, es mir zu geben.«
    »Genau«, sagte Phoenix. »Ist das denn so schwer zu verstehen?«
    Norman lachte nervös. »Sobald ich mit der Army fertig bin, wollte ich mich zu einem ganz normalen Rettungssanitäter ausbilden lassen und mit einem Krankenwagen durch die Gegend fahren. Vielleicht eine Frau kennenlernen und mit ihr ein, zwei Kinder in die Welt setzen. Ich wollte mir einen Hund anschaffen, einen Golden Retriever, und in meinem Job genug Geld verdienen, dass ich früher in Rente gehen und an meinem Handicap beim Golf arbeiten kann.« Er schüttelte den Kopf. »Wie viele Stunden meines Lebens habe ich bloß mit all diesen nutzlosen Träumereien verschwendet?«
    »Das hast du nicht. Es ist ein wunderbarer Traum«, sagte Phoenix mit einem kleinen Lächeln.
    »Du verstehst es einfach nicht, oder? Für dich ist das alles so glasklar, dass du gar nicht kapierst, was du von mir verlangst. Du folgst einfach deiner kosmischen To- do -Liste und hakst uns einen nach dem

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