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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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seine Beine waren so müde, dass sie ihn einfach nicht schneller tragen wollten. Als sie endlich den Deich erreichten, hörte er bereits Jakes Wimmern.
    »Wir haben gerochen, wie …«, sagte Norman und griff nach Lindsays Hand, um ihr über die Barrikade zu helfen. Als auch Adam auf der anderen Seite war, senkte er die Stimme und beugte sich ganz dicht an sein Ohr: »Wir haben gerochen, wie dort drüben ein Mensch verbrannt ist.« Wieder machte er eine Pause und blickte kurz zu Jake hinüber. »War es Gray?«
    Adam nickte. Jetzt, da sie ausgesprochen waren, konnte er die Bedeutung der Worte kaum ertragen.
    »Wir haben zwei Schüsse gehört!«, rief Evelyn, noch während sie auf Adam zugerannt kam, dann schlang sie ihm die Arme um den Hals. »Ich hatte solche Angst, dass …«
    »Schhh«, flüsterte Adam und gab ihr einen zarten Kuss. Als er sich wieder losmachte, konnte Evelyn die Angst in seinen Augen sehen.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie fast panisch, aber Adam reagierte nicht. Er wollte zu ihnen allen gemeinsam sprechen.
    »Folgt mir nach drinnen!«, brüllte er, damit alle ihn hören konnten, und bahnte sich bereits seinen Weg zum Eingang der Höhle. In der Zwischenzeit hatten die Zurückgebliebenen dort ein kleines Kohlefeuer entzündet, dessen Rauch die Wände mit Ruß schwärzte. Ohne das Feuer weiter zu beachten, stellte Adam sich mit dem Rücken vor den Eingang des Tunnels, der zum Pueblo führte, damit er die Insel im Auge behalten konnte.
    »Wo ist denn Gray abgeblieben?«, fragte Mare und provozierte damit einen neuen Weinkrampf bei Jake, der sich fast wieder beruhigt gehabt hatte.
    »Er hat es nicht geschafft«, antwortete Adam und sah dabei Jake an.
    »Ich habe ihm gesagt, er darf nicht gehen«, wimmerte Jake. »Ich wusste … ich wusste, was mit ihm passieren würde …«
    »Wie ist es passiert?«, fragte Missy.
    »Sie haben ihm in den Hinterkopf geschossen. Er hat nichts gespürt.«
    »Wie viele sind es?«, fragte Norman. Seine Kiefermuskeln spannten sich wie Stahlseile.
    »Sechs«, antwortete Adam. »Alle bewaffnet.«
    »Mein Gott«, keuchte Norman und starrte hinaus auf den See.
    »Darf ich mal eine ziemlich bescheuerte Frage stellen? «, sagte Mare. »Ich möchte nicht, dass ihr das in den falschen Hals bekommt, aber warum haben sie euch beide nicht auch getötet?«
    »Sie wurden zurückgeschickt, damit sie uns eine Botschaft überbringen«, sagte Phoenix trocken.
    Jake riss sich unterdessen zusammen, so gut es ging, doch die Tränen liefen immer noch in Strömen über seine Wangen. Dann schien er einen Entschluss zu fassen und machte einen Schritt nach vorn.
    »Ich werde gehen.«
    Adam hatte Soldaten gekannt, die mehr als dreimal so alt waren wie dieser Junge, aber keiner von ihnen hatte jemals auch nur annähernd so viel Mut gezeigt, wie er es gerade tat. Noch vor weniger als einer Minute hatte Adam es als unabänderliche Tatsache hingenommen, dass sie den Jungen würden herausgeben müssen, aber jetzt, da er in die Augen dieses tapferen Kindes blickte, wusste er, dass er das nicht zulassen durfte.
    »Nein«, sagte Adam mit so entschlossener Stimme, dass er selbst darüber erschrak. »Wir werden eine andere Lösung finden.«
    »Was haben sie denn gesagt?«, fragte Darren.
    »Sie sagten, wir haben zwei Stunden, um ihnen den Jungen zu übergeben. Oder sie kommen und holen ihn.«
    Keiner fragte, was genau damit gemeint war. Sie wussten es auch so.
    »Okay, was werden wir also tun?«, unterbrach Norman die Stille, die nach Adams letzten Worten entstanden war.
    Wieder Schweigen.
    »Ich wünschte, ich wüsste es«, erwiderte Adam schließlich. Er hatte ein Gefühl, als würden ihre fragenden Blicke Löcher in seinen Körper bohren.
    »Lasst mich gehen«, sagte Jake und zog eine Hand unter der Decke um seine Schultern hervor, um sich die Tränen abzuwischen. »Wenn ich ihnen gebe, was sie wollen, tun sie mir nichts.«
    »Gray ist nicht gestorben, damit wir ihnen den Jungen dann doch ausliefern«, sagte Lindsay flüsternd. »Sie haben ihn umgebracht, weil … weil er lieber sterben wollte, als ihnen Jake zu überlassen.«
    »Wir können sie nicht besiegen«, sagte Norman. »Wenn sie bewaffnet sind, haben wir nicht die geringste Chance.«
    Phoenix legte Norman eine Hand auf den Arm und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Wir können uns in der Höhle verbarrikadieren«, warf April ein. »Das wollten wir doch sowieso tun.«
    »Ich glaube nicht, dass wir etwas haben, das ihrem Kugelhagel lange

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