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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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dem Vulkanausbruch hatte angreifen wollen, weitgehend zerrissen worden war, blieb ihr Kern gefährlich. Die gegnerischen Kommandeure setzten alles daran, die verängstigten Soldaten neu zu formieren – nur blähte sich da der Hang unter ihnen auf, platzte und spie eine vierzig Yard hohe Lavafontäne aus. Im Bruchteil einer Sekunde verwandelten sich die Nabatorer in verkohlte Scheite. Auf unserer Seite empfand niemand Mitleid mit ihnen.
    Nach und nach erhoben sich auch die anderen Männer und verfolgten gebannt, wie die Natur selbst die Armee der Nabatorer zerschlug.
    »Hol mich doch das Reich der Tiefe, aber ich würde wirklich gern wissen, was das war«, sagte Quello. Sein Gesicht war schwarz von Ruß, nur um die Augen herum leuchteten weiße Kreise.
    »In Reih und Glied!«, schallten die Stimmen der Kommandeure übers Schlachtfeld.
    Und wieder wehten die Flaggen. Obwohl der Grokh-ner-Tokh bei seinem Erwachen etlichen Feinden das Leben genommen hatte, war die Schlacht für uns noch nicht gewonnen. Wir traten in Reihen an, nahmen unter dem Klang der Kriegshörner die Schilde auf, senkten die Lanzen und Hellebarden und marschierten gleichmäßigen Schrittes auf den Gegner zu. Uns schlossen sich die Blasgen an, die in ihren Rüstungen wie gepanzerte Eicheln aussahen. Ich hielt nach Ghbabakh Ausschau, ein völlig vergebliches Unterfangen: In dieser Aufmachung würde ich ihn eh nicht erkennen.
    Während wir auf den Feind zuhielten, sammelten wir Pfeile vom Boden auf. Ich konnte immerhin ein ganzes Dutzend ergattern.
    Die Erde glühte selbst durch die Stiefelsohlen hindurch. Nach wie vor bebte sie jedes Mal, wenn der Grokh-ner-Tokh seine Flamme ausstieß. Der Vulkan, der die letzten Jahrtausende geschlafen hatte, war etwas übereifrig ans Werk gegangen. Die Lava hatte bereits seinen Fuß erreicht, den toten Berg erfasst, stürzte nun ins Tal, schob die Toten gegen den Hang und drohte, sie binnen weniger Minuten zu rösten.
    Der Wind trieb eine gewaltige Aschewolke nach Süden, also aus dem Tal heraus. Bestens! Wenn diese Asche jetzt auf uns niedergegangen wäre, dann wären wir alle vermutlich einfach verreckt. Schon so bekamen wir kaum noch Luft. Jedem brannten die Lungen, jedem schnürte ein Hustenanfall die Kehle ab.
    »Topf!«, sagte ich. »Teil die Männer in zwei Gruppen ein!«
    Nur sollten wir den Kampf gar nicht mehr fortsetzen – das übernahmen andere für uns.
    Ein alles übertönender, triumphierender, wütender Schrei wogte über uns hinweg, vervielfältigte sich und schwoll an, bis ihn die ganze Welt hören musste. Aus dem Krater des laut singenden Berges flogen Feuergeschöpfe heraus, die noch am ehesten an Kaulquappen erinnerten.
    Sie hatten runde, mit blutroter Flamme brennende Köpfe, die geschmeidigen Schwänze von Wassermolchen zeigten ein leuchtendes Orange. Wie kleine Kometen oder wie ein Feuerwerk aus Morassien stiegen sie zum Himmel auf, um dann in einem scharfen Bogen und mit Grabesstimmen schreiend zur Erde zu fallen. Während sie inmitten der Nabatorer landeten, lösten sie sich in Flammen, Rauch und Donner auf. Die ohnehin aufgewühlte Erde geriet noch stärker ins Beben.
    Diese Feuerdämonen würdigten uns keines Blickes, sondern beschäftigten sich ausschließlich mit unserem Feind. Mit langen Hälsen beobachteten wir, wie die feindliche Armee vernichtet wurde. Viele unserer Gegner flohen panisch, einzig die Regimenter, die der Verdammten Scharlach wirklich treu ergeben waren, hielten die Stellung. Ihre Zahl war nicht sehr groß.
    Als einmal eines dieser Feuergeschöpfe unmittelbar über unsere Köpfe hinwegschoss, konnte ich es mir genauer ansehen. Mit dem runden, aus dichten Flammen geschaffenen Kopf, den großen Glupschaugen, dem Maul voller Zähne und dem langen, flachen Schwanz zeigte es wirklich Ähnlichkeit mit einer Kaulquappe. Kurz erfasste mich eine Hitzewelle, dann ging das Feuerwesen tiefer und bohrte sich in die Reihen der fliehenden Nabatorer.
    Auf unserer Seite konnte jetzt von Angst keine Rede mehr sein, ja, wir vergaßen sogar den erwachten Vulkan. Stattdessen grölten wir begeistert und klatschten einander auf den Rücken: Der Sieg war unser.
    »Was bist du doch für ein Glückspilz, du Hundesohn!«, sagte Typhus zu mir. »Ich hatte schon befürchtet, du seist zu deinen Ahnen gegangen.«
    Der Tag hatte ihr Gesicht hohlwangig werden lassen. Sie schien um dreißig Jahre gealtert. Und mit einem Fuß bereits im Grab zu stehen.
    »Im Übrigen brauche ich dich«, erklärte sie

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