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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Schuhe.
    Nachdem Gritha ihr die Hände wieder gefesselt hatte, ging die endlose Reise weiter. Die Armee marschierte nach wie vor über die Straße, oft genug mussten sie ausscheren, um Fußsoldaten zu überholen. Sie kamen an niedergebrannten Dörfern und kleinen Städten vorbei, aber auch an zwei weiteren Schlachtfeldern, die jedoch kleiner waren als das am Fluss.
    Überall hatten die Nabatorer Gefangene dazu abgestellt, die Toten auf Karren zu laden und Gruben für sie auszuheben. Bei diesem Anblick zog es Algha das Herz zusammen. Vor Korunn gab es noch etliche Städte. Sie beneidete die Menschen in ihnen nicht um das, was ihnen bevorstand.
    Gegen Abend erreichten sie die Grenzen der Provinz, am nächsten Tag sah Algha im Norden wieder einen tiefschwarzen Himmel. Sie wappnete sich dagegen, erneut eine vom Feuer verheerte Stadt vorzufinden. Doch da irrte sie sich. Diesmal zog lediglich ein Gewitter auf.
    Kurz bevor der Regen einsetzte, erreichten sie einen alten Adelssitz, der von einem blühenden Kirschgarten umgeben war. Hier hatte sich Blatter eingenistet. An der Auffahrt standen Untote Posten, die Ka und seine Gefährten durchließen, ohne auch nur eine Frage zu stellen.
    Sobald die Gardisten an der Vortreppe jedoch die heransprengenden Reiter erblickten, stürzte einer von ihnen ins Haus und kam in Begleitung einer Nekromantin wieder heraus.
    »Herr Ka«, sagte die Frau. »Wir haben Euch schon erwartet.«
    »Seid gegrüßt, Herrin Batul«, erwiderte er in respektvollem Ton und saß ab. »Kann die Sterngeborene mich gleich empfangen?«
    »Leider nein. Sie bespricht sich gerade mit einem ihrer Kommandeure. Unterdessen soll ich dafür sorgen, dass es Euch an nichts fehlt. Ist das besagte Schreitende?«, fragte sie und richtete den durchdringenden Blick ihrer weißen Augen auf Algha. »Sie scheint mir die Nase noch ziemlich hoch zu tragen. Habt Ihr sie bisher nicht gezüchtigt?«
    »Nein. Dafür wollte ich erst das Einverständnis der Sterngeborenen einholen.«
    »Sehr löblich«, erwiderte Batul. »Kadir und ich, wir haben den Tod des Herrn Dawy sehr bedauert. Ich zeige Euch jetzt Eure Zimmer.«
    »Überlasst das einem Diener. Das ist schließlich keine Aufgabe für eine Angehörige des Achten Kreises.«
    »Verzichten wir doch auf diese höflichen Floskeln. Ich erledige das gern. Gritha … so heißt du doch, oder? Bring die Schreitende fort. Die Gardisten werden dir zeigen, wohin.«
    Einer der Soldaten bedeutete Gritha, ihm zu folgen, und führte sie zu einem hellen Raum mit einem großen Schrank und einer astronomischen Karte an der Wand. Nachdem Gritha Algha erneut gefesselt hatte, ließ sie sie allein.
    Damit sie auf die Begegnung mit Blatter wartete.
    Obwohl Algha ihre Nervosität und Angst zu bezwingen versuchte, hämmerte ihr Herz wie wild, war ihr Rücken schweißnass und ihre Kehle ausgetrocknet. Sie hätte gern etwas getrunken, aber niemand brachte ihr Wasser.
    Nun zuckte der erste Blitz, gefolgt von einem schrecklichen Donnern. Eine Windböe fuhr durch den Kirschgarten und wirbelte die weißen Blüten auf. Dann schienen sich unvermittelt sämtliche Schleusen des Himmels zu öffnen. Der Regen prasselte gegen die Scheiben, auf die blechernen Fensterbretter und aufs Dach. Sein dichter Schleier ließ sich mit dem Blick nicht durchdringen.
    Minütlich gingen nun Blitze nieder. Algha saß auf einem harten Stuhl und lauschte angespannt auf das Unwetter. Ihre Angst vor der bevorstehenden Begegnung wuchs immer stärker an. Hier, in Blatters Höhle, fühlte sie sich so hilflos wie nie zuvor in ihrem Leben. Erst jetzt begriff sie, wie abhängig sie von ihrem Funken war. Ohne ihn verwandelte sie sich in eine leere Hülle, die keinerlei Bedrohung darstellte. In ein kleines Mädchen, das niemandem etwas anhaben konnte, der stärker war als sie. Deshalb zweifelte sie keine Sekunde daran, dass dieser Tag ihr letzter sein würde.
    Sie wusste nichts von einem Heiler. Abgesehen davon hasste Blatter alle Frauen, zumindest wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte.
    Irgendwann zog das Gewitter nach Westen ab, ließ der Regen nach und hörte schließlich ganz auf. Nur vom Dach fielen nach wie vor Tropfen. Die Wolken schoben sich auseinander, um ein Stück azurblauen Himmels zu entblößen, zogen sich aber gleich darauf wieder zusammen. Einmal lugte auch die Sonne kurz zwischen ihnen hindurch. Über dem feuchten Kirschgarten zeichnete sich ein fahler Regenbogen ab. Algha betrachtete ihn so erstaunt, als sähe sie

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