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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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sehr. Aber glaub mir, sie ist völlig fehl am Platze. Ich bin daran gewöhnt, allein zu arbeiten, abgesehen davon habe ich nicht vor, diesen Beruf mein Leben lang auszuüben. Jedenfalls brauche ich ganz gewiss keinen Partner. Oder eine Partnerin. Ich kann bestens allein auf mich aufpassen, das habe ich auch schon öfter unter Beweis gestellt. Wenn das Gespräch damit beendet ist, würde ich gern gehen. Ich bin nämlich ein viel beschäftigter Mann.«
    Moltz zögerte kurz, verzichtete dann aber auf einen Streit.
    »Wenn du ein solcher Sturkopf bist, bitte«, sagte sie. »Aber wehe, du lässt dich abmurksen. Schließlich willst du ja wohl nicht den beschwerlichen Weg zurück aus dem Reich der Tiefe auf dich nehmen, um unseren Vertrag zu erfüllen, oder?«
    »Nicht unbedingt«, knurrte ich. »Mach’s gut, Stumpf. Viel Glück, Lahen.«
    »Dir auch«, erwiderte die Frau. »Und pass auf dich auf.«
    »He, Meister!« Irgendein Kerl setzte sich an meinen Tisch. Es war der Abend eines sehr tristen Tages. »Hast du schon das Neueste gehört? Die Hochwohlgeborenen dürfen den Sandoner Wald verlassen. Diese Dreckschweine!«
    Ich nickte ihm bloß mürrisch zu. Wen er mit
Dreckschweine
meinte, war mir schleierhaft, denn in dem Fall traf das auf beide Seiten zu: auf das Imperium, weil es Uloron und einen Teil der Gegend um den Gemer Bogen abgetreten hatte, auf die Hochwohlgeborenen, weil sie spitzohrige Widerlinge waren, die am besten unter der Erde verfaulen sollten. Bei der Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen diesen beiden Parteien hatte ich mich ja noch damit abgefunden, dass wir den Delben Vaske und sein ekelhaftes Volk am Leben ließen. Aber dass die Spitzohren jetzt auch noch einen Teil unserer angestammten Gebiete bekamen …?!
    Für mich – ebenso wie für viele andere, die den Krieg im Sandoner Wald erlebt hatten – kam das echtem Verrat gleich.
    »Diese Hurensöhne!«, zeterte der Bursche weiter. »Haben wir dafür etwa gekämpft?!«
    Er stierte vor sich hin. Genau wie ich übrigens. Die Neuigkeit hatte sich mit der Schnelligkeit eines Lauffeuers in der ganzen Stadt verbreitet und kaum jemanden erfreut. Vor allem die Veteranen waren bitter enttäuscht. Solche wie mein Gegenüber. Oder ich.
    »Wo hast du gedient?«, fragte ich den Mann.
    »In der Reiterei. Im Fünften Regiment.«
    »Das war im Norden, oder?«
    »Richtig. Wir haben die Spitzohren abgefangen, die zu unseren Dörfern vordringen wollten«, erzählte er mir grinsend. »Was ist mit dir?«
    »Ich war bei den Falkenhandschuhen. Im Vierzehnten Regiment.«
    Ich nannte ihm die Einheit, mit der wir das letzte halbe Jahr Seite an Seite gekämpft hatten. Die Maiburger Schützen waren zu bekannt, und ich wollte nicht, dass plötzlich mein Name fiel. Offiziell lagen meine Knochen nämlich irgendwo an den östlichen Ausläufern der Katuger Berge begraben …
    »Von dem hab ich schon gehört«, sagte mein Gegenüber und winkte den Wirt heran.
    Der stellte prompt eine bauchige Tonflasche und zwei saubere Gläser auf den Tisch. Der Veteran goss uns beiden von dem Schnaps ein.
    »Was ist, Kumpel? Trinken wir auf die Kriegskameradschaft?«
    Ich mag dieses scharfe Zeug eigentlich nicht und mache normalerweise einen Bogen darum, aber heute lehnte ich nicht ab.
    »Auf die Kriegskameradschaft«, erwiderte ich also und stieß mit ihm an.
    Der Schnaps versengte mir förmlich die Kehle. Bevor ich auch nur irgendeinen Einwand erheben konnte, war mein Glas jedoch bereits nachgefüllt.
    »Auf alle, die ihr Leben in diesem verfluchten Wald gelassen haben!«, brachte der Kerl den nächsten Trinkspruch aus.
    Diesmal schüttelte ich jedoch den Kopf und ließ den Schnaps stehen.
    »Tut mir leid, Meister«, sagte ich. »Ich muss gehen.«
    »Komm schon, Kumpel!«, hielt mich der Mann zurück. »Ein Glas ist schnell runtergekippt.«
    »Meine Frau verbietet mir aber, mehr als ein Gläschen zu trinken«, log ich und stand auf. »Mach’s gut.«
    »Du auch«, erwiderte der andere leicht brummig. Aber immerhin versuchte er nicht mehr, mich zum Bleiben zu überreden.
    Ich verließ die Schenke und bog in schummrige Straßen ein, die immer leerer wurden, je weiter ich mich der Vogelstadt näherte. Die zahlreichen Türme dieses Viertels zeichneten sich selbst jetzt, bei Einbruch der Dunkelheit, scharf gegen den bezogenen Herbsthimmel ab. Schon bald ließ ich das Rauschen des Meeres und den Lärm aus den Schenken hinter mir. Mit der Hand am Wurfbeil sah ich mich ständig um. In diesem

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