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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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geflochten. Das Erstaunlichste an ihr waren jedoch ihre Augen, die dunkelblau, fast indigo leuchteten. Und wenn sie den Kopf neigte, schimmerten sie sogar violett.
    Nie zuvor hatte ich solche Augen gesehen. Ich starrte die Frau wesentlich länger an, als der Anstand es zuließ – bis sie irgendwann fragend eine Augenbraue hochzog.
    »Wenn ich vorstellen darf«, sagte Moltz. »Der Graue. Lahen.«
    Dem aufmerksamen Blick des Oberhaupts der Gilde aller Gijanen in Alsgara war mein überraschendes Interesse an ihrer Gesprächspartnerin nicht entgangen.
    Ich nickte Lahen freundlich zu. Diese lächelte mich im Gegenzug an und musterte mich nun ihrerseits neugierig. Daraufhin ahmte ich sie nach, indem ich ebenfalls die Augenbraue hochzog – was mir ein weiteres Lächeln eintrug.
    »Willst du einen Wein?«, fragte Stumpf, der bereits mit den Zähnen den Korken aus einer angebrochenen Flasche zog.
    Ich schüttelte bloß den Kopf. Der Genuss von Wein bereitete mir weit weniger Vergnügen als ihm. Auch Lahen lehnte das Angebot freundlich ab.
    »Du weißt, dass du in Schwierigkeiten steckst?«, fragte Moltz.
    »Nach Stumpfs Empfang ist mir das klar, ja.«
    »Aber selbstverständlich hast du nicht die geringste Angst«, höhnte Moltz. »Was für eine Selbstgefälligkeit! Immerhin bist du neu in der Stadt.«
    »Das stimmt nicht. Ich bin schon ein Jahr hier.«
    »Ein Jahr«, stieß die Bäckersfrau aus. »Du hast dich gut eingeführt, obwohl du erst zweimal für mich gearbeitet hast. Einen so wertvollen, wenn auch etwas eigensinnigen Mitarbeiter würde ich ungern verlieren. Also: Warum hast du nicht einen weiten Bogen um Yokh gemacht?«
    »Als ob ich es darauf angelegt hätte, ihm in die Arme zu laufen!«
    »Wie auch immer, jedenfalls bist du ihm in die Quere gekommen. Yokh ist ein einflussreicher Mann. In einigen Vierteln Alsgaras sogar einflussreicher als ich, mein Junge!«, erklärte Moltz wütend.
    Wobei sie übrigens sowohl mir als auch Yokh zürnte. Letzterem allerdings mehr, wie ich wohl anmerken darf.
    In diesem Augenblick landete schmatzend ein Gruß der Tauben auf meiner Schulter.
    »Was für ein warmherziger Empfang«, murmelte ich. »Habt ihr eigentlich keinen angenehmeren Ort für dieses Gespräch gefunden? Zum Beispiel den Keller.«
    »Im Keller wird der Wein gelagert«, erklärte Stumpf, der auf trockenen Wein schwor. »Was ist denn nun eigentlich vorgefallen? Zwischen dir und Yokh, meine ich.«
    »Im Grunde gar nichts«, antwortete ich. »Yokh hat mir einen Auftrag angeboten. Den habe ich abgelehnt. Daraufhin wollte er mich wohl dazu bringen, dass ich es mir noch mal überlege. Sein gewichtigstes Argument war die Peitsche. Dafür habe ich ihm halt die Fresse poliert. Damit hatte es sich dann aber auch schon.«
    »Mhm«, brummte Stumpf. »Und wie erklärst du mir dann bitte schön die drei toten Leibwächter?«
    »Die Burschen sind mit Messern auf mich losgegangen. Irgendwie musste ich mich da ja verteidigen. Dafür gibt es übrigens ein Dutzend Zeugen.«
    »Was nicht gut ist«, erklärte Moltz. »Dann haben zu viele Leute mitangesehen, wie du Yokh eine Abfuhr erteilt hast. Da wird er keine Ruhe geben. Früher oder später wird er also wieder auf dich losgehen.«
    »Das ist mir klar.«
    »Nur käme mir das gar nicht gelegen. In zwei Wochen steht ein wichtiger Auftrag ins Haus, Grauer. Da brauch ich dich. Deshalb soll Lahen bis dahin auf dich aufpassen.«
    Mir verschlug es die Sprache. Der Frau anscheinend auch.
    »Was soll das denn heißen?«, grummelte ich schließlich.
    »So haben wir das nicht vereinbart!«, empörte sich auch Lahen.
    »Immer mit der Ruhe, Kinder. Ihr beide hättet schon längst auf die Idee kommen können, euch einen Partner für die Arbeit zuzulegen. Für eine Person allein ist euer Gewerbe viel zu schwer und gefährlich. Und ihr passt gut zueinander, das habe ich im Gefühl.«
    »Kann sie mit einem Bogen umgehen?«, wollte ich von Moltz wissen.
    »Selbstverständlich nicht. Aber dafür hat sie etliche andere, verborgene Talente«, antwortete Moltz mit einem rätselhaften Lächeln. »Solange Lahen in deiner Nähe ist, droht dir kaum eine Gefahr.«
    »Wofür hältst du mich eigentlich?«, fuhr die Frau Moltz nun an. »Für einen Wachhund?«
    »Das bestimmt nicht«, mischte ich mich ein. Eine ehrliche Antwort – denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie mich diese Frau vor den Meuchelmördern Yokhs beschützen wollte. »Pass auf, Moltz, deine Sorge rührt mich wirklich

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