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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Teil der Stadt dürfte mir zwar kaum eine Gefahr drohen, aber es schadete ja nie, auf der Hut zu sein. Denn wer für einen Schnaps auch mal eine schmutzige Arbeit annahm, müsste mittlerweile aus seiner Höhle gekrochen sein, um ihn sich zu verdienen.
    Ich wählte meist große Straßen, in denen die Lampenanzünder bereits durchgezogen waren und obendrein zahlreiche Soldaten Patrouille liefen. Am Tor zwischen dem Hafenviertel und der Vogelstadt standen gleich drei Mann Posten. Sie ließen mich problemlos durch, musterten mich nicht einmal eingehender. Überall wimmelte es von Menschen, die nach Hause eilten.
    Als ich in die nächste Gasse abbog, war es bis zum Haus meiner Freunde nicht mehr weit. Doch ich hatte sie noch nicht zur Hälfte durchquert, da hörte ich hinter mir die Schritte von zwei Männern. Vielleicht hatten sie ja tatsächlich den gleichen Weg wie ich. In Anbetracht meiner jüngsten Schwierigkeiten mit Yokh hielt ich es jedoch für klüger, einen Zahn zuzulegen und den Schutz einer Hauswand zu suchen.
    Plötzlich tauchten am Ende der Gasse noch zwei Schatten auf. Ich verfluchte mich dafür, den gleichen Weg genommen zu haben wie immer, zog mein Wurfbeil, sprang zur Seite – und rettete mir damit in letzter Sekunde das Leben: Ein Messer schlug neben mir ins Straßenpflaster ein, dass es Funken sprühte.
    Kurzentschlossen stürzte ich mich nun auf die beiden Kerle vor mir. Nach nur fünf Schritten bohrte sich mir jedoch ein Messer tief in die linke Seite. Beim zweiten Mal hatten mich die Schweine doch erwischt …
    Erstaunlicherweise spürte ich keinen Schmerz. Nicht den geringsten.
    Mein Blut kochte. Ich raste auf die Burschen vor mir zu, sah, wie einer von ihnen ausholte, sprang zur Seite und entging damit einer weiteren Messerattacke. Im Gegenzug rammte ich ihm mein Beil kurz überm Ellbogen ins Fleisch, zog es wieder heraus, brachte mich mit einer Drehung hinter den Kerl und spaltete ihm mit einem zweiten Schlag den Schädel.
    Sein Kumpan schlitzte mir daraufhin leider gleich Jacke, Pullover und Brust auf. Immerhin antwortete ich ihm mit einem kräftigen Kinnhaken. Dann duckte ich mich vor seiner nächsten Messerattacke weg, verwundete ihn in der Leistengegend und trat ihm vors Knie. Noch im Fallen schickte ich ihm einen weiteren Kinnhaken hinterher.
    Bisher hatte ich mich für meine Verletzung eigentlich viel zu schnell bewegt – aber jetzt verlor ich binnen Kurzem viel Kraft. Da meine Beine mir bald den Dienst versagen würden, rannte ich in einen schmalen Durchgang zwischen zwei Häusern, kurz bevor mich die Verfolger von hinten eingeholt hatten.
    Flucht hätte keinen Sinn gehabt, denn verletzt wie ich war, würden mich die Kerle im Nu einholen. Deshalb blieb mir nur der offene Kampf – bei dem ich meine Haut so teuer wie möglich zu Markte zu tragen gedachte. Das Messer steckte noch in meiner linken Seite und brannte wie Feuer. Ich wollte es jedoch nicht herausziehen, immerhin verlor ich auf diese Weise kaum Blut.
    Die beiden Burschen schlenderten geradezu in den Durchgang und schienen sich keinerlei Gedanken darum zu machen, dass ich ihnen mein Wurfbeil entgegenschleuderte.
    »Mach mal Licht«, verlangte einer der beiden.
    »Warum in einen Dachsbau kriechen, wenn der Dachs gar nicht zu Hause ist?«, brummte der andere, entzündete aber dennoch die Laterne.
    »Da wär unser Freund ja. Und mittlerweile hat er auch noch Krass und Olth auf dem Gewissen.«
    In einem der Meuchelmörder erkannte ich den Burschen wieder, der mich hatte betrunken machen wollen. Er grinste mich an, wollte was sagen, büßte dann aber – genau wie sein Kumpan – den Kopf ein. Blutige Fetzen spritzten in alle Richtungen, die Körper der Enthaupteten krachten aufs Pflaster, die Laterne zerschlug, das Öl floss aus und fing sofort Feuer.
    Ich stierte ziemlich blöd auf die Leichen, über deren Kleidung gerade die Flammen herfielen, und begriff einfach nicht, was hier vor sich ging.
    »Grauer!«, rief mich da von der Straße her eine Frauenstimme. »Ich bin’s, Lahen. Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Klar!«, antwortete ich und sackte mit der Schulter gegen die Hauswand.
    In meinen Ohren dröhnte es immer lauter, allmählich drehte sich auch alles um mich herum.
    »Ich komm jetzt zu dir«, kündigte Lahen an. »Also mach ja keine Dummheiten!«
    Die Flamme erlosch, als wäre sie mit einem unsichtbaren Kerzenlöscher erstickt worden. Lahen spähte vorsichtig um die Ecke, sprang über die Toten und eilte auf mich

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