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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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kreischte und weinte nur. Nadel zerrte sie grob hoch, fesselte ihre Hände mit einer gewöhnlichen Schnur und schubste sie zur Tür.
    »Ab jetzt«, fuhr er sie an.
    Da Mitha jedoch die Beine wegknickten, musste der Meuchelmörder sie sich über die Schulter laden und sie hinaustragen.
    »Kommst du freiwillig mit oder müssen wir dich auch tragen?«, wandte sich Kadir nun an Algha.
    »Wohin?«
    »Die Sterngeborene wünscht, dich zu sehen. Auf der Stelle. Ich habe den Befehl, dich zu ihr zu bringen, sei es nun tot oder lebendig. Mir persönlich würde Ersteres besser gefallen. Was ist mit dir?«
    Am liebsten hätte er sich wohl an ihr gerächt, weil sie ihm bei ihrem Fluchtversuch den Stein ins Gesicht geworfen hatte, doch er war zu gehorsam, um sich über Pests Befehl hinwegzusetzen und grobe Gewalt gegen sie anzuwenden.
    Algha wollte das Schicksal lieber nicht herausfordern, indem sie Widerstand leistete oder gar der Versuchung nachgab, ihm ins Gesicht zu spucken. So schlang ihr Gritha mit freundlichem Lächeln eine unsichtbare Schnur um den Hals, fast als wäre sie ein störrisches Pferd.
    Hier oben pfiff ein ebenso kalter Wind wie damals, als sie nach Burg Donnerhauer unterwegs gewesen war. Der Sommer war binnen eines Wimpernschlags eisigem Herbst gewichen. Algha fror entsetzlich, aber niemand dachte daran, ihr Kleidung zu bringen, die wärmer gewesen wäre als ihr dünnes Kleid. Gritha schützte sich mit einem leichten Zauber, sodass ihr der Wind nichts mehr anhaben konnte, Nadel und Kadir achteten gar nicht auf ihn.
    Die Sonne kauerte hinter schweren, tief hängenden Wolken. Die ersten kalten Regentropfen gingen nieder, nur um sich schon bald zu einem wahren Guss auszuwachsen. Im Nu waren alle bis auf die Knochen durchnässt.
    Bis zu diesem Hügel hatten sie zwanzig Minuten gebraucht. Unterwegs hatte Algha auf die endlosen Felder und die vereinzelten Berge gestarrt. Auf einen von ihnen hatte Kadir sie gebracht. Hier war ein großes blaues Zelt aufgestellt worden, um das zahlreiche Menschen herumwuselten.
    Blatter, die heute dunkle Männerkleidung trug, saß mit durchgedrücktem Rücken auf einem massiven, mit Silber und Elfenbein verzierten Thron. Um den Regen brauchte sie sich keine Gedanken zu machen, denn über ihr leuchtete eine Kuppel in der Form eines Pilzhuts, die in einem Umkreis von zwanzig Yard alle um die Verdammte herum schützte. Von ihren Rändern ergossen sich freilich wahre Wasserfälle, die in breiten Bächen die flachen Hänge des Hügels hinunterströmten.
    Die beiden Frauen wurden unter diesen Schirm gescheucht. Hier war es erstaunlich warm, und kein eisiger Wind biss mehr die Haut. Als Mitha Blatter erblickte, sank sie zu Boden, rollte sich ein und fing ein weiteres Mal an diesem jungen Tag zu weinen an.
    Algha dagegen bewahrte sich eine stolze Haltung und versuchte, nicht auf das an ihrem Körper klebende nasse Kleid zu achten oder auf die Tropfen, die ihr aus den Haaren übers Gesicht rannen. Auch die amüsierten Blicke einiger Nekromanten übersah sie geflissentlich. Von den Anwesenden kannte sie nur Batul, die jetzt rechts neben Blatter stand. Zu Füßen der Verdammten lag ein Uyg.
    Blatter würdigte die Neuankömmlinge keines Blickes, sondern verfolgte geradezu gebannt, wie ihre Armee im Regen durchweichte. Tausende von Männern erwarteten den Marschbefehl, um sich Leys Truppen anzuschließen, die den Kampf bereits aufgenommen hatten. Bei klarem Wetter wären von diesem Hügel aus die fernen Stadtmauern und die hohen Türme Korunns zu sehen gewesen. Heute jedoch blieb all das hinter dem Regenschleier verborgen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde meinte Algha, dass sie den Koloss habe aufschimmern sehen, dann aber gestand sie sich ein, einer Sinnestäuschung aufgesessen zu sein.
    »Komm her, Mädchen«, sagte Blatter und winkte sie mit dem Finger zu sich heran.
    Da Algha zögerte, schubste Kadir sie prompt nach vorn.
    »Jedes Zögern könnte dich dein Leben kosten«, zischte er.
    Während Algha auf die Verdammte zuging, stierte sie ausschließlich auf die Schlitze der Maske.
    »Du bibberst ja wie ein kleines Mäuschen«, höhnte Blatter.
    Daraufhin schickte sie einen Windhauch unter Alghas Stiefel, der ihr die Fesseln kitzelte, bis zum Knie hochkroch, dann weiter zur Brust und sie schließlich in eine warme, nach Lavendel duftende Wolke einhüllte. Er verzog sich genauso schnell wieder, wie er aufgekommen war. Nun waren ihre Kleidung und ihr Haar allerdings so trocken, als hätten sie

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