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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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rief schon wieder den dunklen Funken an. Kurz darauf erklang ein markerschütternder Schmerzensschrei. Diese Stimme hätte sie unter Tausenden erkannt. Es war Ronas.
    »Das ist eine Falle«, redete sie sich ein. »Ich muss stark sein. Ich darf nicht darauf hereinfallen …«
    Aber dieses Mal versagte ihr
Gebet.
Obwohl Algha nur zu gut begriff, dass sie einen Fehler beging, stürmte sie entschlossen in die Richtung, aus der bereits ein weiterer Schrei herüberdröhnte, ein noch viel schrecklicherer als der erste. Mochte sie auch einem Trugbild aufsitzen, mochte diese Frau auch den dunklen Funken in sich tragen – aber wenn Algha jetzt fortliefe, würde sie sich das nie verzeihen. Ronas Schreie würden sie bis ans Ende ihrer Tage verfolgen.
    Algha rannte am Flussufer entlang, durchquerte wie im Traum einen Wald aus jungen Ahornbäumen und blieb dann stehen. Vor ihr lag eine große, sonnendurchflutete Lichtung mit gelbem Hahnenfuß.
    Rona schwebte ein wenig über dem Boden, eingeschlossen in einen schmalen, engen Käfig. Die schwarzen, feucht schimmernden Stäbe pulsierten wie die Adern eines Monsters. Von ihnen tropfte Schleim herunter.
    Der Anblick war so ekelhaft, dass Algha sich beinah übergeben hätte. Vor diesem Käfig stand Blatter.
    »Bring mich besser gleich um, du Miststück!«, schrie Rona.
    Daraufhin zog sich der Käfig noch ein wenig mehr zusammen. Rona schrie, dass Algha das Herz stockte. Das konnte keine Sinnestäuschung sein! Allmählich glaubte sie wirklich, ihre Schwester vor sich zu haben – auch wenn das doch eigentlich unmöglich war. Nicht nur, weil Blatter gesagt hatte, Rona sei tot, sondern vor allem wegen des dunklen Funkens. Die Rona, die sie, Algha, kannte, hätte den Turm niemals verraten. Oder konnte sie sich doch so sehr verändert haben?
    »Mit dem Sterben musst du dich schon noch ein paar Minuten gedulden. In dieser Zeit wirst du mir einige Fragen beantworten. Wer bist du? Warum kenne ich dich nicht? Wer hat dich im dunklen Funken unterwiesen? Wie viele von deiner Sorte gibt es noch? Was tut ihr hier?«
    Doch Rona spuckte, jede Berührung der Stäbe vermeidend, Blatter nur an. Leider verfehlte sie die Verdammte.
    Gleich darauf schrie sie erneut vor Schmerz. Kurz entschlossen stürzte Algha auf die Lichtung. Sie schleuderte einen Zauber gegen den widerlichen Käfig und spürte voller Freude, wie der befreite Funken ihrer Schwester aufloderte. Der zweite Zauber zielte auf die verhasste Maske.
    Blatter wehrte den Schlag jedoch mühelos ab und ging zum Gegenangriff über. Damit hatte Algha allerdings gerechnet, sodass sie dem Tod mit einem festen Kokon aus Schilden um sich herum entgegentrat. Auf Blatter zurasend, schleuderte sie ihre Geflechte blind gegen die Verdammte. Rona kam ihr nun zu Hilfe und griff Blatter von der anderen Seite an. Zwei dunkle und ein lichter Funken leuchteten wie drei Sonnen über der Lichtung.
    Algha verlor jedes Zeitgefühl. Sie verschmolz mit ihrer Schwester zu einem einzigen, untrennbaren Wesen, das nur ein Ziel kannte: die Frau mit der weißen Maske zu töten.
    Die Erde bebte, die Luft heulte und zerfloss, der Hahnenfuß verwelkte und wurde schwarz, die Ahornbäume barsten, das Wasser im Fluss brodelte, die aufgeschreckten Seglervögel, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatten, verbrannten in der Luft wie Falter in einer Kerzenflamme.
    Der Tag wich der Nacht, der Sommer dem Winter. Am Himmel flogen Planeten dahin, ein fast erloschener Komet winkte mit einem blutroten Schweif aus den Tiefen des Universums, bis ihn Raureif überzog und er zu gläsernem Staub zerfiel.
    Algha wirkte ihre Zauber geradezu spielerisch, kombinierte Geflechte, die eigentlich nicht kombinierbar waren. Alles, was sie in ihren Träumen gelernt hatte, setzte sie in diesem endlos langen Kampf ein. Und selbst wenn Blatter viel stärker und erfahrener war, durfte sie nicht eine Sekunde lang ihre Verteidigung außer Acht lassen.
    Am Ende war und blieb Blatter freilich eine Verdammte …
    Ihr Funken loderte wesentlich heller als der ihrer beiden Gegnerinnen und wurde weitaus langsamer schwächer. Algha und Rona fiel es immer schwerer, die Angriffe abzuwehren. Ohne sich darüber zu verständigen, begannen sie daher, sich zum Wald zurückzuziehen, dabei immer noch mit Zaubern um sich werfend.
    Algha, die kurz davor war, an ihrem eigenen Funken zu verbrennen, schleuderte nun, am Ende ihrer Kräfte und Möglichkeiten, jenen Schwächungszauber gegen Blatter, den sie ebenfalls im

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