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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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können, aber der kleine und der Ringfinger waren für immer verloren.
    Zu unser aller Überraschung nahm Luk dieses Unglück jedoch nicht besonders schwer. Zumindest schwor er inbrünstig bei seiner Kröte, dass er den Streitflegel auch mit einer Hand schwingen könne.
    Wir krochen über eine aufgeweichte Straße dahin, sogen den Duft der feuchten gelben Ahornblätter in uns ein und betrachteten die verödeten Felder rechts von uns. Hinter ihnen ragte dunkel Wald auf.
    »Was machen wir, wenn das Nest auch diesmal leer ist?«, fragte Luk plötzlich.
    Ich leitete die Pferde um eine große Pfütze und dachte kurz über die Frage nach.
    »Nicht aufgeben«, antwortete ich schließlich.
    Er brach in herzhaftes Gelächter aus und stieß mir die Faust gegen die Schulter.
    »Klar doch, Grauer, den Spaß werden wir uns ja wohl nicht nehmen lassen, nicht wahr?«
    Ich grinste ihn bloß an. Luk sah der Begegnung mit der Verdammten mit einiger Angst entgegen, verständlicherweise, würde ich sagen. So einfach die ganze Angelegenheit auch war, so riskant war sie auch.
    »Es wird schon alles gutgehen«, beteuerte ich, während ich zu den grauen Wolken hochspähte. »Wir sind fast da.«
    »Hoffen wir’s«, erwiderte er und spuckte in altem Aberglauben hinter sich.
    Unser Ziel war ein großes Dorf. Noch während wir langsam darauf zufuhren, ließ sich erkennen, dass die meisten Häuser erst vor Kurzem entstanden waren, anstelle der alten, die der Feind im Sommer niedergebrannt hatte. Am Dorfeingang empfing uns eine Patrouille.
    Fünf Soldaten aus der hiesigen Garnison kamen auf uns zu.
    »Zieht die Kapuzen ab«, befahl einer von ihnen.
    Nachdem sie sich überzeugt hatten, dass unsere Gesichter nicht wie die von Nabatorern aussahen, entspannten sie sich.
    »Wer seid ihr? Wo kommt ihr her? Und wo wollt ihr hin?«
    »Wir sind Händler aus Korunn und wollen nach Altz.«
    »Was habt ihr geladen?«
    »Nägel, Hämmer, Beile, Hobel und Klammern. Jetzt, wo die Stadt wieder aufgebaut wird, besteht Bedarf an diesen Waren.«
    »Überprüf das!«, befahl der Soldat einem seiner Untergebenen, der daraufhin sofort unseren Karren durchsuchte.
    Luk und ich warteten geduldig. Als der Soldat sah, dass Luk zwei Finger fehlten, fragte er: »Hast du am Krieg teilgenommen?«
    »Wer hätte das nicht in dieser Zeit?«, antwortete Luk mit einer Gegenfrage.
    Noch ehe der Soldat darauf etwas sagen konnte, meldete der andere: »Ist alles, wie sie sagen.«
    »Jetzt würde ich gern noch einen Geleitbrief sehen«, erklärte der Soldat in weitaus freundlicherem Ton als bisher. »Dann lass ich euch durch.«
    Ich zog ein ledernes Futteral unter dem Umhang hervor und reichte es dem Mann. Dank der Beziehungen Mylord Randos hatten wir die Urkunde problemlos erhalten, schließlich wollte keiner der Kommandanten dem Herzog die Bitte abschlagen. Der Soldat entnahm dem Futteral das Schreiben, warf einen Blick aufs Siegel und steckte es zurück.
    »Ihr könnt weiterfahren«, verkündete er.
    »Wo können wir in diesem Dorf übernachten?«
    »Die Schenke
Zum Eichenblatt
liegt direkt an der Straße. Dann wäre da noch
Die gestriegelte Katze,
aber die ist am anderen Ende des Dorfes.«
    Als wir nun ins Dorf einfuhren, war die Nacht vollends hereingebrochen. Unser Wagen kroch in finsterster Dunkelheit im strömenden Regen dahin, sodass niemand bemerkte, wie ein Mann und sein Gefährte auf uns zusprangen.
    »Aus, du Hund!«, flüsterte Yumi.
    »Gibt’s Neuigkeiten?«, wollte ich von Ga-nor wissen.
    »Sie sind in der
Gestriegelten Katze
«, antwortete dieser. »Jedenfalls scheinen es die zu sein, die wir suchen.«
    »Bei Meloth«, murmelte Luk.
    »Sag den andern Bescheid«, bat ich Ga-nor, der daraufhin sofort wieder in der Finsternis verschwand.
    Eine Sekunde später folgte ihm Yumi.
    »Du bist ruhig wie ein Gow im Winterschlaf«, stellte Luk fest.
    Statt zu antworten, trieb ich bloß die Pferde an.
    Mein Herz hämmerte laut. Heute – heute würde die Entscheidung fallen. Von diesem Tag hing meine – nein: unser aller! – Zukunft ab.
    Im Hof der Schenke brannten drei Lampen. Der Wirt selbst kam heraus, um uns zu begrüßen. Wir einigten uns rasch – und fast ohne jedes Gefeilsche – auf den Preis für die Zimmer und das Essen.
    Anschließend spannten wir unter unablässigem Geschimpf auf das Wetter, den Krieg und die Verdammten zusammen mit dem Stallknecht die Pferde aus und führten sie in den Stall, wo es erstaunlich warm war und nach Mist und frischem Heu

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