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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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war.
    »Was macht dein Kopf?«, fragte er mich, kaum dass er mich sah.
    »Ich werd’s schon überleben«, antwortete ich grinsend und spähte über die rötliche Landschaft. »Lasst die Leute noch zwei Stunden schlafen, Mylord.«
    »Du weißt ganz genau, dass wir diese Zeit nicht haben.«
    »Stimmt«, gab ich zu. »Aber wenn wir jetzt aufbrechen, müssen wir ohnehin bald wieder eine Rast einlegen, denn es zieht starker Nebel auf. Dieses Risiko sollten wir lieber nicht eingehen. Wenn wir vom Pfad abkommen, wären wir verloren.«
    Er zog die Luft scharf durch die Nase ein und strich sich über den Sechstagebart.
    »Urwe«, wandte er sich an einen der Männer, »die Posten sollen abgelöst werden. Wir bleiben noch zwei Stunden.« Dann galt seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit wieder mir: »Und du, Ness, gehst sofort zu Egel, du bist weißer als Kreide.«
    Ich wollte ihm schon versichern, dass mit mir alles in Ordnung sei, überlegte es mir dann aber anders und stapfte davon. Der Schüttelfrost wurde tatsächlich immer schlimmer.
    Egel war ein Bursche mit traurigem Gesicht und spärlichem gelben Haar. Er kümmerte sich eine geschlagene halbe Stunde um mich und stieß dabei immer wieder unterdrückte Flüche aus, als er den blutverklebten Verband von meinem Kopf löste.
    In der Schlacht bei Regesh hatte es mich übel erwischt. Die Nekromanten hatten uns mit irgendwelchen Pollen überzogen, die uns schmolzen, als wären wir Kerzenwachs. Ich hatte zwar nur wenige Körnchen davon auf den Helm gekriegt, aber selbst die hatten ausgereicht, ein Loch von der Größe eines Sorens ins Metall einzubrennen. Ich konnte mir das gefährliche Ding gerade noch rechtzeitig vom Kopf reißen – mit dem Ergebnis, dass ein flinker Sdisser mir eine Stunde später das Schwert über den Schädel gezogen hatte. Die Klinge war so scharf, dass ich im ersten Moment nicht einmal Schmerzen gespürt hatte. Allerdings war mir Blut in die Augen gelaufen, und Egel hatte die Wunde noch auf dem Feld versorgen müssen.
    Während der Medikus jetzt den Verband wechselte, kroch der Nebel heran. Er breitete sich über dem Wasser aus, mied aber die mit trockenen Rohrkolben bestandenen Anhöhen. Sofort schluckte er alle Geräusche.
    »Du hast Fieber«, sagte Egel.
    »Aber kein hohes.«
    »Das kannst du wem anders erzählen! Hier! Nimm das!«
    »Was ist das für Zeug?«, fragte ich mit einem Blick auf das seltsame braune Ding, das verflucht an den Finger eines Toten erinnerte.
    »Eine Wurzel. Sie wird dich vom Fieber befreien und dafür sorgen, dass die Wunde nicht fault.«
    Angewidert nahm ich diesen
Finger
an mich, schnupperte vorsichtig daran und biss die Hälfte ab. Die Medizin war erstaunlich süß.
    In dieser Sekunde tauchte Dreiauge aus dem weißen Nebelschleier auf.
    »Was für ein ekelhafter Ort«, stieß er aus. »Schon seit zwei Tagen nichts als Sumpf.«
    »Mhm«, brummte ich.
    »Wenn ich nur daran denke, was alles unter dem Moos lauert, wird mir ganz anders.«
    Dreiauge bat mich um meinen Umhang, legte sich hin und schlief trotz der Feuchtigkeit auf der Stelle ein. Yumi rollte sich zu seinen Füßen zusammen, während ich mich auf eine knorrige Wurzel setzte und meinen Gedanken nachhing.
    Am ersten Tag unserer Flucht hatten uns die Nabatorer noch verfolgt und bis zum Einbruch der Dunkelheit in Atem gehalten. Danach hatten wir sie jedoch abgehängt, indem wir die ganze Nacht halb blind durch den Sumpf stolperten. Siebzehn Mann hatten wir dabei verloren.
    Jemand aus der Gegend führte uns. Er kannte die Pfade ganz gut, aber je weiter wir gingen, desto zerstörter waren sie. Irgendwann zeugten nur noch einzelne feste Abschnitte von ihnen – dann gar nichts mehr.
    »Das war’s«, sagte der Mann und stützte sich schwer auf seinen Stock. »Weiter ist nie einer von uns gegangen. Das ist ein Ort des Todes. Das Herz der Sümpfe der Ödnis.«
    Ich drehte mich um und sah die Männer an, die meinen Befehl erwarteten.
    »Wir könnten eine Woche hierbleiben und dann zurückkehren.«
    »Damit wäre ich nicht einverstanden«, widersprach Mylord Rando. »Das Gebiet ist in der Hand des Feindes. Der würde uns zermalmen, wenn wir umkehren.«
    »Aber wenn wir weitergehen, bedeutet das den sicheren Tod«, hielt unser Sumpfführer dagegen.
    »Wie weit ist es denn von hier bis nach Bragun-San?«, fragte ich. »Geradewegs, meine ich.«
    »Drei, vier Tage.«
    »Das heißt, wir sind im schmalsten Teil der Sümpfe. Links ziehen sie sich nach Süden, bis fast an die

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