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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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anderen Platz genommen hatten, dann nickte er langsam.
    Trond Hammerschlag, dessen Hand unruhig mit dem Griff seines Signalhammers spielte, räusperte sich. »Berichte unseren Gästen, was dir zugestoßen ist.«
    Gaute presste die Lippen aufeinander. Ich sah an der Bewegung seines Bartes, dass seine Kiefermuskeln arbeiteten, als bisse er sich durch Gestein. Als er zu sprechen begann, war ich beinahe erleichtert, eine völlig normale, dunkle Zwergenstimme zu vernehmen.
    »Wir sind hinübergegangen«, sagte er. »Wir sind gegangen und ich bin zurückgekehrt. Ich bin nun allein. Ihr habt mir Gisle genommen. Ich werde euch dafür töten.«
    Dann lachte er, und sein Lachen ließ mich erschauern. Ich sah Flammen aus seinen Augen und schwarzes Feuer aus seinem weit geöffneten Mund schlagen. Klauen wuchsen aus seinen Händen und geifernde Köpfe aus seinen Schultern. Ringelnde Gliedmaßen mit tausend Stacheln schlugen nach uns.
    Ich sprang auf, dass mein Stuhl zu Boden polterte, und streckte die Hand zu einem raschen Abwehrzauber gegen das Wesen aus, das uns angriff.
    Vetle fiel mir in den Arm. »Er ist gebannt«, rief er. »Er kann keinen Schaden anrichten.«
    Auberon und Trond sahen mich verständnislos an. »Was ist mit dir?«, fragte Auberon.
    Ich deutete auf das Ding, das vor ihm saß und sich geifernd nach ihm reckte. »Aber siehst du denn nicht ...?«
    »Nein«, unterbrach mich Vetle. »Er sieht es nicht. Trond kann es auch nicht sehen, und auch ich ahne nur, was du jetzt vor Augen hast. Du warst vor Kurzem im Dunklen Reich. Eine kurze Weile noch kannst du seine wahre Gestalt erkennen.«
    »Gaute ist ein Dämon?«
    Vetle nickte zögernd.
    »Aber warum sieht er wie ein ganz normaler Zwerg aus?«
    »Weil er einst ein ganz normaler Zwerg war«, antwortete Trond. Er erhob sich, blickte auf den zusammengesunken dahockenden Gaute hinab und schüttelte mitleidig den Kopf. Ich war seinem Blick gefolgt und hatte nun auch nichts anderes mehr vor Augen als einen Zwerg, der mit gesenktem Blick seine Finger knetete.
    Vetle kniete vor Gaute nieder und flüsterte mit ihm. Gaute hörte ihm reglos zu. Dann griff Vetle nach dem Band aus Feensilber und erneuerte den Bann. Ich schaute fasziniert zu. Die Methode der Zwerge unterschied sich kaum von der unseren, soweit ich das sehen konnte. Aber was mich wirklich an der Prozedur fesselte, war der Umstand, dass Gaute, der gebannte Dämon, Vetle dabei half, den Bann zu erneuern und festigen.
    »Gehen wir hinaus«, sagte Trond zu uns. »Vetle wird uns gleich folgen. Er wird Gaute noch ein wenig Gesellschaft leisten wollen. Die beiden waren einmal Freunde.«
     
    Bei einem deftigen Imbiss, dem ich eifrig zusprach, erzählte uns der Zwergenkönig dann, was es mit dem dämonisch verwandelten Zwerg auf sich hatte. Gaute und sein Bruder Gisle waren Gelehrte, die gemeinsam mit Vetle an der Erforschung der Dämonentore gearbeitet hatten. Sie hatten erkannt, dass ein einzelner Sternenstein nur begrenzte Möglichkeiten bot, kleine und energieschwache Tore zu öffnen, und waren auf den Gedanken verfallen, zwei Magier mit ihren Steinen zu einer größeren Einheit zu verbinden, bevor sie ein Tor öffneten.
    Das Experiment schlug auf grauenhafte Weise fehl ‒ oder sollte man besser sagen: Es gelang gar entsetzlich?
    Gaute und Gisle öffneten ein Tor, das groß genug war, um auf der anderen Seite für ungewünschte Aufmerksamkeit zu sorgen. Eine Horde von Dämonen begann, das Tor zu bestürmen, und es konnte nur durch eine verzweifelte Tat noch rechtzeitig geschlossen werden.
    »Vetle hat die Energiebrücke zwischen den beiden Brüdern zerschlagen«, berichtete Trond Hammerschlag. »Es gab eine gewaltige Explosion, nach der Gaute besinnungslos auf dem Boden des Labors lag. Sein Bruder war und blieb danach verschwunden.«
    »Und Gaute?«, fragte ich kauend. Auberon musterte mich belustigt. Ich leide gewöhnlich eher unter Appetitmangel, aber der Aufenthalt im Dämonenreich schien mich hungriger denn je gemacht zu haben.
    »Gaute.« Trond spielte mit einem Becher. »Wir haben nicht gleich erkannt, dass er verwandelt worden ist. Oder besessen, oder wie immer ihr das nennen wollt. Wir denken, dass ein Dämon ihn nun reitet, wie einer von uns ein Pferd reiten würde. Gaute sieht, hört und fühlt, was vor sich geht, aber er kann sich nicht dagegen wehren, sein Dämonenreiter ist stärker als er. Es ist uns nicht gelungen, ihn von diesem Fluch wieder zu befreien, und deshalb müssen wir ihn bannen und von

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