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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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sich zu ihr um. Alana wusste, dass sie unbedingt sein Gesicht sehen musste. Der Mann bedeutete Gefahr, allerhöchste, tödliche Gefahr! Ihre Sicht begann sich zu verschleiern, aber sie zwang das Bild, vor ihren Augen stehen zu bleiben. Jetzt stand der Mann vor ihr und sah sie an. Es war ...
    »Alana!«
    Alana schüttelte sich wie eine Katze, die von einem Wasserstrahl getroffen wird. Sie stand mitten auf dem Weg und starrte in den düsteren Winterwald. »Kommst du nun endlich?«, hörte sie ihren Bruder ungeduldig rufen. »Alana, steh da nicht so rum. Es wird immer kälter!«
    Mit einem verwirrten Seufzer, obwohl sie gar nicht hätte sagen können, was sie so durcheinandergebracht hatte, kletterte Alana wieder in die Kutsche.
    Der Kutscher ließ die Pferde antraben, und das Schaukeln, Holpern und Ruckeln fing von vorne an.
    »Hoffentlich sind wir bald da«, murmelte Aindru und legte den Kopf wieder an die Kutschenwand. Garnet grinste und begann erwartungsvoll damit, neue Brotkügelchen zu drehen.
     
    Sie kamen in der sternhellen Nacht auf dem Königsstein an. Der Himmel stand hoch und tiefschwarz über dem Schloss, und die Sterne strahlten kalt und klar auf sie herab, als Alana am ganzen Leib wie zerschlagen aus der Kutsche stieg.
    Der Hof war rundum von Mauern umschlossen, und der Flügel des Schlosses, vor dem sie standen, war hell erleuchtet. Aus den Fenstern fiel warmes Licht und zeichnete Muster in den zertrampelten Schnee.
    Diener eilten herbei, um sie in Empfang zu nehmen. Alana sah, dass ihre Reisegesellschaft nicht die einzige war, die heute eintraf. Überall eilten geschäftige Bedienstete mit Koffern und Kästen, Truhen und Körben umher, Pferde wurden über den Hof geführt, Diener geleiteten Elfen ins Haus, und rundum war so viel Betrieb, als wäre helllichter Tag und nicht schon tiefe Nacht.
    Die Kutsche, in der ihre Eltern gereist waren, wurde bereits in den benachbarten Hof gezogen. Gondiar und Daina standen vor der großen Freitreppe. Ihr Vater hatte den Arm um die Schultern seiner Frau gelegt und blickte am Haus empor. »Auberon ist nicht da«, hörte Alana ihn sagen, als sie sich ihren Eltern näherte.
    »Woher weißt du das?«, fragte Aindru. Ihr Bruder sah zerrupft aus, fand Alana. Sein ordentlicher Zopf hatte sich in struppige Strähnen aufgelöst und sein Wams war zerknittert und zerdrückt. Unwillkürlich fuhr sie mit den Händen über ihre Haare. Wahrscheinlich sehe ich ganz genauso aus, dachte sie.
    Ihre Eltern drehten sich um. Daina sah müde aus, aber sie wirkte so elegant wie immer, als käme sie gerade aus ihrem Ankleidezimmer. Gondiar lächelte und richtete seinen Mantel. »Dort oben«, zeigte er. »Über dem Portal. Seht ihr die Flagge?«
    Sie schien von selbst zu leuchten, fand Alana. Strahlend silbern wie der Mond und die Sterne hing sie über dem Eingang.
    »Was ist damit?«, fragte sie und unterdrückte ein Gähnen.
    »Wenn der König im Schloss weilt, hat sie eine andere Farbe«, erklärte Gondiar und nahm ihre Hand. »Komm, Sonnenkind. Du fällst ja um vor Müdigkeit.«
    Der Weg durch die Säle des Schlosses, marmorne Treppen hinauf und teppichweiche Gänge entlang, der sanfte Glanz von Kerzen und Feenlichtern, der süße Duft von Frühlingsblumen, obwohl draußen die Kälte klirrte ‒ das alles floss wie ein Traum an Alana vorüber.
    Sie hörte, wie der Diener, der die Tür zu einem gemütlichen, nicht sonderlich großen Zimmer öffnete, entschuldigend sagte: »Wenn die beiden jungen Damen so freundlich wären, sich dieses Zimmer zu teilen? In diesem Jahr haben wir mehr Gäste unterzubringen als gewöhnlich.«
    Alanas Mutter versicherte, dass das kein Problem sei, ganz im Gegenteil. Dann erkundigte sie sich, wo die anderen Mitglieder ihres Haushaltes, der Hauslehrer und ihr Neffe Ivaylo, untergebracht seien.
    Der Diener erwiderte höflich, die genannten Herrschaften seien seines Wissens noch nicht im Schloss eingetroffen, und Alanas Mutter bedankte sich mit einem besorgten Stirnrunzeln.
    »Huschhusch ins Bett, Mädchen«, sagte sie und schob die beiden ins Zimmer. Die Tür klappte zu, und Alana und die nicht weniger erschöpfte Garnet waren allein. Sie lächelten sich matt an, fielen jede auf ihr Bett und brachten gerade noch so viel Energie auf, sich zu entkleiden.
    »Hmm. Schön warm«, murmelte Garnet zufrieden.
    Alana wünschte ihr eine gute Nacht, kroch tief unter ihre Decke und war so schnell eingeschlafen, dass sie noch nicht einmal mehr Zeit dazu fand, sich Sorgen

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