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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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über Ivaylos Verbleib zu machen.
     
    »Ich bin schrecklich aufgeregt.« Garnet flocht mit flinken Fingern ihren Zopf fertig und warf ihn über ihre Schulter. »Zeigst du mir heute das Schloss? Du hast es versprochen.« Sie grinste. »Sonst frage ich Aindru. Er macht mir neuerdings schöne Augen.«
    »Ja, tu das«, erwiderte Alana zerstreut. »Er freut sich bestimmt darüber.«
    Garnet stemmte die Arme in die Seiten. »Was?«, schimpfte sie. »Bist du noch gescheit?«
    Alana drehte sich vom Fenster weg. »Entschuldige. Was hast du gesagt?«
    Garnet stellte sich neben sie und blickte hinaus. »Wonach hältst du Ausschau?«
    »Nach nichts, gar nichts«, versicherte Alana. Sie ging zu Garnets Bett und nahm das dunkelrote Kostüm hoch, das die Dienerin gerade ausgepackt und ausgebreitet hatte. »Schön«, sagte sie. »Findest du nicht?«
    Garnet nahm es ihr energisch aus den Händen, legte es zurück und strich es wieder glatt. »Die Farbe beißt sich mit meinen Haaren. Wie dumm, dass dieses Jahr ein Roter Ball geplant ist. Ihr hättet mich zum letzten Winterjahrfest mitnehmen müssen. Weiß und Grün, das steht mir viel besser.« Sie musterte Alana. »Du fragst dich, wo er bleibt, hm?«
    »Wer?« Alana tat ahnungslos. Sie hakte ihr Mieder zu und zog das kurze, gefütterte und pelzbesetzte Samtjäckchen darüber. In ihrem Zimmer brannte ein schönes, wohliges Feuer im Kamin, aber draußen auf den Gängen konnte es sehr zugig und kalt sein, daran erinnerte sie sich noch deutlich von ihrem letzten Aufenthalt.
    Garnet ahmte ihr Beispiel nach und schlüpfte in einen dicken, abgeschabten Janker. Alana musterte sie mit gerunzelter Stirn. »Du brauchst eine neue Jacke«, bestimmte sie. »Ich werde Mutter darum bitten.«
    »Ach lass doch«, wehrte Garnet ab. »Du lenkst ab, meine Süße. Gib es schon zu, du wartest auf ihn.«
    »Auf wen sollte ich schon warten?« Alana tat es mit einem Lachen ab. »Komm, ich sollte dir doch das Schloss zeigen.« Sie öffnete die Tür.
    Garnet ließ nicht locker. »Erramun ist ja nun abgemeldet«, stichelte sie. »Dabei warst du im letzten Sommer noch so verliebt in ihn.«
    Alana schnaubte. »In meinen Lehrer? Das meinst du nicht ernst. Er ist uralt.«
    »Nicht so viel älter als Edur, und der wäre gerade im rechten Alter, um mit der Tochter eines Edlen verheiratet zu werden«, meinte Garnet altklug. »So ein Pech, dass Auberon ihn für seine Jäger haben will.«
    Sie waren am Kopf der großen Treppe angelangt. Alana blieb wie angewurzelt stehen und starrte Garnet mit großen Augen an. »Edur? Du glaubst, meine Eltern hätten mich mit Edur verheiraten wollen?«
    »Er ist der Eidmann deines Vaters.« Garnet legte ihre Finger auf den Handlauf des Treppengeländers und befühlte das samtglatte Holz. »Das ist aber schön. So fein poliert. Natürlich, mit wem denn sonst?« Sie erwiderte spitzbübisch Alanas fassungslosen Blick.
    »Nie im Leben hätte ich Edur ...« Alana schnappte nach Luft. Zugegeben, der Eidmann war ein ansehnlicher Bursche, Sohn eines Edlen aus dem Rotbachtal. Glaubte Garnet wirklich, was sie sagte?
    »Erramun ist doch viel älter als Edur«, sagte sie schließlich.
    Garnet begann, die Treppe hinabzusteigen. »Nein, ist er nicht«, warf sie über die Schulter zurück.
    Alana musste feststellen, dass ihr die Frage herzlich gleichgültig war. Vor einem Jahr noch hätte sie vielleicht anders darüber gedacht ‒ vielleicht aber auch nicht. Erramun war langweilig, mit seinen Büchern und seinem Gehabe, das ihn in ihren Augen fast noch älter erscheinen ließ als ihren eigenen Vater.
    »Kommst du?«, schallte Garnets Stimme durch die Halle. Alana bemerkte, dass sie immer noch wie angewurzelt am Kopf der Treppe stand. Sie lief hinter Garnet her.
    »He, ich sollte dir doch das Schloss zeigen, nicht umgekehrt«, schimpfte sie.
     
    Alana und Garnet verbrachten einen vergnüglichen Vormittag damit, durch die prachtvollen Säle, Hallen und Salons des Königsschlosses zu streifen. Aindru hatte sich zu ihnen gesellt und erzählte ihnen von den Wundern der königlichen Bibliothek, während sie durch erlesen ausgestattete Salons wandelten, sich hier und da in weich gepolsterte Sessel sinken ließen und die Gemälde bestaunten, die überall an den Wänden hingen. Sie waren nicht die Einzigen, die sich staunend in den Räumlichkeiten umtaten.
    »Es gibt noch mehr solche Landeier wie mich, wie schön«, konstatierte Garnet vergnügt. »So, ich habe jetzt genug von Wandgemälden und Teppichen. Wo

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