Sturm im Elfenland
Flügel«, erklärte er. »Das hier sind meine persönlichen Arbeitszimmer. Hierher kommen nur meine engsten Vertrauten. Und jetzt du.«
Alana nickte beeindruckt. »Danke«, sagte sie.
Auberon wies auf einen durchgesessenen Diwan. »Mach es dir bequem. Möchtest du etwas trinken? Eine Schokolade oder Tee?«
»Heißer Tee wäre schön«, sagte Alana mit einem Seufzer. Auberon nickte Izar zu, die sich abwandte und hinausging. Alana hörte, wie sie draußen einem Diener Anweisungen gab. Dann trat sie wieder ein und blieb neben der Tür stehen.
Auberon hatte seinen Umhang abgenommen und auf einen Stuhl geworfen und nestelte jetzt an seinem bortenbesetzten Wams. »Ich bin gleich zurück«, sagte er und verschwand durch die Tür in ein Nebenzimmer.
Alana setzte sich auf den Diwan und schaute sich um. Sie war sich der Blicke bewusst, die auf ihr ruhten, und sah Izar an. Die große Elfe stand ruhig da, ihre Hände hingen scheinbar entspannt an ihren Seiten, sie wirkte beinahe schläfrig. Aber ihr Blick war hellwach und konzentriert, und Alana konnte förmlich sehen, dass Izar alle Sinne aufs Äußerste angespannt hatte. Der König schien sich vor etwas zu fürchten und seine Jägerin teilte diese Furcht ganz offensichtlich.
Es klopfte und Izar öffnete die Tür. Ihre Hand lag an ihrem Gürtel, in dem ein Jagdmesser steckte. Sie nickte dem Diener zu, der ein Tablett mit Bechern und einer großen Kanne trug, und ließ ihn eintreten.
Der Diener warf Alana einen neugierigen Blick zu, senkte dann aber den Kopf und begann, den Tisch zu decken.
Auberon kehrte zurück, in schlichte, grünbraune Wolle gekleidet. »Ah, Tee«, sagte er. »Ich bin ganz durchgefroren, du sicher auch. Oder?« Er schickte den Diener mit einer Handbewegung hinaus. Izar, die zum Tisch getreten war, nahm die Kanne und schenkte zwei Becher voll.
»Nimm dir auch einen Becher und setz dich irgendwo hin«, sagte Auberon zu ihr. »Alana wird mich schon nicht angreifen.« Izar lächelte und folgte seiner Aufforderung.
Alana wärmte ihre Hände an dem Becher und genoss den heißen, süß duftenden Dampf, der von ihm aufstieg.
»Also erzähle mir, was du auf dem Herzen hast«, sagte Auberon, als sie einen Schluck getrunken hatte.
Alana krauste die Stirn. Sie hatte vor lauter Dringlichkeit, Auberon zu warnen, gar nicht darüber nachgedacht, wie sie ihm ihre Geschichte erzählen sollte. War das Zauberei, was sie da gemacht hatte? Dann war es verboten.
Sie atmete tief ein und sagte: »Ich habe geträumt ...« Sie sprach nicht weiter und sah Auberon misstrauisch an. Würde er sie auslachen? Aber sein Gesicht war ernst, freundlich und konzentriert.
Er nickte ihr ermutigend zu und Alana fuhr fort: »Ich habe geträumt, dass auf dem Winterjahrfest etwas Schlimmes passiert. Es ist der Maskenball, denn alle sind maskiert. Ich habe Blut und Feuer und große Aufruhr gesehen und jemand wird verletzt oder sogar getötet ...« Sie hörte auf zu sprechen und berührte nervös ihren Sternenstein. Das klang alles so kindisch.
Auberon wechselte einen Blick mit seiner Jägerin und sah dann wieder Alana an. »Träumst du oft solche Dinge?«, fragte er.
Alana hielt seinem forschenden Blick stand. »Es mag sich überspannt anhören«, sagte sie fest, »aber es ist kein Hirngespinst, mein König.« Sie dachte nach, dann umklammerte sie ihren Stein und sagte: »Ein rotes Gewand und eine rote Vogelmaske. Das ist dein Kostüm in diesem Jahr.«
Auberon beugte sich vor und fragte scharf: »Wer hat dir das erzählt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Niemand.«
Wieder wechselte Auberon Blicke mit Izar. »Es gibt nur eine Handvoll Elfen, die dein Kostüm kennen«, sagte die Jägerin. »Dein Kammerdiener, ich, Munir ...«
»Munir!« Auberon schlug auf die Armlehne seines Stuhls. »Was hast du eben gesagt?«, fragte er Alana. Jede Freundlichkeit war aus seiner Miene gewichen. »Du hast von einem ›bösen Zauberer‹ gesprochen. Wen hast du damit gemeint?«
Alana biss sich auf die Lippe. »Es tut mir leid«, sagte sie kläglich. »Das ist mir so rausgerutscht. Ich wollte nicht ...« Auberons Blick flammte auf und Alana gab die Antwort: »Munir.«
Auberon sank zurück in seinen Stuhl und trommelte mit den Fingern auf die Lehne. »Warum nennst du ihn böse?« Wenn Alana nicht seine finstere Miene vor Augen gehabt hätte, wäre ihr die Frage eher belustigt als zornig erschienen.
»Es ist wegen Ivaylo«, antwortete sie. »Munir war so böse zu ihm.« Wie du auch, hätte sie fast
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