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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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zusammen. Sie knickste steif und ging an Munir vorbei zur Tür, wobei sie darauf achtete, ihn nicht zu streifen. Sei nicht albern, schalt sie sich stumm. Er kann den Sternenstein sicherlich nicht allein dadurch entdecken, dass er dich berührt.
    Munir schloss schweigend die Tür hinter ihnen und schritt dann neben ihr den langen, düsteren Gang entlang, durch den sie auch hergekommen war.
    »Was wollte Auberon von dir?«, fragte er, als sie die erste Biegung erreicht hatten. Alana zuckte zusammen. Seine dunkle, ein wenig raue Stimme hatte einen Augenblick lang wie die Ivaylos geklungen. Sie warf einen unsicheren Blick in sein Gesicht. Streng sah er aus, mit scharfen Linien, die sein Gesicht durchzogen, und dunklen Schatten unter den Augen.
    »Ich wollte etwas von ihm«, erwiderte sie. »Es war etwas ‒ Persönliches.«
    »Persönlich, aha.« Er warf ihr einen schnellen Seitenblick zu. »Ist Ivaylo mit euch gekommen?«, fragte er.
    Alana schluckte an dem Brocken, der ihr plötzlich in der Kehle zu sitzen schien. »Ja«, sagte sie schließlich.
    Munir wartete offensichtlich darauf, dass sie fortfuhr, aber Alana starrte stur geradeaus und presste die Lippen zusammen.
    »Wenn du ihn siehst, richtest du ihm einen Gruß aus? Er soll sich bei Gelegenheit bei mir sehen lassen«, sagte der Zauberer.
    Alana riss den Kopf herum und sah ihn an. »Das werde ich tun«, sagte sie, und obwohl eine innere Stimme ihr riet, sich da rauszuhalten, fuhr sie fort: »Aber ich glaube nicht, dass Ivaylo dich sehen möchte.«
    Munir blieb stehen und wandte sich zu ihr um. Alana ertrug den Blick der irritierend hellen Augen und erwiderte ihn fest und trotzig.
    »Warum denkst du das?«, fragte der Zauberer sanft.
    Alana verschränkte die Arme und legte eine Hand über ihren Sternenstein. Er schien leicht zu pulsieren. »Warum fragst du? Du müsstest doch wissen, was ihr ihm alles angetan habt. Ihr habt ihm seine Eltern genommen. Sind sie tot? Oder habt ihr sie nur eingesperrt?«
    Alana hatte nicht wütend werden wollen, aber die gleichmütige Miene des Zauberers entfachte den Zorn, der in ihr glühte, weil man Ivaylo so übel mitgespielt hatte, zu heller Flamme. »Er hat dir vertraut und du hast ihn einfach weggeschickt wie einen lästigen Hund!« Sie ballte die Hand um den Stein.
    In Munirs gelben Augen glomm ein Funke, der sie verstummen ließ. Sie atmete hastig und flach. Wenn sie den Zauberer jetzt zu sehr gereizt hatte, würde etwas Schreckliches passieren, das ahnte sie.
    »Du kennst nur eine Seite«, erwiderte Munir leise, und sie konnte erkennen, wie viel Beherrschung es ihn kostete, so ruhig auf ihre Vorwürfe zu antworten. »Und auch diese Seite kennst du nur unvollständig. Ivaylos Eltern waren Verräter. Sie haben sich mit anderen gegen ihren König verschworen und wollten ihn töten ‒ oder noch Schlimmeres.« Seine Hand ballte sich und entspannte sich wieder. »Du bist ein junges Mädchen und kennst das Böse nicht, das sogar hinter einem freundlichen und vertrauten Antlitz lauern kann.«
    »Ivaylo glaubt nicht, dass seine Eltern etwas Böses getan haben«, entgegnete Alana hitzig. »Wie kannst du glauben, dass du sie besser zu beurteilen vermagst als ihr eigener Sohn?«
    Munir öffnete den Mund, aber er sprach nicht aus, was ihm deutlich schon auf der Zunge lag. Er schluckte es herunter wie etwas sehr Bitteres und sein Gesicht war traurig und zornig zugleich. »Du weißt nicht, wovon du redest«, entgegnete er resigniert. »Aber das ist nicht deine Schuld.« Mit einer Handbewegung forderte er sie zum Weitergehen auf.
    Wieder liefen sie nebeneinander her, ohne miteinander zu sprechen.
    »Sie sind nicht tot«, sagte er nach einer Weile unvermittelt. »Sag ihm das.«
    Alana blieb stehen und hielt ihn am Arm fest, als er weitergehen wollte. Die Berührung prickelte, als hätte sie das Fell einer Katze berührt. Sie ließ erschrocken los.
    »Was ...«, sagte er und fuhr zu ihr herum. Ehe sie zurückweichen konnte, hatte er ihre Schultern gepackt und sah ihr ins Gesicht. Er war größer als sie und musste sich dafür ein wenig herabbeugen. »Was war das? Ich habe es ganz kurz sehen können. Zeig es mir, Mädchen.«
    Alana schreckte zurück, aber seine Hände hielten sie fest. »Hab keine Angst«, sagte er so leise, dass sie seine Worte gerade noch erahnen konnte. »Ich werde dich nicht verraten.«
    Alana schüttelte den Kopf. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie es in der Kehle fühlen konnte. Munirs gelbe Möwenaugen bohrten sich in

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