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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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wollen nicht darüber reden«, sagte er scharf. »Argider, deine Rede grenzt an Hochverrat. Ich verstehe, dass der Schmerz aus dir spricht, aber zügle deine Zunge, ich bitte dich!«
    Alana starrte Garnet mit weit aufgerissenen Augen an. Ihre Mutter hatte noch einen Bruder? Warum hatte sie nie von ihm gehört? Ob er auch zu den Jägern gehörte? Sie warf Daina einen Blick zu, aber die hatte den Kopf gesenkt und betrachtete mit grimmiger Miene ihre Fußspitzen.
    Osane zupfte geziert ihre Kapuze zurecht. Alana sah, dass sie weiße Handschuhe aus hauchdünnem Fischleder trug. Die feinen, silbernen Schuppen darauf funkelten im Sonnenlicht.
    »Vater, mir ist kalt«, klagte sie und warf unter gesenkten Wimpern Aindru kokette Blicke zu.
    Ein Trompetenstoß ließ das Gemurmel der Menge verstummen. Die Jäger nahmen Haltung an. Am Kopf der Freitreppe erschien eine große Gestalt in leuchtend goldener und roter Gewandung.
    »Der König«, murmelten einige Stimmen. »Seht nur, es ist Auberon.«
    »Aber wo ist sein treuer Schatten, sein Schoßhund Munir?«, spottete Argider. Daina warf ihm einen mörderischen Blick zu, und Gondiar sagte scharf: »Es reicht, Argider!«
    Auberon wartete, bis sich das Gemurmel und Geflüster um seinen Auftritt gelegt hatte. Dann begrüßte er seine Gäste, dankte den Sippen der neu ernannten Jäger für ihre Treue und das Opfer, das sie für die Krone brachten, und wandte sich dann an seine Jäger. »Mit dem heutigen Tag gehört ihr nur noch einer Familie an ‒ der des Königs. Ihr seid nun meine Söhne und Töchter, meine Brüder und Schwestern. Ihr seid einander Geschwister und verschworene Freunde. Niemand wird euch entzweien können, kein Feind wird euch jemals dem Königshaus entfremden, eure Treue zur Krone wird unverbrüchlich sein. So lautet der Eid, den ihr heute schwört. Ist einer unter euch, der diesen Eid nicht leisten will? Dann möge er sich nun melden und zurückkehren in sein altes Leben.«
    Alana hörte den Edlen Argider verächtlich schnauben. »Das sollte einer wagen«, murmelte er. »Die Schergen des Königs würden ihn danach sehr gründlich dazu befragen, wie es um seine Königstreue steht!«
    Die ältere Elfe weinte nun unverhohlen. Ihr Mann legte mit versteinertem Gesicht einen Arm um ihre Schulter und beide rückten ein Stück von Argider ab. Argiders Tochter Osane hob das Kinn und musterte das Paar verächtlich.
    Alana beachtete all das nicht. Sie beobachtete den König, der die Treppe hinabgestiegen war, und seine Jäger, die sich ihm nun zuwandten, einer nach dem anderen zu ihm traten, vor ihm niederknieten und ihre Hände in die seinen legten. Alana sah, wie sich Auberon zu jedem von ihnen niederbeugte und etwas zu ihm sagte. Sie seufzte, denn nun kam Edur an die Reihe. Zögerte er? Nein, er kniete sich wie seine Vorgänger in einer fließenden Bewegung hin, reichte dem König seine Hände und sah zu Auberon auf.
    »Da geht er hin«, sagte Gondiar. »Ich wünsche ihm, dass er glücklich wird.«
    Alana erkannte zum ersten Mal, wie viel ihrem Vater an Edur lag. Gondiar hatte ihn aufgenommen, nachdem Edurs Eltern bei einem Ork-Überfall getötet worden waren. Das war vor Alanas Geburt gewesen, und Edur war damals noch ein kleiner Junge, der gerade laufen gelernt hatte. Edur war Gondiar seitdem so zugetan wie ein eigener Sohn.
    Alana seufzte. Jetzt stand der junge Jäger auf und reihte sich in die Schar der anderen. Sein Blick glitt über die Köpfe der Elfen im Hof, streifte gleichgültig Gondiar und seine Familie und wanderte ohne zu stocken und ohne erkennbare Gemütsbewegung weiter.
    »Es ist ein Zauber«, hörte sie Argider unterdrückt ausrufen. »Auberon nimmt ihnen ihr altes Leben. Das ist unrecht. Unrecht!«
    Alana musste ihm insgeheim zustimmen. Sie hörte das laute Schluchzen der Elfe, die neben ihnen stand, und sah den bitteren Zug im Gesicht ihres Vaters. Es war nicht recht.
    Die Zeremonie näherte sich ihrem Ende. Der letzte Jäger stand auf, verneigte sich vor seinem König und Herrn und trat zu den anderen. Der Kommandeur der Jäger gab ein Zeichen und die Schwarzgekleideten machten wie ein Mann kehrt und marschierten über den Hof. Sie fächerten sich auf, kehrten in zwei Reihen zurück und flankierten Auberon, der am Fuß der Treppe wartete. Er nickte ihnen zu, dann drehte er sich noch einmal um und sah die Elfen an, die die Zeremonie verfolgt hatten. »Freut euch mit ihnen«, sagte er mit seiner klangvollen, weit tragenden Stimme. »Sie befinden sich

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