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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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reflektierten sie ein Licht, das Alana nicht sehen konnte. Ivaylo öffnete den Mund und zischte wie eine Schlange. Speichel glänzte auf seinen Zähnen.
    Entsetzt fuhr Alana zurück und unterdrückte nur mit Mühe einen Schrei. Sie wandte sich um, tastete fahrig nach der Türklinke, fand sie nicht sofort, und dann berührte Ivaylos Hand sie an der Schulter und sie schrie erneut.
    »Was ist denn mit dir los?«, hörte sie Ivaylos Stimme. »Du schreist hier herum, als wäre dir ein ganzes Dämonenheer auf den Fersen.«
    Alana erwischte die Türklinke, klammerte sich daran fest und ging zitternd in die Knie. »Du hast mich erschreckt«, sagte sie mit flacher Stimme.
    »Ich habe dich erschreckt?« Ivaylo schnaubte aufgebracht. »Hör mal, du kommst hier rein, schreist wie am Spieß, dass mich fast der Schlag trifft, und behauptest dann, ich hätte dich erschreckt?«
    Er klang ganz und gar wie der alte Ivaylo, aber Alana traute sich nicht, ihn anzusehen. Sie hörte, wie er zum Tisch ging und eine Lampe entzündete. »Du siehst schrecklich aus«, sagte er nicht besonders feinfühlig. »Soll ich dir ein Glas Wasser holen?«
    Alana stieß den Atem aus und drehte sich zu ihm um. Ivaylo stand neben der Lampe und sah sie besorgt an. »Geht es wieder? Worüber hast du dich so erschreckt?«
    Alana rieb sich fest übers Gesicht. »Vielleicht war es nur eine dieser Visionen«, sagte sie. Ihre Stimme klang immer noch nicht ganz fest. Sie räusperte sich und zwang sich zu einem wie sie hoffte unbeschwerten Lächeln. »Ich habe nach dir gesucht.«
    Ivaylo erwiderte das Lächeln. Sie konnte sein Gesicht nur undeutlich erkennen, weil die Lampe in seinem Rücken stand, aber das Lächeln sah ganz und gar nicht bedrohlich aus. Sie schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich hat mich das alles durcheinandergebracht«, sagte sie.
    »Was denn?« Ivaylo hockte sich rittlings auf einen Stuhl.
    »Auberon und der böse Zauberer«, sagte sie. »Er lässt dich grüßen. Er möchte übrigens, dass du ihn besuchst.«
    Ivaylos Brauen zogen sich zusammen. »Auberon?«
    »Nein, Munir.«
    »Du hast mit ihnen gesprochen? Warum?«
    Alana dachte an das, was Munir ihr für Ivaylo aufgetragen hatte. »Deine Eltern sind nicht tot«, platzte sie heraus.
    Sie rechnete damit, dass Ivaylo auffuhr und von ihr verlangte, das zu erklären, aber er überraschte sie damit, dass er beinahe gleichgültig die Achseln zuckte. »Tot oder gefangen ...«, sagte er. »Was macht das schon für einen Unterschied?«
    Alana war sprachlos. Ivaylo griff nach seinem Sternenstein und drehte ihn achtlos zwischen den Fingern. Der Stein blitzte im Schein der Lampe wie schwarzes Feuer. Irgendetwas störte Alana an diesem Anblick, aber sie konnte nicht sagen, was es war.
    »Heute ist der Kostümball. Freust du dich?«, fragte er.
    »Aber das ist doch vollkommen unwichtig«, fuhr Alana ihn an. »Ich habe mit dem König und seinem Zauberer gesprochen, hast du das nicht verstanden? Wir wissen jetzt, dass deine Eltern noch leben, und sollten lieber herausfinden, wo sie festgehalten werden.«
    »Aber das weiß ich doch längst«, gab er gelangweilt zurück. »Ich freue mich jedenfalls auf den Ball. Versprichst du mir einen Tanz?«
    »Was ist nur mit dir los?«, fragte sie.
    Er lachte, es klang entspannt und ein wenig herablassend. »Nichts, sei doch nicht albern. Was soll mit mir los sein?«
    Alana wandte sich heftig ab. Die Tür öffnete sich und eine helle Gestalt schlüpfte herein. »Ivaylo, ich habe ... oh.«
    »Oh«, echote Alana. Osane und sie musterten sich ohne große Sympathie.
    »Dann will ich euch nicht länger stören«, sagte Alana, als keiner etwas sagte oder sich rührte.
    »Nein, warte«, rief Ivaylo. Osane machte eine Bewegung zu ihr hin, hielt aber inne. »Das ist sie?«, fragte sie.
    »Ja«, erwiderte Ivaylo kurz.
    Osane lächelte Alana an. Es war ein kühles, ein wenig gezwungen wirkendes Lächeln, und Alana verspürte wenig Lust, es zu erwidern. Sie nickte knapp. Was sollte das Getue? Sie waren sich inzwischen schließlich schon ein paar Mal über den Weg gelaufen, also warum benahm sich Osane so, als wäre das ihr erstes Zusammentreffen?
    »Ich freue mich, dass wir uns sehen«, sagte Osane. »Ich habe viel von dir gehört.«
    »So«, sagte Alana.
    Osane setzte sich neben Ivaylo und legte in einer vertrauten Geste ihre Hand in seinen Nacken. Alana fiel auf, dass das Mädchen immer noch seine weißen Fischlederhandschuhe trug. »Ist es nicht aufregend?«, plauderte sie. »Ich war

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