Sturm im Elfenland
redete leise auf sie ein. Daina nickte gelegentlich, sie schien ihm konzentriert zu lauschen.
»Kennst du ihn?«, hauchte Garnet in Alanas Ohr. Alana schüttelte den Kopf. Die Beleuchtung im Salon war nicht allzu hell und die Gestalt des Mannes lag im Schatten. »Wir holen Auberon«, flüsterte sie und wollte sich behutsam zurückziehen, als der Elf seine Haltung veränderte. Er ließ Dainas Hand los und lehnte sich zurück. Alana erkannte das kurz geschorene Haar und die harte Linie des Halbprofils und unterdrückte einen Ausruf.
Raus!, bedeutete sie Garnet lautlos. Schnell raus!
Die Mädchen zogen sich hastig und so leise wie möglich zur Tür des Vorzimmers zurück und schlossen sie hinter sich. Alana wartete nicht ab, sie packte Garnet am Arm und zog sie mit sich, bis sie zwei Biegungen des Ganges zwischen sich und der Tür zu Dainas Räumen gebracht hatten. Dann schob Alana Garnet in eine kleine Nische und zwängte sich mit ihr auf das winzige Sofa, das darin stand. »Ich muss sofort zum König«, sagte sie atemlos. »Der Mann mit der Katzenmaske ist Munir!«
Garnet stieß einen kleinen Schrei der Überraschung aus. »Sein Zauberer? Aber was hat er bei deiner Mutter zu suchen?«
Alana schlug die Hände vors Gesicht. »Was soll ich jetzt tun?«, sagte sie dumpf. »Ich muss den König vor ihm warnen ‒ aber auch meine Mutter.«
»Lauf du zu Auberon«, sagte Garnet. »Ich gehe zurück. Munir wird keinen Verdacht gegen mich hegen. Ich tue einfach so, als wollten wir wissen, ob deine Mutter fertig ist und ob wir zum Fest gehen können.«
Alana biss sich auf die Lippe. »Er ist gefährlich«, wandte sie ein.
»Aber was sollte er gegen mich oder deine Mutter haben?«, fragte Garnet in ihrer nüchternen Art. »Nun lauf schon, ich behalte ihn im Auge.«
Sie verließen die Nische und liefen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Schritte hallten den Gang entlang, näherten sich ihnen. »Wer ist das?«, formten Alanas Lippen und Garnet sah sich alarmiert nach einem zweiten Schlupfwinkel um.
Dann bog ein braun gekleideter Elf in den Gang ein, und Alana rief erleichtert: »Erramun.«
Das besorgte Gesicht des Lehrers erhellte sich. »Alana«, sagte er. »Ich habe nach dir gesucht. Kann ich mit dir sprechen? Es ist wichtig.«
»Ich habe jetzt keine Zeit«, gab Alana kurz zurück. Sie würde Erramun noch zur Rede stellen, weil er sie belogen hatte, aber nicht jetzt.
Er griff nach ihrem Arm, als sie an ihm vorbeigehen wollte. »Warte«, sagte er drängend. »Es ist wegen Ivaylo. Da geht etwas Rätselhaftes vor, und ich fürchte, dass meine Schwester Osane darin verwickelt ist. Ivaylo schwebt in großer Gefahr!«
Das brachte Alana zum Stehen. Sie drehte sich zu Erramun um und fragte: »Deine Schwester?«
»Ja«, sagte er ungeduldig. »Ich habe dir nie von ihr erzählt, oder? Sie ist eine verfluchte, intrigante Hexe, und ich fürchte, dass ich einen großen Fehler begangen habe. Ich habe die beiden miteinander bekannt gemacht. Es war nicht meine Absicht ...« Er unterbrach sich und machte eine resignierte Handbewegung. »Das ist jetzt unwichtig. Ich erkläre dir alles später. Aber jetzt brauche ich deine Hilfe ‒ und die deines Steins.«
Alanas Hand flog zu ihrem Hals. »Woher weißt du von meinem Stein?«
»Von Ivaylo«, sagte er kurz. »Bitte, Alana. Sie sind in meinem Quartier.«
Sie rührte sich nicht von der Stelle und sah ihn misstrauisch an. »Was ist mit Ivaylo?«
Erramun hob verzweifelt die Hand. »Wenn ich es wüsste! Er wirkt schon seit ein paar Tagen seltsam verändert. Aber jetzt benimmt er sich so, als wäre er regelrecht verhext. Ich habe ihn ruhigstellen können, aber um den Zauber zu lösen, brauche ich die Hilfe des Sternensteins.« Er sah sie flehend an.
Ein Funke Misstrauen glomm in Alanas Brust, und sie wusste nicht, was sie tun sollte. »Ich kann nicht mit dir kommen«, sagte sie verzweifelt. »Ich muss Auberon warnen. Da ist ein Mann in einem schwarz-weißen Ballkostüm, der etwas Böses plant.« Ivaylo tauchte in ihren Gedanken auf und der seltsam leere Ausdruck in seinem Gesicht. Hatte er sie nicht um Hilfe gebeten? Was, wenn Osane einen tückischen Liebeszauber auf ihn angewandt hatte, von dem Ivaylo sich nicht befreien konnte …?
Sie wandte sich kurz entschlossen an Garnet: »Du musst Auberon warnen. Sag ihm, was wir gesehen haben. Er soll seine Jäger schicken, damit sie meine Mutter beschützen und den Zauberer festnehmen! Ich gehe mit Erramun.« Garnet nickte und lief
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