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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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schwer, dass Ivaylo von ihm zu Boden gezogen wurde. Er hätte alles dafür gegeben, das Ding loslassen zu können, aber immer noch saß es in seiner Hand wie ein böser Dämon, der ihn folterte.
    Es war zu viel, um es stumm zu erdulden. Ivaylo begann seine Qual hinauszuschreien ‒ und dann war es mit einem Schlag vorüber. Der Schmerz war fort, als hätte er nie existiert. Der Sternenstein lag unschuldig und kühl in seiner Faust.
    »Wacker, mein Junge. Wie ein echter Krieger.« Trond Hammerschlag klang zufrieden. »Jetzt erhebe dich, damit ich ihn dir umlegen kann.«
    Mit zitternden Beinen stand Ivaylo vom Boden auf. Der König berührte den Stein in Ivaylos Hand leicht mit den Fingern und zog dann eine dünne Kette durch ein Loch, das mitten hindurchlief. Ivaylo hatte es zuvor nicht bemerkt, aber es musste da gewesen sein, denn er hatte kein Werkzeug gesehen, mit dem Trond es hätte bohren können.
    Dann lag die Kette um seinen Nacken und der Stein ruhte auf seiner Brust.
    »Du bist nun mein Steinneffe«, hatte der König zu ihm gesagt und noch einiges mehr. Ivaylo wurde abgelenkt durch den Blick der Zwergenaugen, der fragend und ein wenig verwirrt auf ihm, dem Elfenjungen, ruhte. Warum tue ich das?, schien er stumm zu fragen.
     
    Ivaylo schob die Decke fort und setzte sich auf. Der Traum war so deutlich und klar gewesen, dass er sich immer noch darin gefangen wähnte. Die Luft war stickig und drückend warm. Seine Handfläche schmerzte und er spürte die Abdrücke seiner eigenen Nägel darin. Wieso hatte er so lange vergessen, unter welchen Umständen er seinen Stein erhalten hatte, und erinnerte sich jetzt erst wieder daran? Er war damals noch ein dummes Kind gewesen, naiv und vertrauensselig und ohne Angst, dass jemand ihm wehtun könnte.
    Ivaylo tappte zum Fenster und lehnte sich weit hinaus. Der Sternenstein baumelte an seiner Kette und schimmerte sanft. »Warum wolltest du, dass ich ihn bekomme, Vater?«, fragte Ivaylo laut. Einen Augenblick lang wartete er auf die Antwort, dann senkte er den Kopf und blinzelte Tränen fort. Farran war tot. Audra war tot. Er war ganz und gar allein auf sich gestellt.
     
     
     

I
ch hatte erwartet, dass wir wieder in das eiskalte, düstere Gemach gebracht wurden, in dem uns der Zwergenkönig bei unserer letzten Visite empfangen hatte. Das dunkle Audienzzimmer war damals Tronds Stimmung und dem kühlen Empfang, den er uns bereitet hatte, durchaus angemessen gewesen.
    Aber dieses Mal führte der Knappe uns etliche Treppen hinunter, tiefer, als ich mich je in meinem Leben unter die Erde gewagt hatte. Ich griff nach der Verschnürung meines Hemdes und lockerte sie, weil mir der Atem in der Kehle stockte und ein Gewicht auf meiner Brust zu lasten begann.
    Auberon warf mir einen schnellen, scharfen Blick zu. Er wusste um meine Schwäche. »Geht es?«, formten seine Lippen stumm. Ich verstand, dass ich dies nicht als besorgte Frage, sondern als deutlichen Befehl zu verstehen hatte, und nickte. Die Beklemmung, die all der lastende Fels über unseren Köpfen mir verursachte, war eine Ausgeburt meiner Fantasie, die ich mit ein wenig Strenge mir selbst gegenüber in den Griff zu bekommen wusste.
    Der Berg wird nicht herabstürzen und uns zermalmen, flüsterte ich mir selbst beruhigend zu. Diese Gänge sind uralt, älter als ich oder mein König. Sie haben Generationen von Zwergen sicher und gut behütet. Dort draußen, weit über unseren Köpfen, scheint immer noch die Sonne und weht der Wind, flüstern die Bäume und singen die Vögel. Noch haben die Dämonen nicht gesiegt, noch herrscht Frieden im Land, noch ist die ewige Nacht nur eine Drohung, keine Wirklichkeit.
    Mein rasender Pulsschlag begann sich zu verlangsamen, mein Atem ging ruhiger, die Last wich von meiner Brust. Ich nickte meinem König zu und er erwiderte meine Geste mit einem bestätigenden Senken seiner Lider.
    Dann waren wir am tiefsten Punkt unserer Reise angelangt. Der Knappe öffnete eine Tür und ließ uns eintreten.
    Wohlige Wärme empfing uns. Das nicht sonderlich weitläufige Gemach, in dem wir uns wiederfanden, war mit einem großen Kamin ausgestattet, in dem ein lebhaftes Feuer brannte. Teppiche bedeckten den Steinboden und die Wände, gepolsterte Stühle und Bänke mit dicken Kissen versprachen einen freundlicheren Aufenthalt, als ihn uns die steinernen Möbel in der Halle bereitet hatten.
    Wir standen in der Mitte des Gemachs, sahen uns um und warteten auf Trond Hammerschlag.
    Der König ließ uns nicht

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