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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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der Lage, einen Stein zu schaffen, der ganz und gar zu seinem künftigen Besitzer passt. Egal, ob er ein Krieger, ein Koch, ein Schmied oder ein Heilkundiger ist. Wir nennen diese Zwerge ›Gelehrte‹. Ihr Elfen würdet sie ›Magier‹ nennen, habe ich recht?«
    Alana befühlte ihren Sternenstein. Das leise Wispern und Raunen pulsierte durch ihre Fingerspitzen. Handwerkerstein hin oder her, sie besaß ihn nun und wollte sich lieber mit ihm anfreunden. Zumindest hatte er sie nicht verletzt und ihr nicht wehgetan. »Was muss ich also tun?«
    Sverre legte seine große, warme Hand um ihre Finger, die den Stein hielten, und umschloss sie ganz und gar. »Es ist nicht schwierig. Horch auf seine Stimme.«
    Alana lauschte. Flüstern und Murmeln. War es eine Stimme oder war es ein ganzer Chor? Sie versenkte sich ins Hören. Immer noch verstand sie nicht, was die Stimme oder die Stimmen sagten, aber es schien ihr, als könne sie es beinahe erfassen. Es lag ganz dicht unter der Oberfläche, sie hatte es fast ... jetzt ... nein, noch nicht ... Beinahe ... es war vor ihren Fingern und sie konnte es fast greifen ... die Stimmen raunten und riefen und lockten sie immer tiefer und tiefer hinein ins Dunkle.
     
    Alana wanderte durch eine verschwommen-düstere Landschaft. Ihre Augen waren mit einem dünnen Schleier verbunden. Sie setzte vorsichtig tastend Schritt für Schritt die Füße voreinander. Der Boden, auf dem sie ging, war eben und glatt wie polierter Stein. Vor ihr her schritt eine Gestalt in hellen Gewändern, die mit leiser Stimme sang. Es war ein schönes, trauriges Lied, dessen Text Alana nicht verstand. Sie sehnte sich danach, mit der Gestalt singen zu können, aber sie war so beschäftigt damit, ihren Weg zu finden, sich voranzutasten, den Stimmen zu horchen, die sie riefen.
    Sie ging still und lauschend voran. Waren dort Sterne über ihrem Kopf? Sie glaubte, Lichter durch den Schleier erkennen zu können. Oder war es der Mond, der dort aufging? Es schimmerte hell, aber nicht rötlich wie ein Feuer oder die aufgehende Sonne.
    Der Weg stieg langsam und stetig an. Sie setzte Fuß vor Fuß. Immer steiler hinauf ging es, bis sie mehr kletterte als ging.
    Dann war sie oben angelangt und schloss geblendet die Augen. Die Gestalt, der sie gefolgt war, stand ruhig vor ihr. Sie sandte ein Licht aus, strahlend hell wie die Sonne, aber kalt wie Mondlicht. Sie streckte die leuchtende Hand nach Alana aus, und ihre Stimme sang nur noch ein einziges Wort: Alana.
     
    »Alana?« Die raue, dunkle Stimme schmerzte in ihren Ohren. Sie drehte den Kopf von ihr weg.
    »Lass sie.« Eine andere Stimme, tief und grollend. Sie blinzelte, grelles Licht, Schmerz. Sie jammerte leise.
    Eine leichte Berührung, etwas legte sich sanft schmiegend über ihr Gesicht, dämpfte das Licht und die harten Geräusche. Dankbar sank sie in einen leichten Schlummer.
    Stimmen.
    »Warum hast du gesagt, dass es so nicht funktioniert? Du weißt doch gar nicht, was ich probiert habe.«
    »Ich sehe, was du tust. Du versuchst, jemanden zu rufen, der sich in einer der anderen Welten aufhält. Das ist nicht ganz ungefährlich, junger Elf. Aber so funktioniert es ohnehin nicht, habe ich recht?«
    Schweigen. Dann wieder die dunkle, raue Stimme. »Du bist kein Schmied. Was bist du?«
    Der Bass lachte grollend. »Ich bin kein besonders guter Schmied, das mag sein. Aber dies ist meine Aufgabe, seit ich hier auf Gondiars Anwesen lebe. Ich sorge dafür, dass das Gerät und die Waffen in Ordnung gehalten werden. Mein Volk nannte mich einen ›Gelehrten‹.«
    »Wenn du ein Magier bist, kannst du mir bestimmt beibringen, wie man ein Portal öffnet«, rief die dunkle Stimme aufgeregt.
    Alana tauchte an die Oberfläche zurück und streifte das dünne Tuch ab, das über ihrem Gesicht lag.
    Zwei Gesichter wandten sich ihr zu, zwei Augenpaare zeigten unterschiedliche Gefühle: Sie las Sorge in den hellen und freundliche Anteilnahme in den dunklen Augen.
    »Wieder da?«, fragte der Zwerg. Er beugte sich vor und schüttete Wasser in einen Becher, den er ihr reichte. Der helle Kittel, den er jetzt trug, blendete Alana so, dass sie die Augen zusammenkneifen musste.
    »Komm in den Schatten«, sagte Sverre. »Du warst lange im Dämmerreich, deine Augen müssen sich erst wieder an das Sonnenlicht gewöhnen.«
    »Was hast du gesehen?«, fragte Ivaylo.
    Alana trank einen großen Schluck von dem kühlen Wasser. Ihr Mund war trocken und ihre Kehle so ausgedörrt, als wäre sie tagelang ohne

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