Sturm im Elfenland
und schlug mit seinem Hammer gegen den Stein. Die Tür wurde geöffnet und ich trat ein.
Die Stimmen, die gerade noch wild durcheinandergetönt hatten, verstummten. Bärtige Gesichter drehten sich mir zu, ich wurde nicht allzu freundlich gemustert. »Auberons verfluchter Magus«, hörte ich einen der Rotgekleideten knurren. Ein anderer pflichtete ihm bei, zwei flüsterten miteinander und warfen mir schräge Blicke zu. Einige ignorierten mich demonstrativ und wandten sich ab, um lebhaft miteinander zu diskutieren.
»Munir, sei mir willkommen«, übertönte Tronds Bass das Gemurmel und Gerede. Der König saß abseits des Kreises, den die Rotgekleideten bildeten, und hielt etwas in der Hand, das ich verblüfft als einen Spiegel erkannte.
Trond winkte mich zu sich, und ich durchquerte den Raum, der groß und lang gestreckt war, mit einer Decke, die für meinen Geschmack viel zu niedrig über meinem Kopf hing. Ich bemerkte, dass ich unwillkürlich die Schultern beugte, und zwang mich dazu, mich wieder aufzurichten.
Trond verhüllte den Spiegel sorgfältig mit einem dunklen Samttuch und legte ihn auf den Tisch. Dann wies er auf den Sitz ihm gegenüber, mir bedeutend, ich möge Platz nehmen.
»Wo ist Auberon?«, fragte ich.
»Er unterhält sich gerade mit Arve Sägezahn.« Trond beugte sich zu mir und erklärte mit gedämpfter Stimme: »Arve ist der Älteste. Wenn Auberon ihn auf seine Seite zieht, werden die anderen sich nicht widersetzen.« Er blinzelte mir zu und trank einen großen Schluck aus dem Humpen, der neben seinem Ellbogen stand.
Ich schaute mich um. Dann entdeckte ich meinen König, der neben einem weißbärtigen Zwerg saß und eindringlich auf ihn einredete. Der Alte nickte gelegentlich, machte dabei aber ein skeptisches Gesicht.
»Kannst du ihnen nicht befehlen, uns zu unterstützen?«, fragte ich Trond Hammerschlag.
Der Zwergenkönig hob die breiten Schultern. »Wahrscheinlich könnte ich das. Aber Gelehrte lassen sich nicht gerne etwas von Kriegern vorschreiben. Sie sind dann nur halbherzig bei der Sache. Es ist viel besser, wenn sie das Gefühl haben, sie hätten sich selbst dazu entschieden, euch beizustehen.«
Ich seufzte und lehnte mich zurück. Trond musterte mich mit einer Miene, die ich nicht recht zu deuten wusste.
»Auberon hat mir angedeutet, ihr hättet etwas in Besitz, das eigentlich mir gehört, und das ihr mir zurückgeben würdet, wenn ich euch helfe.«
Ich musste meine Überraschung verbergen. Warum sprach Auberon sich nicht mit mir ab? Ich ahnte, worauf er sich da bezog, und hätte ihm davon abgeraten, unser Pfand an dieser Stelle so leichtfertig zu verspielen.
»Du bist nicht einverstanden damit«, schloss Trond, der über eine unangenehme Scharfsicht verfügte.
»Nein«, entgegnete ich schroffer, als ich beabsichtigt hatte. »Ich halte es für unklug. Wir vermuten, dass du immer noch einige Elfenjunker irgendwo hier in der Feste gefangen hältst. Das Pfand sollte für ihre Auslösung verwendet werden.«
Auberon hatte das Pfand zumindest mit dieser Erklärung in meine Obhut gegeben. Ich war darüber nicht glücklich gewesen, hatte mich aber gefügt. Und jetzt verspielte er unseren Vorteil für ein Versprechen, das weniger wert war als ein Kiesel in der Hand?
Trond nickte nachdenklich. »Gefangene Elfenjunker. Soso. Hier in der Feste, sagst du?«
Ich biss die Zähne aufeinander. Was tat Auberon seinen Getreuen damit an? Wie sehr fühlte ich mit ihnen, die schon so lange hier im Dunkeln, tief unter der Erde, schmachten mussten. Wie mussten sie sich danach sehnen, wieder einen freien Himmel über sich zu sehen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir das Pfand schon längst gegen sie eingelöst. Ach, wie oft in den letzten Jahren konnte ich meinen Herrn und Gebieter nicht verstehen, konnte nicht nachvollziehen, warum er so handelte, so dachte, wie er es tat!
Trond drehte den Feueropal an seiner Kette um den Finger. »Wenn euer Pfand so wertvoll ist, wie ich es vermute und hoffe, könnten wir sicherlich über einen angemessenen Tausch verhandeln. Aber das muss jetzt warten. Mir scheint, Auberon und mein alter Arve sind sich endlich einig geworden.«
Wirklich erhob Auberon sich, lächelte auf den Zwergengreis hinunter und legte ihm vertraulich die Hand auf die Schulter. Dann wandte er sich um und kam auf uns zu. Ich sah, wie Arve Sägezahn nachdenklich die Stirn krauste und sich dann zu seinem Nachbarn neigte, um ihm etwas ins Ohr zu sagen.
»Nun?«, empfing Trond
Weitere Kostenlose Bücher