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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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Fluss, in das ich mich gelegentlich zurückziehe. Du bist der erste meiner Schüler, den ich dorthin mitnehme. Verrate es den anderen nicht.« Er zwinkerte zwar bei diesen Worten, aber sein Gesicht wurde sofort wieder ernst.
    Ivaylo nickte und klemmte das Buch unter den anderen Arm. Wollte Erramun ihn wirklich darin unterweisen, wie man Portale öffnete? Er mochte es sich kaum ausmalen.
    »Was versprichst du dir davon?«, fragte Erramun. Ivaylo musste nicht fragen, was er meinte.
    »Ich möchte versuchen, meine Eltern zu finden«, erwiderte er. »Wahrscheinlich sind sie tot. Aber vielleicht werden sie nur irgendwo festgehalten und können mir keine Nachricht schicken.« Er machte eine hilflose Handbewegung. Dort draußen. Außerhalb der Welt der Elfen. Gefangen gehalten von Wesen, die er sich nicht vorstellen konnte, die Fangzähne hatten und giftigen Geifer sprühten, die hundert Arme besaßen und keine Beine, Augen wie eine Spinne hatten oder zwei Köpfe. Böse Wesen. Mächtige Wesen. Sein Vater hatte ihm von den Toren in andere Welten erzählt, die so gefährlich zu öffnen waren, und von den Wesen, die dahinter lauerten. Seine Eltern waren spurlos verschwunden, und er konnte sich nicht vorstellen, dass sie tot waren. Vielleicht hatten seine Eltern sich in eine dieser anderen Welten gerettet. Es musste einfach so sein! Und wenn es so war, würde er sie zu finden wissen. Er war stark und er hatte keine Angst vor Dämonen.
    Erramun nickte nachdenklich. »Du scheinst die naheliegende Möglichkeit auszuschließen, dass sie in einem von Auberons Kerkern sitzen?«
    Ivaylo riss die Augen auf. »Wie kommst du darauf?« Als Erramun nicht antwortete, fuhr er fort: »Ja, das schließe ich aus. Ich habe länger als ein Jahr auf dem Königsstein gelebt. Ich hätte es gemerkt, wenn sie dort eingekerkert gewesen wären. Munir hat sich jeden Tag um mich gekümmert. Ich hätte bemerkt, wenn er mich angelogen ...« Ivaylo verstummte. Hätte er es wirklich bemerkt?
    »Munir.« Erramun lächelte, als er den Namen aussprach, und dennoch klang er wie ein Schimpfwort. »Auberons treuer Hund.« Er erläuterte seine Worte nicht, sondern deutete energisch nach vorne. »Lass uns nicht trödeln. Wir haben viel miteinander zu bereden.«
     
    Ein kleines Haus kauerte geduckt an der Böschung zum Fluss. Seine Vorderfront überwucherte rankender Wein, dessen Laub sich in allen Rottönen des Sonnenuntergangs färbte. Eine Weide mit tief hängenden Zweigen verdeckte die Seite, die zum Weg zeigte. Ivaylo wäre beinahe an dem Haus vorbeigelaufen, ohne es zu bemerken. Er folgte Erramun über den von Holunderbüschen gesäumten Pfad, der zur Haustür führte. »Sei willkommen«, sagte der Lehrer und öffnete die niedrige Tür. Er musste ein wenig den Kopf einziehen, um unter dem Türstock hindurchzupassen. Ivaylo lachte und machte eine Bemerkung darüber.
    Erramun schmunzelte und entzündete mit einer beiläufigen Handbewegung ein Feenlicht. In dem kleinen, niedrigen Raum war es kühl und dämmrig.
    »Das ist ein Zwergenhaus«, staunte Ivaylo, der sich umschaute.
    »Mit einem schönen Kamin«, entgegnete der Lehrer. »Bist du so freundlich und machst uns darin ein Feuer? Holz findest du hinter dem Haus.«
    Wenig später brannte das Kaminfeuer und vertrieb die klamme Kälte aus dem Raum. »So ist es schon besser«, murmelte der Lehrer und ließ sich in einen durchgesessenen Lehnstuhl sinken.
    Ivaylo hockte sich auf die Kante des Stuhls, der auf der anderen Seite des Kamins stand. Er war viel zu aufgeregt, um sich gemütlich zurückzulehnen. »Mein Vater«, sagte er, denn das brannte ihm am meisten auf der Seele. »Du wolltest mit mir über ihn sprechen.«
    Erramun ließ sich nicht drängen. Er betrachtete Ivaylo nachdenklich. Ivaylo ließ es über sich ergehen, obwohl er vor Ungeduld barst. Er zwang sich, tief und langsam zu atmen und seinerseits den Lehrer zu mustern. Erramun erinnerte ihn an eine große, wachsame Katze, deren Trägheit nur vorgetäuscht war, um das Opfer in Sicherheit zu wiegen. Seine strahlend grünen Augen schauten verschleiert unter halb gesenkten Lidern hervor, aber in ihrer Tiefe blitzte ein kaltes Feuer. Ivaylo wand sich unbehaglich unter diesem Blick.
    »Was weißt du über das Schicksal deiner Eltern?«, fragte Erramun unvermittelt.
    »Nichts«, erwiderte Ivaylo, ohne nachzudenken. »Gar nichts. Sie waren plötzlich fort und ich fand mich auf dem Königsstein wieder.«
    Erramun schüttelte den Kopf. »Du erinnerst dich nicht

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