Sturm im Elfenland
explodierten.
Stille und Dunkelheit. Ich trieb mit geschlossenen Augen in der gestaltlosen Schwärze, die Knie an die Brust gezogen, umklammerte meine Beine mit den Armen und genoss die Ruhe, die Kälte, die mich umgab.
Stimmen und Rufe. Sachte Berührungen wie von Vogelschwingen. Träge öffnete ich meine Augen und schaute mich um. Augen starrten mich an, wichen zurück, schlossen sich, als mein Blick sie traf. Gesichter, die ich nur aus den Augenwinkeln wahrnehmen konnte, waren mir zugewandt. Wenn ich den Kopf drehte, um sie zu betrachten, wurden sie von der Dunkelheit verschluckt.
Kleine Lichter funkelten. Ganz nah oder weit entfernt? Mir fehlte ein Bezug, um das feststellen zu können. Matt streckte ich eine Hand aus, wollte eins der Lichter berühren, aber als mein Blick auf meine Hand fiel, führte ich die Bewegung nicht zu Ende.
Schwarzes Feuer schlug aus meiner Handfläche. Es brannte mit einer hohen, steten Flamme, und ich konnte nicht sagen, ob es heiß oder kalt war. Fasziniert hob ich die Hand zu meinen Augen und blickte in das Feuer hinein. Funken aus Eis und Licht tanzten darin. Die Flamme brauste wie ein ferner Sturm.
Wieder die Empfindung, dass jemand mich beobachtete. Ich drehte mich um, eine Bewegung, die schwebend und gleitend zugleich war. Da war kein Boden, den ich unter meinen Füßen spüren konnte.
»Wo bin ich?«, versuchte ich zu rufen, aber die Worte starben auf meinen Lippen. Ich stieß einen wortlosen Schrei aus, aber auch der wollte nicht nach draußen dringen. War da überhaupt Luft um mich herum? Atmete ich? War ich gefangen wie eine Fliege im Bernstein, erstarrt für alle Ewigkeit, lebendig und tot zugleich?
Die Angst schlich sich an mich heran wie ein großes, leichtfüßiges Tier und packte mich mit stählernen Zähnen. Ich erzitterte unter ihrem Angriff, aber die Hand, die ich immer noch in Augenhöhe hielt, und die schwarze Flamme darauf bewegten sich nicht um Haaresbreite.
Ich hing erstarrt in der Dunkelheit, die mich aus tausend Augen anstarrte.
»Munir? Hörst du mich?«
Kälte auf meinem Gesicht. Meine Hand schmerzte, als wäre sie zerfleischt worden. Ich zitterte am ganzen Leib.
»Munir. Du bist in Sicherheit.« Eine andere Stimme, mir altvertraut und lieb. Ich wollte ihr antworten, aber nur ein lang gezogenes Stöhnen kam aus meinem Mund.
»Orrin sei Dank, er lebt noch.« Wieder das Gefühl von Kälte. Nässe. Es war so kalt.
»So kalt.«
»Habt ihr keine Decken hier?« Befehlsgewohnt, ungeduldig. »Können wir ihn nach draußen bringen?«
»Es sollte jetzt ohne Gefahr möglich sein. Das Tor ist geschlossen.«
Etwas Warmes, Weiches legte sich auf mich. Ich griff nach der Wärme, als gälte es mein Leben.
Nach und nach kehrten meine Sinne zurück. Ich öffnete die Augen und schloss sie gleich wieder, weil das Licht der Öllampen mich blendete, als schaute ich direkt in die Sonne. »Auberon?«, sagte ich schwach.
»Ich bin hier«, hörte ich die Stimme meines Königs. Jemand ergriff meine Hand und drückte sie. Die andere Hand. Die Hand, die nicht mit schwarzer Flamme brannte.
Ich setzte mich ruckartig auf und schwankte, weil mich heftiger Schwindel ergriff. Jemand stützte mich. »Dir ist nichts geschehen«, hörte ich einen Zwerg sagen.
»Nichts geschehen?« Ich blinzelte durch meine Wimpern und untersuchte meine Hand. Die Handfläche war stark gerötet und schmerzte, aber nicht stärker, als hätte ich damit in zu heißes Wasser gefasst. Ich hob den Blick, sah mich um. Meine Augen begannen sich an das gedämpfte Licht zu gewöhnen. Ich fand mich auf einer Steinbank in einem kleinen Höhlenraum, der offensichtlich als Ruhezimmer genutzt wurde, wieder. Auberon, der Zwergenkönig und Vetle standen um mein Lager und sahen mich mit mehr oder weniger großer Besorgnis an. Was hatte mich hierher gebracht? Was war geschehen? Das Letzte, an das ich mich erinnern konnte, war ...
»Der Sternenstein«, sagte ich. Mit einem Mal brannte meine Hand wie Feuer. »Was ist geschehen?«
Vetle hockte sich ohne Umstände neben mich und griff nach meiner Hand, um sie zu untersuchen. »Hast du Kopfschmerzen?«, fragte er mich. Ich verneinte. »Irgendwelche Lichterscheinungen? Blitze, Funken? Geräusche, die du nicht einordnen kannst? Stimmen, Laute?« Auch das verneinte ich verwundert. Ich wiederholte meine Frage, was geschehen sei.
»Wir sind nicht vollkommen sicher«, sagte er. »Woran erinnerst du dich?«
Trond Hammerschlag mischte sich ein, ehe ich antworten
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