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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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ansehe. Du bist also der Meinung, dass es ein echter Sternenstein ist? Und der Zwergenkönig selbst hat ihn dir gegeben? Das kann ich kaum glauben. Irrst du dich da nicht?«
    »Ich weiß es«, erwiderte Ivaylo kurz. »Ich habe ihn an mich gebunden, deshalb diese Narbe in meiner Hand.« Er blickte unwillkürlich auf Erramuns Hand. »Wieso fragst du mich das alles?«
    Warum sah die Narbe des Lehrers so frisch aus? War Erramun gerade erst in den Besitz des Steins gelangt? Auf welchem Weg? Und hatte er nicht schon dieses Brandmal in der Handfläche, als Ivaylo ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen hatte? Ivaylo runzelte verwirrt die Stirn.
    »Ich sage doch, wir sprechen möglicherweise über zwei unterschiedliche Dinge«, sagte Erramun. Er klang ärgerlich. »Es hat mich viel Mühe, Schmerzen und Zeit gekostet, den Stein zu erschaffen, den ich dir gezeigt habe. Ich möchte gerne herausfinden, wie er sich von deinem unterscheidet. Gibst du ihn eine Weile in meine Obhut?«
    Ivaylo widerstrebte der Gedanke. Er hatte sich von seinem Stein, seit er ihn an sich gebunden hatte, keinen Augenblick getrennt.
    »Ich weiß nicht«, sagte er unschlüssig.
    Erramun schien das zu kränken. »Wie soll ich dir bei deiner Suche helfen, wenn du mir nicht vertraust?«
    Ivaylo seufzte und schob den Stein zu Erramun. »Hier.« Er sah beklommen, wie sein Sternenstein in Erramuns Hand verschwand. »Nein«, sagte er. »Nein, warte, ich ... gib ihn mir zurück. Es ist nicht richtig, dass ich dir meinen Stein gebe.«
    »Hab keine Angst«, beruhigte Erramun ihn. »Ich behalte ihn nur über Nacht, morgen bekommst du ihn wieder.«
    Ivaylo biss die Zähne aufeinander. Was war es, das ihn so erschreckte? Hatte er etwas in den Augen des Lehrers gesehen, das er sich nicht erklären konnte? Oder war es einfach die Tatsache, zum ersten Mal seit Langem von seinem Stein getrennt zu sein?
    Erramun blickte ihn unverwandt an und Ivaylo konnte seine Miene nicht deuten. Der gedämpfte Schein des Feenlichts warf seltsame Schatten über Erramuns Züge und verlieh ihnen einen höhnischen Ausdruck.
    »Geh nach Hause«, sagte der Lehrer. »Morgen früh sehen wir uns hier wieder, einverstanden? Dann bringe ich dir bei, wie man ein Tor in die Welt der Dämonen öffnet. Das wolltest du doch, oder?«
    Ivaylo fand sich vor der Tür des Häuschens wieder, das Buch in der Hand. Es hatte zu dämmern begonnen und am Himmel blinkten die ersten Sterne. Die Luft war kalt und klar, sie trug schon die Ahnung von Winter mit sich. Vom Fluss her stieg kalter Dunst auf, der Ivaylo frösteln machte.
    Er klemmte das Buch fest unter seinen Arm, schob die Hände in die Taschen seiner Jacke und ging mit schnellen Schritten zum Haus zurück. Morgen früh, dachte er. Heute Nacht lese ich das Buch, und morgen früh zeigt Erramun mir, wie ich ein Tor öffnen kann! Er schauderte und begann zu laufen, auf die tröstlich helle Wärme des Hauses zu.
     
     
     

D
er Schutzkreis, den Vetle sicherheitshalber um mich und den Stein in meiner Hand gezogen hatte, verschleierte meine Sicht auf das, was außerhalb seiner Begrenzung geschah, noch mehr, als es die Binde um meine Augen tun konnte. Ich konnte verschwommen erkennen, dass vier Gesichter sich mir beobachtend zuwandten.
    Vetle, der rechts von mir Aufstellung genommen hatte, gab mir das verabredete Zeichen, auf das hin ich meine Augenbinde abnahm. Jetzt kam es darauf an, dass ich den richtigen Zeitpunkt nicht verpasste. Der Bann, der auf den Sternenstein in meiner Hand gelegt war, würde im selben Moment erlöschen, in dem Vetle den Schutzkreis vollendete, der mich umschloss.
    Ich beobachtete die Bewegungen des jungen Zwergenzauberers. Er wirkte sicher und gelassen, was mich beruhigte. Er hob die Hände, breitete sie aus, führte sie langsam zusammen ‒ und mit einem Schlag, der mich vom Kopf bis zu den Fersen durchfuhr und meine Zähne zum Klappern brachte, brach der Bann, der das Feuer des Sternensteins davon abhielt, meine Hand zu versengen. Ich schnappte nach Luft und griff mit meinem Geist tief in das Herz des Steins. Die Hitze, die er ausstrahlte, brannte sich in mein Herz wie weißes Feuer. Meine Hand explodierte in Hitze und Schmerz.
    Keine Kontrolle. Ich ließ alle Vorsicht fahren und stürzte mich in den Stein, umklammerte ihn mit allen Sinnen und nahm ihn in mich auf, ließ mich von ihm absorbieren. Wir verschmolzen zu einer weiß glühenden, vor Schmerz schreienden Einheit, aus der Blitze und Feuer nach allen Seiten

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