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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zum Zeichen, dass er schweigen sollte, vielleicht aber auch, weil sie seiner Frage ausweichen wollte.
    Die fremden Männer diskutierten währenddessen weiter. Irgendetwas schien sie zu beunruhigen, aber nichts deutete darauf hin, dass sie Dirk, Kinah und Lubaya entdeckt hatten.
    »Die Typen sind mit sich selbst beschäftigt.« Dirk steckte das blutige Taschentuch wieder ein. Es wäre ihm wie ein Sakrileg vorgekommen, es hier auf den Boden zu werfen – und vielleicht brauchte er es ja noch. »Und ich habe das Recht auf ein paar Antworten.«
    »Wenn wir hier raus sind …«, flüsterte Kinah.
    »Nein, nicht erst, wenn wir hier raus sind.« Dirk musste sich zusammenreißen, um nicht laut zu werden. »Ich will wissen, was mit meiner Tochter ist. Sofort! Ich muss wissen, ob Akuyi lebt, ob es ihr gut geht.«
    Kinah holte tief Luft. »Ich gehe davon aus, dass sie lebt. Aber ob es ihr gut geht … ich hoffe es, ich hoffe es aus ganzem Herzen. Safrin ist mit ihr erst einmal nach Ägypten geflogen. Er wollte seine Spuren verwischen.«
    »Damit die deutsche Polizei ihn nicht findet.«
    »Nein. Nicht die deutsche Polizei und überhaupt keine Polizei. Sondern die Männer, die mich unter Druck setzen wollen.«
    »Und die Achmed umgebracht haben.« Dirk biss die Zähne so fest aufeinander, dass es wehtat. »Achmed … was war mit ihm? Wollte er auch nach Ägypten?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete Kinah. Sie keuchte leise. »Hör mal, Dirk: Ich finde die Situation genauso unerträglich wie du. Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht, vielleicht sogar einen großen. Aber eines weiß ich sicher: Safrin wird Akuyi mit seinem Leben verteidigen, wenn es nötig ist.«
    »Wie beruhigend«, erwiderte Dirk. »Vor allem in Anbetracht seines toten Bruders.«
    »Warum sagst du das? Willst du mich quälen?«
    »Nein. Aber ich will alles darüber wissen, was in den letzten sechs Wochen mit Akuyi passiert ist.«
    »Darüber kann ich dir weniger erzählen, als du glaubst«, sagte Kinah. »Ich habe ganz am Anfang mit ihr telefoniert, danach hatten wir keinen direkten Kontakt mehr – das wäre zu gefährlich gewesen.«
    »Dann erzähl das, was du weißt …« Dirk verstummte, weil er eine Veränderung im Tonfall der Araber zu bemerken glaubte. Außerdem hatten sie die Stimmen gesenkt, und flackernder Lichtschein kündigte an, dass irgendetwas im Gange war. Er befürchtete, dass ihnen nicht viel Zeit blieb.
    Er tastete nach Kinah. Seine Finger glitten über ihre Schulter, ihren Oberarm hinab, streiften dabei ihren Busen, fanden schließlich ihre Hand und drückten sie. »Bitte«, flüsterte er und beugte sich näher zu ihr. »Wir sind ihre Eltern. Wir müssen zusammenhalten.«
    Er spürte, wie sich Kinahs Puls beschleunigte. Sie war ihm in jeder Beziehung nah, zumindest in diesem Moment. Im Grunde seines Herzens zweifelte er nicht daran, dass sie ihn wirklich geliebt hatte. Und vielleicht liebte sie ihn ja immer noch.
    »Ach, Dirk.« Ein leichtes Zittern ging durch ihren Körper. »Wenn die Umstände anders wären … Ich hatte nie vor, euch zu verlassen. Aber damals, als der Sturm wütete und du die Garage kontrolliert hast … erinnerst du dich, dass ich nach dir auch noch einmal runtergegangen bin?«
    Dirk nickte. Und ob er sich daran erinnerte! Was hatte Akuyi gesagt? Kinah sei wiedergekommen und habe wie eine zitternde Puppe im Bett gelegen, vollkommen verstört.
    »Was ist damals passiert?«, fragte er. »Hat jemand versucht, in die Garage einzudringen? Hat dir jemand Gewalt angetan?«
    »Nein«, flüsterte Kinah. Sie rückte näher an ihn heran. »Ich hatte eine Vision«, fuhr sie fort.
    »Eine Vision?«, wiederholte Dirk verständnislos. »Was für eine Vision?«
    »Eigentlich war es keine Vision, sondern ein wahr gewordener Albtraum.« Kinahs Stimme veränderte sich, klang gepresst und hektisch zugleich. »Ich habe schon vieles erlebt, auch einiges, das mich in Angst und Schrecken versetzt hat, aber das war anders. Es war, als griffe etwas durch Zeit und Raum hindurch nach mir und wollte mich mit sich ziehen. Und dann … dann wurden die Skulpturen in der Garage … plötzlich lebendig.« Kinah schüttelte sich. »Es war schrecklich. Der Sturm rüttelte an der Tür, die nicht mehr richtig schließt und die du irgendwie verklemmt hattest. Es war, als begehrte jemand Einlass … oder besser gesagt: etwas.«
    Dirk schwieg. Die fremden Männer lamentierten nach wie vor, doch dann veränderte sich die Geräuschkulisse abermals. Dirk konnte

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