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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Seite, und kurz darauf erwischten ihn eine zweite und dritte Bö. Die Geräusche des Sturms klangen wie hämisches Gelächter, und obwohl sich Dirks Verstand dagegen wehrte, die Existenz von Geistern und Dämonen anzuerkennen, wusste er es im Grunde seines Herzens besser. Shimeru hatte recht gehabt. Wer auch immer mit dem Thunderformer herumexperimentierte, um diese Massenvernichtungswaffe zu testen, hatte dadurch tatsächlich dämonische Kräfte geweckt und auf die Welt losgelassen. Wenn ihnen nicht bald Einhalt geboten wurde, würden sie alles zerstören, was die Menschheit in Jahrtausenden aufgebaut hatte.
    Dirk kroch auf allen vieren an den Felsen heran, erfüllt von einer Entschlossenheit, die er noch nie zuvor empfunden hatte – noch nicht einmal vor fast zwanzig Jahren, als er Kinah zum ersten Mal gesehen und sich sofort in sie verliebt hatte. Nun fürchtete er, ihren gemeinsamen Sohn zu verlieren, und das durfte nicht geschehen. Er presste sich gegen den Felsen und blinzelte gegen den Sturm an. Sein Blick irrte über die matschige Schneise zwischen den beiden Hügeln, die im Licht der zuckenden Blitze einem Scherenschnitt glich.
    Noah musste irgendwo in der Nähe sein. Er hatte sich gewiss ebenfalls einen geschützten Platz gesucht, und davon gab es hier nicht allzu viele.
    Da sah er ihn. Er war tatsächlich nicht weit entfernt, lag bäuchlings im Schlamm und umklammerte einen kleinen Felsbrocken, der wie ein abgebrochener Drachenzahn aus dem Morast ragte. Der Sturm zerrte mit solcher Kraft an ihm, dass sein Körper bebte, als würde er von einem epileptischen Anfall geschüttelt. Immer wieder wurde er hochgerissen und zurück auf den Boden geschleudert.
    Dirk schrie auf. Es war ihm unerträglich, seinen Sohn dermaßen hilflos zu sehen. Ohne nachzudenken, kroch er aus der Deckung und schob sich auf Noah zu.
    Er kam nicht einmal einen halben Meter weit, bevor ihn ein Windstoß traf, emporschleuderte und wieder zu Boden warf. Die Luft wurde Dirk mit solcher Gewalt aus den Lungen gepresst, dass ihm ein Keuchen entfuhr, und für einen kurzen, grässlichen Moment bestand die Welt nur noch aus grellem Schmerz. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er sich so weit erholt hatte, dass er weiterrobben konnte.
    Ob vorwärts oder zurück in den zweifelhaften Schutz des Felsens, das war für ihn keine Frage. Die nächste Bö traf ihn von der Seite und drückte ihn ein Stück zurück. Sie fühlte sich an wie der gezielte, boshafte Stoß eines Dämonen, der verhindern wollte, dass er seinen Sohn erreichte. Dirk versuchte vergebens, ihr standzuhalten. Dann prügelte ein Windstoß nach dem anderen auf ihn ein und trieb ihn Zentimeter für Zentimeter zum Felsen zurück.
    Sollten sie doch. Dirk war wild entschlossen, sich durch nichts und niemanden davon abbringen zu lassen, zu Noah zu gelangen. Und wenn es nicht im Kriechtempo ging, würde er eben während einer Windflaute zu ihm hinüberrennen. Es war alles nur eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Die Böen kamen mal geballt, mal ebbten sie wieder ab, als müssten sie sich für den nächsten Angriff sammeln.
    Dirk holte tief Luft und sprang auf. Mit langen Sätzen lief er auf Noah zu. Sein Herzschlag hätte in diesem Moment wohl jedes Pulsmessgerät zum Platzen gebracht, aber er schaffte es: Er war bei Noah, ehe die Sturmdämonen begriffen, was er vorhatte.
    Ihre Rache war fürchterlich. Sie packten nicht ihn, sondern seinen Sohn, schleuderten ihn durch die Luft und auf eine scharfkantige Gesteinsformation zu. Noah riss die Arme hoch und schlug gegen den Felsen. Dirk glaubte, Knochen splittern zu hören, was eigentlich vollkommen unmöglich war, weil das Fauchen und Toben des Sturmes sämtliche anderen Geräusche übertönte.
    Noah rutschte an dem Felsen hinunter und zu Boden.
    Dirk wollte nur noch zu seinem Sohn. Er knickte in den Knien ein wie ein erschöpfter Boxer, rappelte sich hoch und torkelte durch den Matsch. Nach wenigen Schritten erfasste ihn erneut eine Bö und warf ihn ebenfalls gegen die Felsformation. Er schlug hart auf und sackte kraftlos neben Noah zusammen. Endlose Sekunden lang kämpfte er gegen die drohende Bewusstlosigkeit an, und schließlich gelang es ihm, den Kampf zu gewinnen. Der rote Nebel vor seinen Augen verschwand nicht ganz, lichtete sich jedoch weit genug, dass er seine Umgebung wieder erkennen konnte.
    Noah richtete sich gerade auf. Seine langen blonden Haare umwirbelten sein Gesicht, sodass es kaum zu sehen war. Er schrie etwas, das Dirk nicht

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