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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einmal ansatzweise verstand, und zeigte nach unten.
    Dirk blickte zu Boden – und in einen klaffenden Spalt. Die Erde hatte sich zwischen ihm und Noah aufgetan. Schlamm und Steine verschwanden in dem Riss, und zwar nicht gemächlich, sondern in einem immer reißender werdenden Strom. Zum zweiten Mal an diesem Tag drohte ihn der Boden zu verschlucken, aber diesmal auf andere Weise als zuvor. Es ging nicht nur schneller, es hatte auch etwas Endgültiges.
    Dirk kam nicht mehr dazu, zurückzuspringen. Der Grund unter seinen Füßen gab nach und riss ihn mit sich.
    Das giftige Heulen des Sturms explodierte in seinen Ohren, und fast schien es, als würden die wütenden Windstöße ihn noch einmal hoch- und von dem Loch wegschleudern, doch da rutschte er genau wie Noah mit einer Lawine aus Matsch und Geröll hinab in den pechschwarzen Schlund.
    ***
    »Genau hier … wollte ich hin.« Noah führte seine Hand zum Mund, wackelte an einem seiner Schneidezähne und riss ihn mit einer entschlossenen Handbewegung heraus. Er betrachtete den Zahn, zuckte mit den Schultern und steckte ihn ein. »Ich hoffe, du hast die Ibeji noch.«
    »Was?« Dirk griff erst in seine rechte, dann in die linke Hosentasche, in die er die Zwillingsfiguren mit aller Kraft und trotz des protestierenden Knirschens des Stoffes hineingedrückt hatte, und stellte fest, dass sie an ihrem Platz waren. »Keine Sorge, die beiden sind wohlauf.«
    Dann fuhr er vorsichtig mit der Zunge über seine Schneidezähne. Zu seiner Überraschung waren noch alle vorhanden. Noah hingegen hatte mindestens zwei Zähne eingebüßt, denn außer bei dem, den er sich gerade herausgerissen hatte, klaffte eine weitere Lücke in seinem Gebiss. Darüber hinaus zierten Matschstreifen seine Wangen wie die Kriegsbemalung eines Indianers, und seine Kleider sahen aus, als hätten sie ein paar Wochen im Dreck gelegen. »Genau hier wolltest du hin? Wie meinst du das?«
    »So wie ich es gesagt habe.« Noah deutete schräg nach oben, wo nach wie vor der Sturm tobte und auch jetzt noch ein beständiger Strom von Matsch und Geröll nachrutschte, sodass sie als Erstes auf allen vieren ein Stück weit von der Einbruchstelle weggekrochen waren, bevor sie sich um Atem ringend ein paar Augenblicke Ruhe gegönnt hatten. »Sie haben versucht, uns mit aller Macht davon abzuhalten, hierher zu kommen. Aber noch sind sie nicht stark genug.«
    »Wer … die Dämonen?«, fragte Dirk. Es sollte spöttisch klingen, doch seine Stimme zitterte leicht, und das sicherlich nicht aus Erschöpfung. Er war noch viel zu vollgepumpt mit Adrenalin, um zu bemerken, wie sehr ihn der heftige Kampf mit dem Sturm geschwächt hatte.
    »Du glaubst nicht daran.« Noahs Gesicht sah in dem gelblichen Gewitterlicht furchtbar blass aus. »Das ist schlecht. Wie willst du sie dann besiegen?«
    Dirk, der gerade den Dreck von seinen Händen zu reiben versucht hatte, hielt mitten in der Bewegung inne. »Ich habe nicht vor, irgendjemanden oder irgendetwas zu besiegen. Ich möchte nur noch weg hier. Zusammen mit dir, deiner Mutter und deiner Schwester.«
    »Dann lass uns aufbrechen und nach ihnen suchen.« Noah benötigte zwei Anläufe, bis er sich halbwegs aufgerichtet hatte, und auch dann wirkte er noch ein bisschen benommen. »Sie müssen ja irgendwo hier sein.«
    »Deine Mutter vielleicht.« Dirk stemmte sich ebenfalls hoch. Er fühlte sich nicht zerschlagen, sondern ganz im Gegenteil voller Tatendrang und von neuer Kraft durchströmt.
    Es war nur die Frage, wie lange das vorhalten würde.
    »Aber woher weißt du, dass deine Schwester irgendwo in der Nähe ist?«, fragte er, stieß sich von der Felswand ab und folgte Noah, der in die Richtung taumelte, wo der Matsch in harten, felsigen Boden überging und sich die Höhle scheinbar ins Unendliche erstreckte.
    »Ich hoffe es«, murmelte Noah.
    Dirk beeilte sich, zu ihm aufzuschließen. »Du hoffst es? Spürst du ihre Anwesenheit denn nicht? Schließlich seid ihr Zwillinge!«
    Noah stapfte wortlos weiter.
    Dirk fragte sich, wie die Bewohner des afrikanischen Dorfes, dessen Schamane Noah als seinen Enkelsohn und Erben großgezogen hatte, wohl auf diesen blonden, breitschultrigen Hünen reagiert hatten.
    »Spüren bedeutet für uns etwas anderes als für dich«, antwortete Noah schließlich. »Es gibt verschiedene Arten, etwas zu spüren. Shimeru hat sie mir alle beigebracht.«
    »Aha.« Mehr fiel Dirk dazu nicht ein. Wozu brauchte man einen Schamanen, der einem erklärte, wie man fühlen

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