Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
warten sollen«, fuhr Biermann fort.
    Warten?
    Das Grollen hatte aufgehört, dafür ertönten nun andere Geräusche. Schräg über ihnen polterte etwas, Steine kullerten eine Böschung hinunter, dann hörte Dirk einen unterdrückten Fluch.
    »Wir beeilen uns besser«, brummte Biermann. »Sonst stellt John noch irgendeinen Blödsinn an.«
    »Aber …«
    »Er ist losgeklettert«, unterbrach ihn Biermann ungeduldig. »Er will dahin, wo sich der Skizze nach der Eingang zur Grotte befindet.«

Kapitel 9
    Dirk konnte sich nicht daran erinnern, je zuvor dermaßen schnell einen Berghang hochgeklettert zu sein. Trotzdem war Biermann schneller als er. Als Dirk ihn erreichte, kniete er bereits auf dem Boden und beugte sich vornüber wie ein buddhistischer Tempelmönch im Gebet, und dass er dabei irgendetwas Unverständliches murmelte, machte die Illusion beinahe perfekt.
    Was sie jedoch schon im nächsten Augenblick zerstörte, war das gebrüllte Wort am Ende eines Satzes, der irgendwo unter Biermann hervorschallte.
    »… Arschloch!«
    »Ja, Gallwynd ist hier«, antwortete Biermann, was Dirk dazu brachte, sich zu fragen, wen von ihnen beiden Rastalocke denn nun mit dem Schimpfwort gemeint hatte. Etwa doch nicht Biermann, wie er zuerst vermutet hatte, sondern ihn selbst?
    Er blieb neben Biermann stehen und fragte ungehalten: »Was hat der Idiot gemacht?«
    »Seinen Job.«
    »Aha. Und was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass John hier hochgekraxelt ist, weil er glaubte, die Felsformation von der Skizze erkannt zu haben«, entgegnete Biermann ärgerlich. »Während Sie mich mit irgendwelchem halbgaren Gerede aufgehalten haben.«
    Dirk öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn dann jedoch wieder. Biermann hatte ja recht. Er benahm sich wie ein Autofahrer, der immer abwechselnd auf das Brems- und Gaspedal trat und sich wunderte, dass er nicht vom Fleck kam.
    Biermann blickte zu ihm hoch. »Helfen Sie mir endlich!«
    Dirk ging in die Hocke und spähte in das Loch hinab, das sich vor ihm auftat: ein tiefer, schwarzer Schlund mit gezackten Rändern und spitzen Vorsprüngen. Doch nicht der Anblick ließ ihn erschrocken den Kopf zurückziehen, sondern der ekelhaft modrige Gestank, der ihm entgegenschlug.
    Biermann wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, eine Geste, die seinen Ekel deutlicher ausdrückte, als Worte es vermocht hätten. »Zumindest ist hier kein Nebel«, sagte er.
    »Sehr tröstlich«, hallte es dumpf aus dem Schlund heraus. »Trotzdem wäre es nett, wenn die Herren endlich in die Gänge kämen und mich aus diesem verfluchten Loch rausholen würden. So langsam ersticke ich nämlich. Hier stinkt es gotterbärmlich.«
    »Ist mir auch schon aufgefallen«, sagte Biermann hastig. »Ich habe ja das Seil mitgenommen. Damit lasse ich Gallwynd zu dir hinab.«
    »Gallwynd?« Das Entsetzen in Johns Stimme entsprach genau dem, was Dirk bei diesem Vorschlag empfand. »Warum ausgerechnet Gallwynd?«
    »Weil es besser ist, wenn ich die Nachhut bilde«, erklärte Biermann. »Nur für den Fall, dass hier ein nervöser Zeitgenosse mit einer Schrotflinte auftaucht.«
    »Ich glaube eher, du hast etwas gegen Modergestank …« Ein polterndes Geräusch ertönte, gefolgt von einem kurzen Aufschrei.
    »Ist was passiert?«, rief Biermann
    »Nein, wie kommst du bloß darauf?«, keuchte Rastalocke. »Ich bin nur ein kleines Stück tiefer gerutscht, und wenn ich mich nicht im letzten Moment hätte festhalten können … Und hier … verdammte Ratten …« Seine letzten Worte gingen in einem erneuten Keuchen unter. »Beeilt euch! Am besten zieht ihr mich sofort hoch!«
    Dirk wurde schwarz vor Augen. Ratten?!? Es gab nichts Schlimmeres. »Was für Ratten?«, stieß er hervor.
    »Ich glaube …« In der Tiefe raschelte es. »Ich glaube, ich habe tatsächlich den Eingang zur Grotte entdeckt.«
    »Was für Ratten?«
    »Die, die immer da sind, wo es dunkel, stinkig und dreckig ist«, sagte Rastalocke kaum hörbar. Doch in der nächsten Sekunde rief er donnernd nach oben: »Also, was ist nun? Ich habe keine Lust, ewig hier rumzuhängen.«
    »Wir ziehen dich gleich hoch.« Biermann hielt das Seil in der Hand und sah sich nach etwas um, an dem er es festbinden konnte.
    »Nee, hochziehen bringt's jetzt auch nicht mehr«, erscholl Johns Stimme. »Über mir ist eine Art Grat, der fühlt sich ziemlich scharfkantig an. Aber da … ich sehe was. Da dringt Licht aus der Grotte!«
    Das interessierte Dirk nicht im Geringsten. Die Stelle an

Weitere Kostenlose Bücher