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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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und bestritt jedwede Kenntnis über Mrs. Woods und ihren Aufenthalt in dieser Nacht. „Das war völlig nutzlos", stellte Richard ärgerlich fest. „Das Einzige, was uns jetzt noch zu tun bleibt, ist die Durchsuchung des Zimmers, das Mrs. Woods hier bewohnt hat."
    Da er sich bei diesen Worten an Jessica gewandt hatte, schlussfolgerte sie erfreut, dass sie davon nicht ausgeschlossen werden sollte. Mr. Cobb musterte sie neugierig, wagte aber nicht, die Entscheidung des Duke in Zweifel zu ziehen.
    Die drei machten sich also auf den Weg zu Mrs. Woods' Zimmer, vor dem ein Lakai schläfrig auf einem Stuhl hockte. Richard trat als Erster ein und zündete die Lampe auf dem Frisiertisch an.
    Dann zögerte er jedoch, und die beiden anderen hielten sich ebenfalls unschlüssig im Hintergrund. Es kam ihnen ein wenig wie eine Entweihung der Toten vor, in ihren persönlichen Dingen herumzukramen, während sie selbst irgendwo da draußen in Nacht und Kälte aufgebahrt war. Schließlich sagte Richard: „Es hilft ja nichts. Wir müssen nach irgendwelchen Anhaltspunkten suchen, auch wenn es uns Unbehagen bereitet. Wir wissen ja weder, woher sie kam, noch wohin sie wollte oder wen wir von ihrem Tod benachrichtigen sollen."
    Jessica nickte, ging zum Schrank und öffnete ihn. Es hingen nur wenige Kleider darin. Wahrscheinlich hatte sich Mrs. Woods nicht die Mühe gemacht, alles auszupacken, denn der Koffer am Fuße des Bettes war noch halb gefüllt.
    „Schauen Sie sich das einmal an", sagte sie und zog ein Kleid aus rosafarbenem Satin aus dem Koffer.
    Richard nickte zerstreut. „Ja, sehr hübsch."
    „Nein, nein, ich meinte, es ist so ganz anders als die Kleider, die Mrs. Woods hier getragen hat. Sie bevorzugte gedeckte Farben - marineblau, dunkelgrün - und einfache Schnitte. Das hier ist ganz anders - kostbares Material, leuchtende Farbe, reich mit Spitzen verziert. Es ist merkwürdig, dass jemand so unterschiedliche Kleidung besitzt. Und noch eine andere Sache ..."
    Sie schloss den Kofferdeckel und erhob sich wieder. „Ich weiß nicht, warum mir das nicht schon früher aufgefallen ist. Diese Kleider alle, auch die einfachen, dunklen, sind aus gutem Stoff und ausgezeichnet verarbeitet. Sie waren bestimmt teuer." „Und was veranlasste eine Frau, die sich solche teuren Sachen leisten konnte, mit der Postkutsche zu reisen?" vollendete Richard ihre Überlegungen.
    „Genau das ist es." Jessica ging zum Frisiertisch und wies auf die silberne Bürstengarnitur. „Das war auch nicht gerade billig."
    „Es können für jeden einmal schlechte Zeiten kommen", meinte Richard. „Vielleicht hat sie früher Geld gehabt, das ihr aus irgendeinem Grunde verloren ging. Und nun besitzt sie immer noch die Dinge, die sie sich damals leisten konnte."
    „Ja, so etwas kommt vor", murmelte Jessica, denn sie musste daran denken, dass sie auch heute noch einige Gegenstände besaß, die für ihre jetzigen Lebensumstände zu kostbar waren. „Man kann Juwelen und Möbel verkaufen. Aber niemand gibt etwas für getragene Ballkleider."
    Richard begriff sofort den Zusammenhang, gab aber keine Antwort. Stattdessen zog er die Schubladen des Frisiertisches heraus und musterte den Inhalt.
    „Kam Ihnen das Verhalten von Reverend Radfield nicht auch seltsam vor?" fuhr Jessica fort, während sie die zahlreichen kleinen Dosen und Büchsen auf dem Frisiertisch betrachtete. Offensichtlich hatte Mrs. Woods ihr Äußeres sehr gepflegt. „Sie meinen damit anscheinend etwas anderes als seine reichlich unpassende Beziehung zu einer verheirateten Frau, nicht wahr?"
    „Ja, er war so erschüttert über Mrs. Woods' Tod. Ich befürchtete schon, er werde in Ohnmacht fallen. Und das Vaterunser war auch nicht ganz korrekt. Was er dann noch zum Schluss gesagt hat - ,sie hätte später sterben können' -, das war auch nicht aus der Bibel. Ich glaube, es war Shakespeare ... Macbeth."
    „Vielleicht ist er ein Literaturliebhaber. Auf alle Fälle aber ist er den Anblick von Toten nicht gewöhnt. Im Übrigen", fuhr Richard gespielt vorwurfsvoll fort, „muss ich Sie darauf aufmerksam machen, Miss Maitland, dass Sie als höflicher Mensch auch hätten in Ohnmacht fallen oder hysterische Schreie ausstoßen müssen oder sonst etwas Ähnliches."
    „Zweifellos, Euer Gnaden", erwiderte Jessica. „Nur bitte ich dabei zu bedenken, dass Ohmachten oder Hysterie kein passendes Benehmen für eine Soldatentochter sind. Aber wie kommen Sie darauf, dass ein Geistlicher an den Anblick von Toten nicht

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